Was bedeutet es, wenn 14-jährige Mädchen mit Regenschirmen auf debil herumspringende Kürbisse einprügeln? Richtig, es ist JRPG - Zeit.

So dumm diese Einleitung auch klingen mag, so entführt sie doch in die Welt von Eternal Sonata. Helle Farben und grelles Sonnenlicht stürmen auf den von den postapokalyptischen Brau-Graun-Schlachtfeldern kommenden, grunzenden Space Marine ein, sobald er die Disc einlegt: wenigstens einen kleinen bunten Lichtblick stellt das Spiel durch sein fantasievolles Artdesign und die farbenfrohen Landschaften in unserer heutigen, von uniformer Realismusgeilheit geprägten Welt dar.

Bevor ich zur großen Enttäuschung Eternal Sonatas komme, möchte ich vor allem zwei zentrale Elemente des Spiels loben: die Umsetzung des musikalischen Themas einerseits in der Namensgebung von Charakteren und Orten und auf der anderen Seite in der akustischen Untermalung ist mehr als nur gelungen. Sämtliche Melodien gehen in den Kopf, sämtliche Charaktere bleiben in Erinnerung. Das zweite Element wäre das Kampfsystem: dieses ist nahezu perfekt, wenngleich ein wenig zu hektisch.

Der Punkt, der Eternal Sonata jedoch in meinen Augen in die Mittelmäßigkeit abrück, ist folgender: die Story. Sie hält den Spieler zwar bei Stange, rührt ihn jedoch selten emotional an. Vieles ist einfach vertonter Bullshit und über weite Strecken fühlt sich das Spiel wie unsere politische Landschaft an, weil es einfach wie so viele JRPGs vorgibt, tiefgründig zu sein, in Wirklichkeit aber nur einen Haufen Binsenweisheiten in Form rhetorischer Fragen vorzuweisen hat. Versteht mich nicht falsch - auch WestRPGs sind nicht tiefgründig. Aber sie tun wenigstens nicht so! Eternal Sonata läuft stattdessen ständig mit erhobenem Zeigefinger umher, so plakativ dringen die pseudophilosophischen Fragen auf den Spieler ein.

Auf der anderen Seite wird es gerade dadurch zu einem ausgezeichneten Rifftracking - Opfer. Man kann extrem polarisierend über Eternal Sonata sprechen, man kann es lieben und hassen. Warum? Weil es alles mitbringt, was ein JRPG braucht und man JRPGs entweder liebt oder scheiße findet. Soll heißen: Genrefans können sich in der phantasievollen Grafik und der genialen Musik sonnen, allen anderen wird das Spiel aber tierisch auf den Sack gehen.