Test: Tomb Raider: Underworld (Action-Adventure)

von Jörg Luibl





FAZIT



Tomb Raider fühlt sich in seinen besten Momenten so an wie Urlaub in einer exotischen Traumlandschaft. Wenn man erhaben an der Steilwand hängt und auf einen überwucherten Tempel blickt, dann kommt Freude auf. Allerdings fühlt sich das Spiel in seinen viel zu vielen schlechten Momenten so an, als säße man in einem Jeep mit einem Vollpfosten von Reisebegleiter, der blödsinnige Geschichten erzählt, primitiv in der Gegend rumballert und von einem Schlagloch ins nächste rast, während er einem billige Kopien als regionale Schätze verkaufen will - die Spielkulisse ist oft eine prächtige, die Spielerfahrung ist oft eine erbärmliche. Sollen tatsächlich Erkundungsreize entstehen, wenn ich in einer Region 30 identische, schlecht designte Vielecke einsammeln kann? Soll tatsächlich Spannung entstehen, wenn ich Kanonenfutter in 08/15-Manier voll Blei pumpe? Ab und zu kann man an die Faszination alter Zeiten anknüpfen, aber wirklich eindringliche und packende Kletterszenen sind viel zu selten - selbst in luftiger Höhe regiert die Routine, weil nahezu alles absturzsicher angelegt ist. Trotzdem retten diese guten Momente letztlich den befriedigenden Eindruck. Aber die vielen Qualitätseinbrüche bis runter auf mangelhaftes Niveau sind teilweise kaum zu ertragen. Sobald es auch nur einen Hauch von Action gibt, landet man umzingelt von strunzdummer Bot-KI in der Shooter-Steinzeit oder unter (!) dem Racing-Niveau von MX vs. ATV. Lara ist immer dann gut, wenn sie den Mund hält, das Motorrad stehen und die Waffen schweigen lässt. Crystal Dynamics verpatzt es zudem, Lara als Charakter weiter zu entwickeln. Man kann weder eine inhaltliche Dramaturgie über geschickt aufgebaute Antagonisten noch über erzählerische Neugier aufbauen. Anstatt das Abenteuer wirklich konsequent auf Erkundungsreize auszulegen und die Rolle der Lara Croft in eine intelligentere und stilvollere Richtung zu entwickeln, serviert man erschreckend billige Momente in einer hanebüchenen mythologischen Storysoße. Lara ist weit weg von der Qualität des direkten Konkurrenten Uncharted und noch weiter entfernt von der frischen Faszination eines Mirror's Edge. Im Vergleich zu starken Spielefrauen der Marke Nariko oder Faith wirkt sie leider immer noch wie ein dümmliches Babe, das lediglich touristische Reize befriedigen kann. Lara hat den Auftrag der Zielgruppen-Prostitution damit bestens erfüllt.
Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
21.11.2008
21.11.2008
21.11.2008
30.01.2009
15.10.2009
21.12.2012
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Vergleichbare Spiele

WERTUNG



Xbox 360

Wertung: 60%

PC

Wertung: 60%

PlayStation 3

„Lara befriedigt lediglich touristische Reize in prächtiger Kulisse. Vieles andere ist billig und primitiv.”

Wertung: 60%

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Lesertests

Kommentare

MrMetapher schrieb am
Das Spiel ist besser als der Test hier, aber schlechter als der Test in anderen Zeitschriften. Legend und Anniversary waren ausgefeilter, das neue TR sowieso. Dennoch ein gutes Spiel, bei dem allerdings die empfindliche Kamera und Steuerung negativ auffällt, die CD schon in den Titeln vorher besser hinbekommen hatte.
Xris schrieb am
Bei Uncharted kritisieren die meisten Tester ja auch nicht, dass die Rätsel ein Witz sind (wenn man U als Third Person Shooter ansieht, ist es ja auch legitim).
Ich denke das liegt einfach daran das die meisten Tester das AA als Action mit Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen favorisieren und nicht andersrum. Mehr die Richtung die God of War (wo schon Teil 1 sehr actionlastig war haben die Nachfolger sogar noch zugelegt und auch hier sind Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen leichter geworden) DMC und Konsorten eingeschlagen haben. In dieser Form mag ichs sogar, weil Geschick auch in den Kämpfen einer übergeordnete Rolle spielt. Aber nicht als Shooter.
Das JnR? Hmm im grunde gibts das Genre im großen Stil so gut wie nur noch von Nintendo )ja einfacher geworden). Ich hab mir dafür ja sogar extra die Wii kaufen müssen, weil auf 360 und PS3 AAA JnR's Mangelware sind. Genaugenommen gibt es selbst auf dem PC mehr und bessere JnR's dank der Indies. Dieses Genre ist iwie ein Stück weit tot. Korigiert mich wenn ich falsch liege, aber ist es nicht so das sich nicht ein einziger großer 3rd Party für JnR's interessiert?
Ja... so wirklich verstehen worin noch der Reiz dieser Genres besteht wenn man sie um ihre wichtigsten Elemente beschneidet, bzw. deutlich entschlackt und somit zu Farce deklassiert, kann ich auch nicht. "Das pixelgenaue Abspringen" hat auch mal in JnR's eine große Rolle gespielt. Mario kommt zwar mit weniger Automatismen zurecht als Uncharted, aber so wirklich spaßig find ich das auch nicht mehr.
Da sind Tomb Raider 3 &4 um einige ( oder doch mehr?) Härtere Brocken
Was man aber auf die damals deutlich hackligere Eingabe zurückführen kann. Es gibt YouTube Vids die das recht gut herrausstellen. Bzw. nur vgl. mit Anniversary. Legend und Underworld sind auch ungeachtet der Eingabe deutlich leichter.
DerSnake schrieb am
Also wer als "Fan" rumheult" das Anniversary zu schwer war...dann Frage ich mich wie die "Fans" Tomb Raider 3 oder 4 geschafft haben? :ugly: Gut Anniversary war in vergleich zu den sau einfachen "Legend" in der tat um einiges schwerer. Aber Anniversary & Schwer? Nee lass mal. Da sind Tomb Raider 3 &4 um einige ( oder doch mehr?) Härtere Brocken ;)
gargaros schrieb am
@Xris: Das stimmt leider. Da muss man sich als Tester dann nicht wundern, wenn man irgendwann nur noch Einheitsbrei serviert bekommt Nach Jump 'n Runs (mit Ausnahme von Mario, wobei die Games auch immer leichter werden) und jRPGs ist es bereits das dritte Genre, dass den Bach runtergeht. Natürlich war das Kampfsystem, bzw. die KI der letzten TRs nicht mehr Zeitgemäß, doch da TR ein AA ist, waren die Action-Einlagen eben nur als Abwechslung gedacht, weswegen dieser Kontrapunkt keinen massiven Wertungsabzug zu Folge haben darf. Bei Uncharted kritisieren die meisten Tester ja auch nicht, dass die Rätsel ein Witz sind (wenn man U als Third Person Shooter ansieht, ist es ja auch legitim). Leider sind die Gamer auch nicht viel besser. Wenn ich mir so anschaue, wie viele TR-"Fans" sich bei Anniversary beschwert haben, dass es zu schwer sei, dann kann ich nur den Kopf schütteln.
@Underworld:
Die Fahrsequenzen fand ich nach einiger Eingewöhnungszeit sogar recht ansprechend. Auch wenn die Steuerung nicht optimal war, haben sie für ein wenig Frische gesorgt.
crewmate schrieb am
Die Frage ist welche Schwerpunkte man setzt.
Das mochte ich an Tomb Raider nicht. Schon klar das die Geschichte nicht "komlex" ist oder gesellschaftliche/politische Themen anspricht. Viel simpler: Lara ist böse.
schrieb am