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Publisher: Playdead
Release:
21.07.2010
11.02.2015
01.07.2013
01.07.2013
03.07.2014
13.01.2012
02.08.2011
20.07.2011
25.02.2015
05.06.2013
28.06.2018
05.12.2014
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

85%Gesamt
90%
84%
83%

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Lesertest von Oguz-Khan

Limbus (in Limbo) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind...

...so die Beschreibung (auf Wikipedia) welche perfekt auf dieses kleine Meisterwerk destiliert wurde.
Kenner von Silent Hill werden sich beim Spielen wahrscheinlich häufiger dabei ertappt haben, wie ähnlich sich diese Titel in punkto Atmosphäre anfühlen. Auch die protagonisten am Stillen Hügel befinden sich in einer Vorhölle (wie im Spielfilm erwähnt wird). Allerdings ist ihre Präsenz an diesem Ort nicht zufällig oder unverschuldet, und auch nicht dauerhaft.
Die Seelen in "Limbo" sind in dieser Vorhölle nicht mehr, als auf ihre Schatten reduzierte Existenzen. Egal ob unser Protagonist oder die Riesenspinne. Alles wird von der Dämmerung dieses Ortes beinahe verschlungen. Die Mischung aus vertraut wirkenden Elementen wie Menschen, Pflanzen oder Spinnen gepaart mit der archaisch düsteren Welt im Limbo, erzeugt eine Stimmung die an ein Kupferstich erinnert. Die Geräuschkulisse unterstützt diese "realistische Entrückung". Insekten Surren und Elektrizität knistert. Gefahr und Schönheit in einem Frame. Keine noch so gute, mit Direkt X 11, 12 oder 13 befeuerte Engine, wird solch eine Stimmung so authentisch reproduzieren können. Denn die in 2D gehaltene Optik ist Reich an Andeutungen und ist zugleich Mystisch in seiner Wirkung. Das Bild ist Schwarz/Weiß, es flackert wie bei einem alten Filmprojektor. Die Dunkelheit wird immer wieder von starken einfallendem Licht durchschnitten. Dabei scheint es der Terry Pratchett Logik zu folgen, wonach egal wie schnell das Licht auch sein mag, die Dunkelheit immer schon vorher da war.

DER SPIEßRUTENLAUF ZUR ERLÖSUNG

Die Figuren scheinen tatsächlich unverschuldet in dieser Düsternis gelandet zu sein. So Spielt man einen kleinen Jungen, welcher einfach in dieser Umgebung erwacht. Die Kindheit als Symbol für die Unschuld. Die Menschen die das Kind angreifen, ihm Fallen stellen oder auch nur vor ihm davonlaufen, wirken selbst wie Opfer. So findet man viele von ihnen leblos vor, sie sind den selben Regeln unterworfen wie der Junge. Eine Riesenspinne welche ihn angreift, geht genauso schonungslos gegen die anderen Menschen vor. Und welche Schuld soll denn ein archahisches Tier wie eine Spinne auf sich geladen haben? Wir befinden uns in der Gesellschaft von gleichsam Agressiven wie schuldfreien Seelen. Das verstärkt das Gefühl nicht der Held oder Erlöser zu sein.

Tatsächlich kann man sogar noch weiter gehen und sich fragen, ob das Wirken des Jungen nicht ebenfalls von der selben Erbarmungslosigkeit geprägt ist, wie sie vom Rest der Figuren und Situationen ausgeht. So wird angedeutet, dass man für den Tot eines Menschen verantwortlich ist. Dieser hatte einfach nur dagelegen, regungslos und friedlich, oder war er schon Tot? Diese Ambivalenz ist prägend für die Welt von Limbo. Denn auch der größte und furchterregenste Agressor, die Spinne, kauert am Ende hilfsbedürftig und beinahe wehrlos vor sich hin. Ihre ehemals majistätische Eleganz ist zerstört, und das einzige wozu sie jetzt noch gut ist, als grausam blutender Leib zu enden, um uns den weitermarsch zu ermöglichen.
Limbo macht keine halben Sachen wenn es um die Darstellung vom Tot geht. Man empfindet bei allem Triumph auch Mitleid ob des schrecklichen Schicksals für diese Kreatur. Doch wie es sich für die abendländische Mytologie gehört, ist der Weg zur Erlösung nun mal kein leichter.

DER AUFSTIEG (THE DARK BOY RISES)

So ist auch das Ende von Limbo gut zu erklären. Denn bei allen Gefahren, ob nun im Wald, den Höhlen oder in industriell urbanen Umgebungen, ein wichtiges Element hatte immer gefehlt. Die Weiblichkeit.
Sie repräsentiert Fruchtbarkeit, Leben und Zukunft.
Ohne Sie ist alles sinnlos. So auch in Limbo. Aus den Albtraum der Vorhölle kann der Junge von selbst nicht entkommen. Erst die Frau ermöglicht den Aufstieg ins Licht. Ein wundervoller Abschluss für ein düster-schönes Meisterwerk.

Der Junge gleitet dem Licht entgegen und ist nicht mehr vom Paradies ausgeschlossen. All das durchlebte Leid hatte einen Sinn. Er ist nicht mehr gefangen in einer Endlospirale aus Furcht und Gewalt.

NICHT DAS SCHICKSAL ALLER ANDEREN

Davon können die meisten Videospiel Protagonisten nur Träumen. Sie sind Gefangene in der Vorhölle der Gewinnmaximierer, die Sie so lange in ihrer Gewalt halten werden, bis sie mit ihren schon blutigen Leibern kein Geld mehr abwerfen. Und wenn es dann so weit ist, bleiben sie in der Hölle zurück und stellen sich den jungen unabhängigen Geistern in den Weg, welche nur durchkommen wollen um am Ende Erlösung zu erfahren. Die eigentlich Schuldigen hingegen werden nie bestraft werden...

...die Spieler und Publisher die sie dahin gebracht hatten.
Pro
  • Mein Text ist mehr eine Analyse des Spiels denn eine klassische Review. Wer mehr zur Mechanik des Spiels wissen will, ist mit dem 4players Test besser bediehnt.
Kontra
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Limbo

Limbo
Oguz-Khan
Oguz-Khan 18.08.2012 360 
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