Technisch solider Durchschnitt
Besonders die Städte und Arenen wurden liebevoll gestaltet und sehen toll aus.
Technisch ist Pokémon Schwert & Schild solide, dennoch gibt es einige Fehler, die man bei den finanziellen Mitteln eines des erfolgreichsten Franchises einfach nicht erwartet. Die Performance im Dock- und Handheld-Modus ist gleich und auch die Framerate bleibt,
wie die Messung von Digital Foundry zeigt, bis auf Dynamax-Entwicklung und Kampfübergänge vorrangig stabil. In der Naturzone kommt es jedoch vor allem mit aktivierter Online-Anbindung immer wieder zu heftigen Einbrüchen. Ärgerlich sind außerdem zahlreiche Pop-Ins, bei denen Bewohner plötzlich in der Stadt aufploppen und die geringe Sichtweite.
Was ist diesmal eigentlich mit dem Soundtrack los?
Klar, England hatte mal eine aktive Rave-Szene, aber die Elektro-Songs sind diesmal so nervig, dass ich die Musik oft komplett runterdrehen musste. Geradezu wütend haben mich jedoch die stummen Charaktere gemacht: Da eröffnet im Einstieg Liga-Präsident Rose episch einen Arenakampf, die Menge im gut gefüllten Stadion tobt lautstark, aber die motivierenden Worte von Rose kann man nur lesen, denn auch in Schwert & Schild gibt es keine Sprachausgabe. Gerade in den eigentlich toll inszenierten Arenakämpfen und den schönen Zwischensequenzen hätten sprechende, oder von mir aus zumindest irgendeinen Laut von sich gebende Charaktere, immens zur Stimmung beigetragen.
Dynamax-Kampf und Naturzone mit Sahnehäubchen und Kohlewagen
Die um die 100 tollen Galar-Pokémon motivieren unheimlich.
Und so sind wir schnell wieder bei meinem Dealer-Dilemma: Man schielt neidisch rüber zu Xenoblade Chronicles oder zum Witcher und fühlt sich daran erinnert, was man eigentlich auf der Switch erleben könnte. Aber nur bei Schwert & Schild kann man nun mal Teetassen-Pokémon, Sahnehäubchen in allen Geschmacksrichtungen, Ritter mit Lauchstangen und Kohlewagen im Kampf einsetzen. Fast jedes einzelne Design der neuen Galar-Pokémon hat mich umgehauen und mit der schönen Kulisse unheimlich motiviert, immer weiter voranzukommen. Positiv aufgefallen sind mir hier die neuen Techniken, um bestimmte Pokémon zu entwickeln. Mal muss der Stick im richtigen Rhythmus gedreht werden, mal eine bestimmte Volltrefferquote erreicht werden. Und auch die Attacken, wie Mortipots „Teatime“, in der alle Pokémon im Team eine Teestunde abhalten und ihre Beeren naschen, wirken sehr gut auf die einzelnen Designs abgestimmt.
Das neue Feature„Dynamaxieren“, bei der die Pokémon riesengroß werden und drei Runden lang besonders starke Attacken einsetzen können, ist ganz nett anzusehen, macht aber spielerisch kaum einen Unterschied. Das Prinzip wirkt wie eine vereinfachte Version der gestrichenen Mega-Entwicklung. Die Entwicklungszeit die hier rein geflossen ist, hätte man lieber in die Integration weiterer Pokémon stecken sollen. Wieso die 151 neu aufgearbeiteten Monster von Let's Go Pikachu & Evoli, dessen erweiterte Engine Schwert & Schild nutzt, nicht ins Spiel integriert wurden, bleibt mir übrigens weiterhin ein Rätsel.
Sofern technisch alles klappt, sind die kooperativen Dyna-Raids in der Naturzone sehr spaßig!
Ein wirkliches Highlight stellt für mich die neue Naturzone dar, denn endlich ist es in einem Pokémon-Spiel möglich, die Kamera frei zu drehen (ja ich weiß, ich möchte nochmal an das Dealer-Dilemma erinnern). Zusammen mit dem dynamischen Wetter und somit unterschiedlichen Pokémon je nach Wetterlage, war es immer wieder ein toller Moment in dieses riesige Gebiet voller Wiesen und Flüsse zurückzukehren, indem sich Pokémon der verschiedensten Typen und Levelstufen tummelten. Wer trainieren will, ist hier genau richtig! Etwas enttäuschend ist jedoch, dass die zahlreichen starken Pokémon erst gefangen werden können, wenn man eine bestimmte Anzahl von Orden erreicht hat. So konnte ich z.B. ein Fasasnob mit Level 36 nicht fangen, weil mein letzter Orden mir nur Pokémon bis Level 35 ermöglichte. Das war zwar schon immer so, jedoch führte der lineare Ablauf der Pokémon-Spiele bisher dazu, dass man nur sehr selten zu starke Pokémon auf seiner Reise traf.Richtig gut gefallen haben mir die Pokémon-Nester, die man besuchen kann, um Watt für wertvolle Gegenstände und Attacken zu sammeln und mit bis zu drei menschlichen oder KI-Spielern einen Dyna-Raid zu machen. Dabei bekämpft man zu viert ein mächtiges Dynamax-Pokémon und darf es bei Erfolg einfangen. Eine wirklich spaßige neue Idee, für die man sich endlich nicht mehr wie bei Pokémon Go verabreden muss.