Früher war alles anders?
Far Cry 2 ist der Nachfolger von Far Cry, einem Spiel das seinerzeit sowohl aufgrund der Technik, der KI und aufgrund der Spielmechanik von sich reden machte und damit einen Meilenstein in der Geschichte der Computerspiele gesetzt hat. Was sind nun die größten Unterschiede zwischen dem 2008er und dem 2004er Far Cry? Zum einen wurde das aktuelle Spiel von Ubisoft entwickelt, der Vorgänger noch vom deutschen Entwickler Crytek, der zuletzt mit Crysis bzw. dem Standalone-Addon Crysis: Warhead technische neue Maßstäbe setzen konnte. Ein schweres Erbe für Ubisoft. Wo wir im Jahr 2004 noch in einem paradiesischen, wenn auch durch Söldner und später Mutanten verseuchten, Inselparadies unterwegs sind, finden wir uns heute in Afrika wieder. Aber in keinem Jerry Bruckheimer Afrika, sondern mehr in einem Afrika das an Blood Diamond erinnert: wo anno 2004 in Far Cry noch alles durchgestylt war, werden uns in Afrika die Sinnlosigkeit und Brutalität eines Bürgerkrieges gezeigt, der emotional packend sein soll.
Wenn nun aber weder das Setting, noch die Gegner und auch kein Charakter den Sprung von Far Cry zum 2. Teil geschafft hat, warum dann überhaupt dieser Name? Weil Far Cry in erster Linie für eine riesige, Ladepausenlose Spielwelt steht. Genau hier setzt Far Cry 2 an: eine riesige, offene Spielwelt, bei der ihr die Freiheit habt, was und für wen ihr es erledigen wollt. Schafft es Ubisoft?s neuer Titel, den Abenteuern um Jack Carver aus Far Cry einen würdigen Nachfolger zu stellen?
Es ist nicht alles Gold was glänzt?
Bereits in den ersten Spielminuten, die mehr ein leicht interaktives Intro darstellen, will man laut JA schreien: die Sichtweite, die liebevoll gestaltete Landschaft, die Gespräche der Einwohner, die Musik die unglaublich guten Licht- und Schatteneffekte, der dynamische Tag- und Nachtwechsel, die Physik, die Vegetation! Bald stellt man aber fest, dass vor allem die Charaktere wesentlich weniger detailliert wirken als in anderen aktuellen Titeln und die enorme Weitsicht auf den 2. Blick auch teils sehr schwache Texturen zeigt, dazu aber später mehr.
Mir haben es ganz klar die Lichteffekte am meisten angetan. Immer wieder hab ich mich dabei erwischt, wie ich in meinem kleinen Spielzimmer hier die Rollladen runter gemacht hab, um das einfallende Sonnenlicht los zu werden das meinen Monitor so abdunkelt. Nur stellte ich dann immer wieder fest: hat mich das Spiel doch wieder reingelegt! Wenn ihr in die Sonne seht im Spiel und dann in den Schatten, also eine dunkle Ecke, seht ihr erstmal nichts außer schwarz. Es dauert ein bisschen, bis sich die Augen eures Spielcharakters an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt haben und der Bildschirm wieder leicht aufhellt.
Klonkrieger im Dschungel?
Während eurer Abenteuer in der virtuellen Savanne werden euch immer und immer wieder die gleichen Straßensperren begegnen, sie, selbst wenn ihr sie vollständig von Gegnern geräumt habt, bei der nächsten Durchfahrt wieder voll besetzt sind. Irgendwo müssen eure Feinde also ein Klonlabor haben, um für jeden besiegten Gegner direkt Nachschub ordern zu können, anders ist das nicht zu erklären. Aber nicht nur die Straßensperren nerven mit der Zeit, sondern auch die immer gleich agierenden, immer wiederkehrenden gegnerischen Fahrzeuge, die versuchen euch durch Rammmanöver von der Straße zu drängen sowie mit den aufmontierten Geschützen samt eures Fahrzeugs in die Luft zusprengen.
Künstliche Spielzeitverlängerung die 3. ?
Bisher kosten also die Straßensperren, sowie die feindlichen Fahrer Zeit. Dazu kommt, dass eure Spielfigur an Malaria erkrankt ist und ihr immer wieder die Erledigung eurer Missionen pausieren müsst, um auf die immer gleiche Art ein paar Transitpapiere zu einigen Flüchtlingen zubringen, um im Austausch dafür Medikamente zu bekommen. Das Missionsdesign ist dabei noch auf sehr, sehr lange Fahrzeiten auslegt. Da kann es passieren das ihr 15-20 min. unterwegs seid, um zu eurem Ziel zu gelangen, den eigentlichen Auftrag binnen 5 min. erledigt habt und dann erneut 15-20 min. für die Rückfahrt zu eurem Auftrageber für den nächsten Auftrag braucht. Um neue Waffen zu kaufen, müsst ihr zu dem neben den Hauptmissionen auf die Suche nach Diamantenkoffern gehen, da diese die Währung im Spiel darstellen. Aber nach einigen Aufträgen hat man so viele Diamanten, dass das zusätzliche Suchen neben den Hauptmissionen keinen Sinn mehr macht.
Eine Handvoll netter Ideen?
Stellt z. B. der Verschleiß der Waffen dar. Ihr könnt den Zustand einer Waffe anderen Äußeren, wie z. B. deutliche spuren von Rost erkennen. Solche Waffen neigen dazu, Ladehemmungen zu haben, was im Falle eines Schusswechsels schon mal den schnellen Spielertod bedeuten kann. Die Waffen können auch so verschleißen, dass sie gar nicht mehr einsetzbar sind und werden dann automatisch weggeworfen. Waffen im fabrikneuen zustand bekommt ihr vom Waffenhändler, wo ihr mit den Diamanten, die ihr für erledigte Aufträge bekommt sowie auch so in der Spielwelt finden könnt, eure persönliche Waffenkammer zusammenstellen könnt. Besonders intensiv werden Verletzungen der Spielfigur dargestellt. Da landet schon mal ein Splitter nach einer Explosion im Oberschenkel, der rausgerissen werden muss, die Hand wird durchbohrt etc. Diese besonders brutalen Szene sind am Anfang noch sehr cool anzusehen, wiederholen sich mit der Zeit aber sehr schnell.
Fazit
Far Cry 2 ist ein brauchbarer Sandkasten zum Austoben, in den man zwsichendurch immer mal wider rein springen, etwas hirnloses aber optisch ansprechende Action erleben kann, um dann das Spiel zu verlassen und sich mit intensiveren Spielen zu beschäftigen. Ein Spiel für zwischendurch, auch wenn sich die Hauptmissionen mit insgesamt knapp 40h Spielzeit durchaus sehen lassen können.