Test: Risen (Rollenspiel)

von Jörg Luibl





FAZIT



Auch wenn man in diesem Abenteuer mehr nostalgischem Déjà-vu als kreativem Esprit, mehr Stillstand als Entwicklung begegnet: Wer Gothic zu seinen besten Zeiten geliebt hat, der könnte auch dieses Risen mögen - der Zauber ist zwar verflogen, aber eine alte Freundin lädt man auch noch mal zum Kaffee ein, um in Erinnerungen zu schwelgen. Das ist ein handwerklich solides, sprachlich derbes und grafisch stimmungsvolles Abenteuer der alten Schule, ein kleineres Gothic 3 ohne größere Bugs. Man merkt dem Spieldesign an, dass die Essener auf Nummer sicher gehen und nichts riskieren wollen. Das ist spielepolitisch verständlich, aber manche Dinge wirken nicht nur angenehm vertraut, sondern auch unangenehm verstaubt - das Rollenspielrad hat sich nicht nur hinsichtlich der Animationen und Emotionen, der Physik und Dramaturgie weiter gedreht. Man fühlt sich in den etwa 30 bis 40 Stunden wie auf hoher See, erlebt ein Auf und Ab, ein Heiß und Kalt, denn nach jedem Lob, das einem entfleucht, landet auch wieder ein Tadel direkt daneben. Erst verfliegt die Zeit wie im Fluge, man kann wie in alten Zeiten versinken, während das Fleisch in der Pfanne brutzelt oder die Wasserpfeife blubbert, aber irgendwann geht es nur noch quälend langsam voran und man schleppt sich regelrecht ins Finale. Man ärgert sich über so manche Inkonsequenzen beim Diebstahl, das monotone Kampfsystem, die fehlende Dramaturgie bei besonderen Ereignissen und vor allem die ebenso künstlichen wie erzählerisch unlogischen Storystreckungen. Und weil man viel zu früh die Geheimnisse der Insel lüftet, fühlt man sich weniger wie ein Abenteurer, sondern eher wie ein hart arbeitender Hol- und Bring-Lakai mit klarem Karriereziel. Bei aller Kritik muss man auch einen Glückwunsch aussprechen: Piranha Bytes serviert solide und technisch stabile Unterhaltung in einer stimmungsvollen Spielwelt - darauf kann man aufbauen. Aber die Zeit der namenlosen Helden mit Gedächtnisverlust ist eindeutig vorbei.

Um die Xbox 360-Version solltet ihr einen Bogen machen - sie ist nicht nur im grafischen Detail deutlich schlechter, sie hat chronischen Pop-Up-Schluckauf, kaum lesbare Texte und eine übersensible Steuerung.
Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
02.10.2009
01.10.2010
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Vergleichbare Spiele

WERTUNG



PC

„Wie würde Gothic 3 ohne Bugs auf einer Insel aussehen? Genau so. Technisch solide, stimmungsvoll, aber inhaltlich veraltet.”

Wertung: 74%

Xbox 360

„Finger weg von der Konsolenversion: Die Grafik ist deutlich schlechter.”

Wertung: 64%

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Kommentare

Janestar schrieb am
...endlich habe ich es auch mal geschafft das Spiel zu beenden und bin voll auf meine Kosten gekommen. Ein etwas lahmes Ende und das gewohnt hakelige Kampfsystem waeren die einzigen Dinge, die ich als alter Gothik FB auszusetzen haette. Ich wurde sehr gut unterhalten. Die Wertung von 74 ist fuer mich nicht verstaendlich. Freue mich bereits auf den Nachfolger...gogogo Piranhas!
Chibiterasu schrieb am
Sowas ist trotzdem ziemlich nervig. Gold-Edition oder ... Complete wäre genauso klingend und einfach passender
crewmate schrieb am
GOTY ist die gängige Bezeichnung für Spiele in ihrer kompletten Edition mit allen Add-ons (anno 2010: allem DLC) und gepatcht. Angefangen hat das eigentlich mit den Elder Scrolls, die sich immer als "Game of the Year" mit allen Erweiterungen verkauft haben.
Es ist ganz leicht AXO. Es ist eine Bezeichnung die jeder kennt und es gibt keinen Grund daran etwas zu ändern.
Axozombie schrieb am
claudiaca hat geschrieben:
DonLowin hat geschrieben:Release:
01.10.2010
ist es nicht schon lange draussen?
http://www.4players.de/4players.php/spi ... Risen.html
Damit müsste die GOTY-Edition gemeint sein.

eine GOTY . . . muss man sich nicht dieses GOTY "verdienen", würde dann mal gerne wissen welche zeitschrift das spiel als GOTY ernannt hat
schrieb am