Shooter
Entwickler: Crytek
Publisher: Electronic Arts
Release:
24.03.2011
24.03.2011
24.03.2011
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

79%Gesamt
80%
80%
75%

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Lesertest von Propellerhead

Meine Beziehung zur Crysis-Reihe war immer eine Hassliebe. Stimmt mir zu oder nicht, aber es war immer der Poser unter den Shootern. Man verfluchte es für seine immensen Hardware-Anforderungen, und liebte es trotzallem für seinen irrwitzigen Detailreichtum. Genauso aufgeladen wie es auf der technischen Seite war, so brachial unsubtil kam die Story daher. Bei Crysis kracht und ballert es, dass es scheppert, und verdammt, es spricht etwas in einem an, wahrscheinlich mehr bei uns Männern. Crysis 1 (inkl. Warhead) war ein Urlaubsshooter, ein aufpumptes Far Cry, bei dem geschickt die Tropenkulisse eingefangen wurde und der Stealth-/Taktik-Anteil bedeutend war, konnte man doch auf vielfältigste Weise vorgehen, und selbst wenn es schief ging-ein Heidenspass sich dann aus einer misslungenen Schleichaktion herauszukämpfen-leise und laute Momente wechselten sich ab. Das war das alte Crysis.

Crysis 2 hatte also ein gewaltiges Erbe vor sich, hatte der Vorgänger doch schon soviel richtig gemacht und die Messlatte was Action anging weit nach oben gelegt. Ich habe es durchgezockt, am Stück, es hat gefesselt, es hat genervt, es hinterlässt einen süß-sauren Geschmack. Was ist schlecht? "Eigentlich" nicht viel - die Spielmechanik verläuft wellenartig, in bestimmten Abständen kommt es zu Boss-Kämpfen, wobei man nach einiger Zeit ein Schema erkennt, dass da heisst "Und noch eine Gegnerwelle, und noch eine, und noch eine..." - dabei entsteht die Schwierigkeit gar nicht mal durch die KI - die ist für mein Empfinden nicht allzu gewitzt - sondern durch die schiere Masse, die zum Teil gespawned wird. Kontrollpunkte sind teils recht weit voneinander entfernt, und eigenes Speichern erlaubt das Programm nicht. Hängt man an einer Stelle, darf man mitunter recht mühsam wieder von vorne beginnen, und sich die eigentlich recht gut gesprochenen deutschen Dialoge immer und immer wieder reinziehen, dass sie dann irgendwann doch nerven. Technisch macht Crysis fast alles richtig, man sitzt wahrhaft mit offenem Mund die ersten Minuten vor dem was sich unter DX11 und entsprechend potenter Hardware so entfaltet auf dem Bildschirm. Mehr Filmfeeling geht kaum, geschickt zitiert und huldigt Crysis 2 Half Life 2 ("Radio Freeman"), FEAR und grast das ganze Spektrum der großen Action-Blockbuster nach erzählerischen Motiven ab. Die eingangs geschaffene Atmosphäre ist genial gelungen, leider flacht sie im weiteren Verlauf deutlich ab. Weit weniger als im 1. Teil zählt hier kreatives Vorgehen, noch wird es ermutigt, ein Trampelpfad ist stets vorgegeben. Der Endkampf enttäuscht dann wirklich, als wenn hier plötzlich die Story-Luft raus ist, absolviert man nur noch quasi identische Stationen, zudem zieht es sich zu sehr in die Länge, während der Thrill eigentlich schon verflogen ist, sehr schade. Weniger wäre hier mehr gewesen. Trotzdem: alles in allem ein Blockbuster-Shooter-Erlebnis - wer die Hardware hat und gut choreographierte Action braucht, kann bedenkenlos zugreifen.
Pro
  • Mit DX11&Hi-Res Update endgültig eine grafische Referenz
  • spannende, wenn auch etwas zusammengeklaute Story, die aber im Endergebnis mit interessanten Wendungen und Überraschungen aufwarten kann. Die Story aus Teil 1 wird geschickt weitergesponnen
  • wuchtige Sound-/Musikkulisse zum Niederknien, die sich quasi durchgehend aus einem Guss gibt, auch dank Hans Zimmer
  • Abgefahrenes Level- und Objekt-/Aliendesign. Trotz größerer Einschränkung der Freiheit als im Vorgänger, wirken die Schauplätze sehr weitläufig, das Stadtgefühl und der Wiedererkennungswert von New York werden gut in Szene gesetzt.
  • Abgewandelter aber nach kurzer Eingewöhnung gut zu bedienender Nanosuit, der die Spielbarkeit deutlich erhöht
  • gute deutsche Synchro mit bekannten und gut besetzten Sprechern
Kontra
  • Anfangs traditioneller Stealth-Anteil flacht recht schnell ab.
  • Vorgehen in weiten teilen recht linear, die zumindest gefühlte Freiheit des 1.Teils wird nicht fortgeführt, dies sei allerdings teilweise dem neuen Setting geschuldet
  • kein eigenes Speichern möglich, Kontrollpunkte liegen recht weit auseinander, was mitunter dann zu frustrierenden Replays führt und die ansonsten vorhandene Nahtlosigkeit etwas in Mitleidenschaft zieht
  • NPC-KI etwas dumpf: wenn es schwerer wird, dann durch die Masse/Zähigkeit der Gegner, weniger durch das geschickte Vorgehen, koordinierte Aktionen oder derlei
  • an einigen Stellen überzieht die Story deutlich, der Wunsch vorhergewesenes einfach durch mehr von allem alt aussehen zu lassen zündet nicht und wirkt nur bemüht und übertrieben. (Spielzeit alleine ist nicht alles)
  • etwas einfallsloser Endkampf
 

Crysis 2

Crysis 2
Propellerhead
Propellerhead 31.08.2011 PC 
82%
9 0

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