Das Spiel ist besser als der Test hier, aber schlechter als der Test in anderen Zeitschriften. Legend und Anniversary waren ausgefeilter, das neue TR sowieso. Dennoch ein gutes Spiel, bei dem allerdings die empfindliche Kamera und Steuerung negativ auffällt, die CD schon in den Titeln vorher besser hinbekommen hatte.
Test: Tomb Raider: Underworld (Action-Adventure)
FAZIT
Tomb Raider fühlt sich in seinen besten Momenten so an wie Urlaub in einer exotischen Traumlandschaft. Wenn man erhaben an der Steilwand hängt und auf einen überwucherten Tempel blickt, dann kommt Freude auf. Allerdings fühlt sich das Spiel in seinen viel zu vielen schlechten Momenten so an, als säße man in einem Jeep mit einem Vollpfosten von Reisebegleiter, der blödsinnige Geschichten erzählt, primitiv in der Gegend rumballert und von einem Schlagloch ins nächste rast, während er einem billige Kopien als regionale Schätze verkaufen will - die Spielkulisse ist oft eine prächtige, die Spielerfahrung ist oft eine erbärmliche. Sollen tatsächlich Erkundungsreize entstehen, wenn ich in einer Region 30 identische, schlecht designte Vielecke einsammeln kann? Soll tatsächlich Spannung entstehen, wenn ich Kanonenfutter in 08/15-Manier voll Blei pumpe? Ab und zu kann man an die Faszination alter Zeiten anknüpfen, aber wirklich eindringliche und packende Kletterszenen sind viel zu selten - selbst in luftiger Höhe regiert die Routine, weil nahezu alles absturzsicher angelegt ist. Trotzdem retten diese guten Momente letztlich den befriedigenden Eindruck. Aber die vielen Qualitätseinbrüche bis runter auf mangelhaftes Niveau sind teilweise kaum zu ertragen. Sobald es auch nur einen Hauch von Action gibt, landet man umzingelt von strunzdummer Bot-KI in der Shooter-Steinzeit oder unter (!) dem Racing-Niveau von MX vs. ATV. Lara ist immer dann gut, wenn sie den Mund hält, das Motorrad stehen und die Waffen schweigen lässt. Crystal Dynamics verpatzt es zudem, Lara als Charakter weiter zu entwickeln. Man kann weder eine inhaltliche Dramaturgie über geschickt aufgebaute Antagonisten noch über erzählerische Neugier aufbauen. Anstatt das Abenteuer wirklich konsequent auf Erkundungsreize auszulegen und die Rolle der Lara Croft in eine intelligentere und stilvollere Richtung zu entwickeln, serviert man erschreckend billige Momente in einer hanebüchenen mythologischen Storysoße. Lara ist weit weg von der Qualität des direkten Konkurrenten Uncharted und noch weiter entfernt von der frischen Faszination eines Mirror's Edge. Im Vergleich zu starken Spielefrauen der Marke Nariko oder Faith wirkt sie leider immer noch wie ein dümmliches Babe, das lediglich touristische Reize befriedigen kann. Lara hat den Auftrag der Zielgruppen-Prostitution damit bestens erfüllt.
WERTUNG
Xbox 360
Wertung: 60%
PC
Wertung: 60%
PlayStation 3
„Lara befriedigt lediglich touristische Reize in prächtiger Kulisse. Vieles andere ist billig und primitiv.”
Wertung: 60%