Niko Bellic ist kein guter Mensch. Warum Rockstar Games meint, dass ich diesen Antiheld würde spielen wollen, wird nur durch eine offene Rechnung in der Vergangenheit angedeutet. Fortan ist der Weg zu seiner Erlösung mit Leichen geplastert. Eine Wahl, den Charakter als guten zu spielen wie in ?Privateer 1?wird nicht angeboten. Auch Autos kann man sich nur stehlen und nicht kaufen.
Das Spiel simuliert die Stadt ausgezeichnet. Nie hat es ein Spiel besser hinbekommen, wenn ich mit meiner Dodge Viper durch von Lichtreklamen erleuchtete Vergnügungsviertel fahre, während Sturzregen niederprasselt. Allerdings bieten etwa Assassin?s Creed und Privateer 1 weniger umfangreiche, aber überzeugendere Spielwelten.
Die KI ist recht nervig: Wenn ich Autos von Zivilisten anfahre und Fahrerflucht begehe, hat das keinerlei Auswirkungen. Wenn ich ein Polizeiauto anfahre, bekomme ich sofort einen Fahndungsstern aufgebrummt. Überhaupt wechseln die Autofahrer gerne die Spur, während ich mit angerauscht komme. Wer ein ungeduldiger Typ ist und 100% unterhalten werden will, ist bei GTA IV fehl am Platze. Wenn man nicht den Hauptaufträgen folgt, kann man sich auch mit Freunden zu Darts oder Pool verabreden. Allerdings braucht man dafür ja kein Spiel. Wenn man bei den Missionen scheitert, muss man jeweils erneut zum Einsatzort fahren. Die Übersichtskarte ist notwendig, weil man sonst das Spiel ziemlich verfluchen würde.
Die ansehnliche Grafik ist leider nicht in 1080p verfügbar. Die Musik besteht aus etwa 200 lizenzierten Musiktiteln, wie man es aus anderen Sportspielen bereits kennt. Die Sprachausgabe der Figuren ist großartig, aber leider nur auf Englisch. Erstaunlich: Für einen Triple-A-Titel war Rockstar Games Synchronisation wohl zu mühsam. Die Ladezeiten am Anfang des Spiels sind lang und grenzwertig.
Die Sixaxissteuerung ist subobtimal. Außerdem: wieso muss ich, wenn ich mit dem Auto eine Linkskurve fahre, sowohl das Auto als auch die Kamera steuern? Das ist gegen alle Konventionen bei Rennspielen. Auch bei Gefechten ist die Steuerung nicht unglücklich: Nico Bellic geht gerne mal in die falsche Deckung und die Entscheidung, ihn mit dem rechten Stick zu drehen statt zu strafen, gegen Shooterkonventionen.
Fazit:
Traurig, aber wahr: trotz der Liebe, die die Entwickler in die Spielwelt gesteckt haben, bleiben sie sowohl bei Grafik, Steuerung und Spieldesign unter ihren Möglichkeiten. Dieses Spiel ist leider nicht so gut, wie es sein könnte. Wenn das Spiel Macken hat, gilt auch die großartigste Spielewelt nichts. Angesichts dessen wird es der zweite Teil von Mafia leicht haben, GTA IV zu schlagen. 2020 werden sich Spieler fragen, warum dieses Spiel sowohl von Fach- als auch sonstiger Presse so viel Beachtung und hohe Wertungen bekommen hat.
Pro
- perfekte Simulation einer Stadt
- - 200 lizenzierte Musiktitel
Kontra
- böser Charakter, kein Entscheidung möglich, wie er sich entwickeln soll
- kein 1080p
- nervige KI
- viel Leerlauf
- nervige Steuerung gegen die Konventionen
Grand Theft Auto 4
