Rennspiel
Entwickler: Turn 10
Publisher: Microsoft
Release:
14.10.2011
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73%Gesamt
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Lesertest von Propellerhead

So. Da steht sie, die Box - nach unzähligen, gelesenen Tests, Preisvergleichen usw. - gekauft. Warum? Wegen Forza. Einfach so? Nein.

Ich bin wohl sowas wie ein virtueller Saisonfahrer: bestimmte Titel haben in über 20 Jahren immer mal wieder meinen Rasertrieb geweckt - das hatte nicht immer mit Simulation zu tun, mehr mit Emotion: wenn die Mischung aus donnernd-röhrenden Motoren, Darstellung und Speed passte, dann war ich dabei. Als 5. Klässler konnte ich nächtelang mit Kumpels Lotus Esprit Turbo Challenge II daddeln, eben genau aus diesen Gründen. Dann war's auch mal Geoff Crammond's Formula 1 Grand Prix später die ersten NFSs. Nunja, die letzte große Strähne war dann wohl... *kratz* Gran Turismo 4 auf der PS2. Dann kam GT5. Da möchte ich meinen waren viele (wirklich SEHR viele) von uns herb enttäuscht. Die Versprechungen waren gigantisch. Am Ende war's zuviel Lounge-Mucke zu zuviel Detailverliebtheit am falschen Ende, während die allermeisten der Karren absolut blutleer waren, und am Ende das ganze Ding...

Forza 4 solls also richten. Mangels Xbox hatte ich vorher nie Berührungen mit diesem Renner, aber Autofahren bleibt wohl was es ist, sage ich mir. Eine Runde mit dem normalen Controller und vollen Fahrhilfen gleich zu Beginn macht Laune - und es macht alles richtig! Der Sprung ins (nicht zu) kalte Wasser funktioniert, man leckt endgültig Blut. Kein langes Setup, keine Profilerstellung, kein Bla - wer die Disc aufgeregt einlegt, der will fahren! Die Aufmachung bedient sich großzügig und hinreissend bei der bekannten Top Gear-Ästhetik, passend dazu kommentiert Jeremy Clarkson nicht nur das Intro sondern hat auch im sogenannten Autovista-Modus (einem beeindruckenden Besichtigungsmodus mit allerlei Detailerklärungen) immer eine beissend-markige Bemerkung parat. Nach dieser ersten Runde im Ferrari sitzt man dann mit breitem Grinsen vor dem Rennfazit und fragt sich einerseits, woran einen das jetzt erinnert hat bzw. was die Jungs von Turn 10 jetzt alles besser und richtiger gemacht haben als Polyphony. Diese Gedanken gären noch in einem, werden aber augenblicklich wieder überrollt von "Jetzt muss endlich das Lenkrad angeschlossen werden!!"

Hier beginnt erst das eigentliche Forza, das Fahren, das kontrollierte Quertreiben. Von vorne: Ferraris sind ja nett und als Spitze der Rennwagenevolution angesehen. Interessiert mich jetzt aber gar nicht, ich schnappe mir einen Aston Martin DBS, schalte mutig einfach mal alle Helferlein bis auf das ABS ab, und dann geht es im Freie-Fahrt-Modus auf eine der Benchmark-Strecken: nur ich, der Aston, und viel Platz. In dramatischen Fade-to-black Blenden rollt er heran, Blende, Cockpit, uuund: Abfahrt! Die Pneus kreischen und der Engländer schiebt mächtig nach vorne während er das heiser und kehlig röhrend kommentiert und die Gänge zügig durchgeschaltet werden, erste Kurve 120°, danach dann gleich wieder Wechsel, Lastwechsel, im Ausgang etwas früh geschaltet - HA! Da kommt das Heck! Genial - mit dem Gas und beherztem Lenkeinschlag slided der Angelsachse jetzt schön kontrolliert und giftig-grollend durch den Kurvenausgang.

Cut! Was passiert hier? Nun man kommt nicht umhin hier den Hauptkonkurrenten auf der PS3 herbeizuzerren. Forza bietet im Vergleich, rein quantitativ, weniger: Nicht ne Million Autos, keine wechselnden Wetterbedingungen, kaum unterschiedliche Tageszeiten, OK. Das was es allerdings bietet ist qualitativ derart erhaben über jeden Zweifel, dass es das wesentlich rundere Paket abliefert. Mehr noch! Es schafft den nahezu unmöglich scheinenden Spagat zwischen Simulation und Spass-Racer für die schnelle Runde just for fun. Es ist intuitiv zugänglich und will es an jeder Ecke auch sein, dieses Augenmerk fällt recht schnell auf. Eines der größten Mankos bei Gran Turismo war die Klangkulisse, die gelinde gesagt mau war, zuviel generisches Brummen und Sirren. Forza landet hier ganz oben auf der "VROOOM!!!"-Skala: Nie klangen Motoren derart lebendig und geradezu sexy. Und dies tut sehr viel bezüglich des Fahrgefühls. Angeschlossen an eine Surroundanlage wird man sich der einen oder anderen Gänsehaut nicht entziehen können und wollen...

Die grafische Umsetzung zählt ebenso zum besten, was man bis dato sehen durfte, insbesondere die Detailverliebtheit bei jedem einzelnen Wagen ist bestechend und punktet auch auf dem Konto, dass hier für das Gefühl sorgt, es tatsächlich mit einem echten Boliden zu tun zu haben. Alles in allem würde man nicht mehr überrascht sein, wenn auch jede einzelne Ventilfeder simuliert wäre - Optik und Klang verkaufen es einem...

Zwar sind es "weniger" Autos als bei GT5, OK. Aber trotzallem schon in der Basisgarage (ohne DLCs) offenbahrt sich eine gute Auswahl, die vorallem auch gleich frei fahrbar ist, kein endloses Aufleveln wie bei GT...

Fazit: Wer nur einen Tropfen Benzin oder Diesel in sich trägt, kann hier zuschlagen. Durch die Bank macht dieser Racer alles richtig, was GT5 nicht geschafft hat. Ein Lenkrad-Controller ist wärmstens empfohlen.
Pro
  • überzeugende Fahrzeugdarstellung
  • gute Auswahl an Fahrzeugen
  • überzeugende Fahrphysik
  • viele namhafte Rennstrecken enthalten
  • stimmige Präsentation
  • Jeremy Clarkson als Gastkommentator
  • Top Gear-Testtracks enthalten
Kontra
  • Suchtpotential
  • (noch) keine Porsche-Modelle
  • ... die allerdings im Kiesbett völlig ausgeblendet wird, und man augenblicklich ausgebremst wird.
  • Schaden wird nur sehr oberflächlich dargestellt
 

Forza Motorsport 4

Forza Motorsport 4
Propellerhead
Propellerhead 07.03.2012 360 
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