Action-Adventure
Entwickler: Rockstar San Diego
Publisher: Take-Two
Release:
21.05.2010
21.05.2010
17.08.2023
17.08.2023
kein Termin
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Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

89%Gesamt
90%
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Lesertest von Kelad

RockStar San Diego schickt sich an, seinen großen Bruder (das Entwicklerstudio von GTA IV) zu überflügeln. Bislang hielt ich Niko Bellic (mal abgesehen von seinem GTA-typischen und unreflektierten Bodycount) für einen der überzeugensten, interessantesten und außergewöhnlichsten Charaktere dieser Spielegeneration, aber John Marston setzt für mich noch einen an Sympathie drauf. Und das liegt nicht nur an seinem Verzicht auf alte Trainingshosen und billige Jacken, die Niko bei Kik geklaut hat.

Marston ist ein von seiner Outlaw-Vergangenheit gezeichneter, ehemaliger Bandit, der in sein altes Leben zurückkehren muss, um sich zum letzten Mal seinen nicht beglichenen Rechnungen zu stellen. Was so klischeebehaftet beginnt, entpuppt sich im weiteren Spielverlauf als behutsam erzähltes Drama, das vor der Kulisse eines echten Spätwesterns überraschend vielschichtig in Szene gesetzt wird. Marston, der grimmig-heisere, bisweilen wortkarge Revolverschwinger, der sich mit seiner Welt aus Staub und Blut konfrontiert sieht, die infolge der industriellen Entwicklung mit Riesenschritten an ihm vorbeizieht. Er wirkt wie das sarkastische Relikt von Amerikas blutiger Vergangenheit, von der im Spiel selbst noch letzte verlassene Überbleibsel indianischer Siedlungen und die allgegenwärtige Gewalt in der menschenverlassenen Wildnis künden.

Er ist kein gebildeter Mann, er ist kein Idealist, aber er hat seine eigene Art von Traum, seine eigene Vorstellung von Recht und Unrecht, die zu jeder Zeit zumindest von seinem Standpunkt her glaubhaft und nachvollziehbar wirkt. Er ist ein Fossil, daß im Angesicht von modernen Dampfrösern, Ölpumpen, Fabrikanlagen und teuren Anzügen lernen muss, daß die Fratze brutaler Willkür lediglich eine neue Maske angelegt hat. Ein Menschenleben ist weiterhin nur wenige Dollar, beziehungsweise eine Kugel, wert und die erbarmungslosen Grenzlande verzeihen keine Fehler. Das Bild, das Red Dead Redemption von einem späten wilden Westen zeichnet, ist rauh, dreckig und düster. Aber auch auf eine melancholische Art und Weise erwachsen und nachdenklich.

Red Dead Redemption erzählt die Geschichte eines Mannes, der jenseits von Pulverdampf und Kugeldonner nach dem kleinen Quantum Glück sucht, das jedem Menschen zustehen sollte. Doch kann er mit seiner gewalttätigen Vergangenheit abschließen, kann ein Verbrecher zu einem besseren Menschen werden? Ihr alleine steuert sein Geschick, lenkt seine Hand und seine Kugeln und trefft einzelne, kleine Entscheidungen entlang dieses Weges, der ihn zurück in die Abgründe seines früheren Lebens führt. Es ist eine mutige Frage, die Rockstar San Diego uns stellt ... und eine berührende, emotionale Geschichte, die sie uns zu erzählen haben. Am Ende bleibt die Frage nach Erlösung. Eine Frage, die wir uns nach dieser Spielerfahrung nur selbst beantworten können.
Pro
  • wunderschöne Grafik, die mit weitläufigen Landschaften, ansehnlichen Wettereffekten und tollen Animationen den wilden Westen zum Leben erweckt
  • sehr persönliche, mit hervorragenden Dialogen und der nachdenklichen Reflektion von Gewalt und Verbrechen angereicherte Geschichte um Rache, Vergebung und alte Sünden
  • zahlreiche Nebenbeschäftigungen wie Kopfgeldjagd, Blackjack, Liar's Dice, Hufeisenwerfen oder Pferde einbrechen sorgen für Abwechslung
  • motivierendes Herausforderungssystem
  • gerade zu Anfang und gegen Ende abwechslungsreiches Missionsdesign mit vielen der Ära gerechten Beschäftigungen
  • ausgezeichneter, stimmungsvoller Soundtrack mit wenigen dramaturgischen Spitzen und genrebedingt passendem minimalistischen Ansatz
  • hervorragende Sprecher, die den Charakteren viel Tiefe und angemessene Rauhheit verleihen
  • interessanter Free-Roaming-Multiplayer-Modus ...
Kontra
  • kleinere Steuerungsschwächen bei Gefechten vom Pferderücken aus oder der Deckungssuche/-erkennung
  • mit knappen 10-15 Stunden Länge ist die Mainstory etwas kürzer ausgefallen als bei GTA IV, was vor allem bei dem interessanten, vielschichtigen Hauptcharakter eher unter der Kategorie "Schade" geführt werden sollte als als vollwertige "Schwäche" zu gelten
  • trotz aller Bemühungen um etwas Abwechslung laufen viele der Missionen auf größere oder kleinere Schießereien hinaus
  • die kleinen Entscheidungen, die man im Spielverlauf treffen kann, wirken sich leider nur wenig auf den eigentlichen Spielverlauf aus, auch wenn in vielen Dialogen die Entscheidungen des Spielers zumindest kommentiert werden
  • ... in dem man leider noch keine der Minispiele gemeinsam angehen kann und der selbst noch etwas wenig unterschiedliche Missionstypen bietet
 

Red Dead Redemption

Red Dead Redemption
Kelad
Kelad 08.06.2010 360 
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