Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
Release:
20.07.2012
Jetzt kaufen
ab 9,99€
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

88%Gesamt
88%

Alle Lesertests

Lesertest von Alandarkworld

Das Kingdom Hearts mit dem "originellen" Untertitel "Dream Drop Distance" (kurz DDD) ist der bislang jüngste Ableger der Serie, aktuell exklusiv für den 3DS. Lohnt sich die Anschaffung?

Ich selbst bin großer Fan der Serie und habe bislang jeden Teil gespielt. Ich habe das Game jetzt einmal beendet und dafür rund 25 Stunden gebraucht.

Die Geschichte hat, wie man es von der Serie nicht anders kennt, viele Höhen und Tiefen. Tiefen hat sie insbesondere immer dann, wenn es in die Disney-Welten geht, die inzwischen eigentlich nur noch als "Lückenfüller" dienen. Da sie in sich abgeschlossene Mini-Geschichten bilden, die keinerlei Relevanz für das große Ganze haben, sind sie auch nicht sonderlich spannend, wenn auch schön gestaltet. Allerdings sollte man die Vorlagen kennen, um wirklich durchzusteigen wovon die Charaktere sprechen. Ihre Höhepunkte erreicht die Story immer dann, wenn es um die eigentliche Hintergrundgeschichte rund um Xehanort, Ansem und die Organisation XIII geht, die hier einmal mehr die Bösewichte bereitstellt. DDD schließt dabei einige Lücken und bildet die Überleitung zum - hoffentlich bald erscheinenden - Kingdom Hearts 3. Dabei sollte man aber nicht den Fehler begehen und DDD als reinen Lückenfüller betrachten, denn das Game hat es in sich.

Das grundlegende Kampfsystem ist weitestgehend unverändert geblieben - man hackt in Echtzeitkämpfen mit dem Schlüsselschwert auf die Gegnerscharen ein und lässt dabei die Fetzen fliegen dass es eine wahre freude ist, sowohl optisch als auch vom Gameplay her. Zur Anwendung kommt hier zu meiner großen Freude auch das Kommando-Deck-System vom PSP-Ableger "Birth by Sleep": man sammelt mit der Zeit Kommandos (Spezialangriffe) von denen man aber immer nur einige wenige in den Kampf mitbringen kann. Das Mischen bzw. Verschmelzen von Kommandos (Kommandofusion) aus Birth By Sleep wurde allerdings ersatzlos gestrichen.

Hinzu kommt der neue Clou des "Freien Flusses", welches es Sora und Riku erlaubt, die Umgebung ähnlich wie der Prinz aus Persien als Waffe zu verwenden. Vom Wandsprung-Drehangriff über Schleuderangriffe bis hin zu diversen Ramm-Attacken ist hier alles dabei. Allerdings wiederholen sich die Angriffe recht schnell, bieten wenig Abwechslung und im Vergleich zum Aufwand einfach zu wenig Schaden - herkömmliche Kommandos bieten schnellere, effektivere und abwechslungsreichere Feindbekämpfung, sodass ich die Freier-Fluss-Kommandos selten bis gar nie verwendet habe. Notwendig war das aber eigentlich auch nicht. Nette Idee, aber eine Umsetzung mit zu wenig Variantenreichtum und zu wenig Tiefgang, welche sich zumal wie ein Fremdkörper im Kampfsystem anfühlt. Aber da es optional ist, ist das kein echter Kritikpunkt.

Anders hingegen sieht es bei den neuen Kampfpartnern, den "Traumfängern" aus. Diese knuffigen, Pokémon-ähnlichen Wesen begleiten beide Helden und haben in meinen Augen... in einem Kingdom Hearts nichts verloren. Ich spiele auch Pokémon. Aber was zu viel ist, ist zu viel: ein Knuddel-T-Rex, den man in bester Tamagochi-Manier streicheln und liebhaben muss, um an Skills zu kommen - nein, danke (nicht einmal Pokémon werden mit dem Stylus gestreichelt, verflixt nochmal). Von allen Systemen, mit denen die Serie experimentiert hat, mochte ich das hier definitiv am wenigsten. Ich bin mit diesen Wesen einfach nicht warm geworden. Wer sie allerdings zu stark vernachlässigt, büßt dadurch wertvolle Status-Boni und Fähigkeiten für die Hauptcharaktere ein. Notgedrungen wird man also zum "Kampf-Knuddler" und beschäftigt sich doch mit den Tierchen - Skill-Grinding einmal anders. Unnötig, aufgesetzt, erzwungen und für den erwachsenen Spieler eine Zumutung. Ich will Kingdom Hearts, nicht Tamagochi.

Eine andere gut gemeinte, aber in der Umsetzung etwas verunglückte Neuerung ist der "Sturz": ein Countdown beschreibt, wie viel Zeit man als Spieler noch hat, bevor das Spiel automatisch zum jeweils anderen Charakter wechselt. Das forciert zwar, dass man beide Charaktere ausgeglichen nutzt, aber wenn es während eines Boss-Fights zum Sturz kommt weil der Countdown ausläuft, wird selbiger Kampf bei der Rückkehr zum Charakter NEU GESTARTET, was im Endeffekt einer Niederlage gleich kommt. Das ist übel und unnötig, während Bosskämpfen hätte man den Countdown unbedingt deaktivieren müssen.

Abseits der Kämpfe bietet das Spiel neben der Storysequenzen auch zahlreiche Minigames, wodurch sich das Abenteuer sehr abwechslungsreich gestaltet. Der von den PS2-Titeln bekannte Gumi-Jet Marke Eigenbau ist hier leider nicht dabei. Trotzdem sind die Minispiele durchwegs solide und im Schwierigkeitsgrad gut ausbalanciert.

Besonders hervorzuheben ist einmal mehr die musikalische Gestaltung: solch orchestrale Klänge und Melodien hört man sowohl auf Handheld als auch auf Konsole höchst selten und sind ein wahrer Genuss.



Unter'm Strich haben wir hier einen Pflichtkauf für alle Kingdom-Hearts-Fans, alle Neulinge werden aber ihre Probleme mit der überaus komplexen Story haben...
Pro
  • Das Kampfsystem rockt wie eh und je
  • Die starke Hintergrund-Story wird konsequent weitergeführt
  • Viele neue Disney-Welten (Glöckner von Notre Dame, Tron Legacy, Musketiere...)
  • Grandioser Sound
  • Original-Sprecher der Disney-Figuren (englisch)
  • Alle Dialoge wurden voll vertont
  • Die Musik-Welt ist der helle Wahnsinn und eine Freude für Augen und Ohren
  • Kämpfe werden gegen Ende relativ anspruchsvoll
  • Schließt erfolgreich einige Lücken in der Hintergrund-Story
  • Kommando-Deck-System erlaubt verschiedene Spiel-Stile
  • Zwei spielbare Charaktere
  • Erfreulich kurze Ladezeiten, auch beim Charakterwechsel (der andere Charakter kann sich dabei in einer vollkommen anderen Welt befinden)
  • Massenhaft Partikeleffekte und zig Gegner am Schirm machen kleinere Polygon-Unzulänglichkeiten bei den Charakter- und Umgebungsmodellen wieder wett
  • Zu jeder Zeit flüssig, auch bei voll aufgedrehtem 3D-Regler
  • Teils starke 3D-Szenen
  • Nette Ideen mit im Spiel enthaltenen AR-Karten
Kontra
  • Traumfänger... musste das sein?
  • Standard-Gegner sind nur umgefärbte Varianten der eigenen Begleiter, das führt manchmal zu Verwechslungen im Kampfgetümmel
  • Kameraführung ist ab und an etwas suboptimal, gerade in hitzigen Gefechten
  • "Freier Fluss" fügt sich noch nicht optimal ins Geschehen ein
  • Spielerische Unterschiede zwischen den Charakteren muss man mit der Lupe suchen
  • Steuerung kann manchmal etwas hakelig sein, man kann sich z.B. nicht gleichzeitig bewegen und im Echtzeit-Kampfmenü eine spezielle Aktion wählen (Birth By Sleep hätte eigentlich vorgemacht wie das besser geht)
  • Gegnervielfalt lässt ein wenig zu Wünschen übrig
  • Keine Kampfarena, wie es sie in fast allen anderen Teilen der Serie gibt
  • Finishing Moves ("Realitätswandel") wiederholen sich sehr schnell und unterbrechen den Kampf für ein kurzes Minigame
  • Generell sammelt sich um das eigentliche Kern-Kampfsystem langsam zu viel anderes Zeug an, hier müsste mal wieder entschlackt werden
 

Kingdom Hearts 3D

Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance
Alandarkworld
Alandarkworld 14.08.2012 3DS 
88%
2 0

War dieser Bericht hilfreich?