Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Release:
02.04.2015
2020
19.08.2011
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Durchschnittswertung

92%Gesamt
92%

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Lesertest von Ivan1914

Seit Europa-Release überschlugen sich ja die positiven Meldungen über dieses Spiel,
eine Topwertung/ Top-Spielerbewertung nach der anderen. Dann die Enttäuschung
durch Skyrim (nicht so schlecht, aber eben NIX neues von Bethesda mit den alten
Macken) und ich hatte das Dilemma: Alles neue durchgezockt und jetzt warten bis
Frühjahr oder die alte Wii entstauben und meine Abneigung gegen J-RPGs überwinden?

Nach langem Hadern entschied ich mich für Zweiteres, entfernte und entstaubte den
Türstopper im Keller um ihn zur zweckgebundenen Verwendung zu gebrauchen.
Xenoblade rein, Nunchuck und Fuchtelgerät in die Hand und ab dafür.
Keine 30 Minuten später war ich genervt von der Steuerung da ich keinen Classic Controller hab
und es wurde geflucht (ich) und gejubelt (meine Frau). Tja, sie hatte nicht mit Dolphin gerechnet :)

Unter Dolphin und bei Verwendung eines PS3 Controllers änderte sich meine Meinung relativ schnell.
Nach kurzer Zeit war ich dem Bann von Xenoblade verfallen. Wieso eigentlich?

Wenn man sich das Ganze zunächst einmal anschaut (und nicht vergessen, Japan-Krams ist eigentlich
absolutes NO-GO im Haus) stellt man nur oberflächlich negatives fest:
- kitschige Grafik (typisch J)
- kitschige Charakteroptik (typisch J)
- Gespräche in denen mindestestens alle 2 Minuten der Name eines der Beteiligten gerufen wird (typisch J)
- absolut stupide Nebenquests, blödes Sammeln, blöde und uninspirierte Killquests
- matschige Texturen
- völlig überladene Kampfgrafik mit "Blitz hier" "bunt dort" etc

Nur die Hoffnung auf Besserung - vorab las ich, dass der Funken erst nach 8 Stunden überspringt,
da ist CoD 5 schon 2x vorbei - hielt mich bei der Stange. Und siehe da, plötzlich ist man mittendrin.
Es dauerte bei mir sogar nur knapp über 4 Stunden.

Plötzlich blendet man die hässlichen Texturen und kitschige Charakteroptik aus und bemerkt wie
schön designed die Welt doch ist bzw. dass sich hinter den kitschigen Vögeln sehr sehr sympathische
Charaktere verbergen. Man erkennt wie riesig groß diese Welt ist, wie stimmungsvoll sie in Szene
gesetzt wird, wie langsam aber sicher die Story an Fahrt aufnimmt und wie ein Rädchen ins andere greift.
Da hat der Funke - den ich so lange nicht mehr kannte - plötzlich einen Großbrand ausgelöst. Zwar ging das
tw. nur durch Ausblendung oder Ignorieren, aber in den Anfängen konnte man sich auch Ultima 6 "schön"-
denken.

Aber das Allergrößte ist, dass man immer glaubt: "jetzt kommt der Endgegner" und eines besseren belehrt wird.
Es geht immer weiter und weiter - in anderen Spielen wäre man am Ende bei der 3. oder 4. Fortsetzung.
Ist er dann - unumgänglich - da, ist man fast schon ein wenig enttäuscht, dass die Entwickler nicht NOCH eine
Überraschung eingebaut haben. Liest man dann aber auf der Spieluhr 82-Stunden sinkt die Enttäuschung wieder
und fragt sich: wann hab ich das zuletzt erlebt?

Klar, die Story ist teilweise schon recht vorhersehbar, im Grunde genommen auch wieder recht kitschig erzählt, aber
mal ernsthaft: in welchem RPG (bis auf ganz wenige Ausnahmen) kommt so etwas nicht vor. Und die Charaktere
entwickeln sich ausnahmslos zu sympatischen Gesellen mit denen man gerne Zeit verbringt - auch wenn sie sich
immer und immer wieder ihre Namen zurufen. Selbst Jar-Jar Binks, den man nach kurzer Spielzeit aufs Auge gedrückt
bekommt, entpuppt sich als ein sehr tiefgründiger Charakter den man lieb gewinnt.

Auch im Verlauf des Spiels (Mid- und Endgame) müssen jedoch ein paar weitere Negativpunkte vermerkt werden:
- irgendwann ist das Inventory voll und man weiss nicht genau, was man wegschmeissen kann ohne es
noch zu brauchen
- Vermischung von RPG mit MMORPG was Dropraten gewisser Gegenstände angeht. Wenn ich eins hasse,
dann grinden. Speziell im Singleplayer
- Nebenquests bleiben größtenteils auf niedrigem Niveau

Und trotz alledem - viele Negativpunkte wären sonst ein klarer Mood-Killer - verbleibt nach der ersten Partie
ein absolut positiver, nein grandioser Eindruck. Es war eine epische Geschichte, sehr liebe- und stimmungsvoll
erzählt in einer stimmungsvollen und toll erfundenen Welt an deren Ende man bittersüss als Mensch eine Ohrfeige
erhält.

Wenn ich mir für die Spielewelt eins wünschen dürfte, dann definitiv MEHR davon. Nicht zwingend auf WII und
nicht zwingend aus Japan, doch mehr in gleicher Qualität. Was interessieren mich geile Grafik und AAA Titel wenn
"so wenig" Lack nötig ist, um mich so sehr zu fesseln und erfreuen. Ging ja vor 20 Jahren auch ohne das alles.
Danke Monolith, danke Nintendo (nicht für die Konsole)!

In meinen Augen ganz klar der alleinige Sieger einer persönlichen "Spiel des Jahres" Auszeichnung - und zwar der letzten x-Jahre.
Pro
  • (wirklich) epische Story
  • enormer Spielumfang (70h+)
  • dynamisches Kampfsystem
  • teils fordernde Kämpfe
  • niemals unfair
  • liebenswerte Charaktere
  • stimmungsvolle, riesige
  • Spielwelt
  • kleiner Aufbauteil (C6)
  • extrem viele Nebenquests
  • viel Freiheit
  • gut ausbaubare Charakterfähigkeiten
Kontra
  • kitschiger Japanflair
  • japanische "Gesprächskultur"
  • stupide Nebenquests
  • teilweise "grinden" nötig
  • Inventar-Entsorgung problematisch
  • Wii-Spiel
  • leider "schon" zu Ende
 

Xenoblade Chronicles

Xenoblade Chronicles
Ivan1914
Ivan1914 16.01.2012 Wii 
96%
4 1

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