DA2 gießt reichlich Öl ins Feuer der zahlreichen Kritiker: Da wiederholen sich ein knappes Dutzend identische Levelschläuche und müssen als Setting für die reichlich vorhandenen Neben- und Hauptquests herhalten. Da werden bestimmte Bossgegner in den höheren Schwierigkeitsgraden durch endlose Gesundheitsbalken zu 30 minütigen Hit and Run Orgien aufgeblasen, die Geduld und Frustresistenz, aber keinesfalls Können verlangen. Und bevor der dringend nötige Patch kam, plagten das Spiel ein Haufen richtig gemeiner Bugs.
Dabei macht das Spiel vieles richtig. Allem voran die um den Hauptcharakter gestrickte Geschichte, in der ausmnahmsweise mal nicht die Welt vorm bösen Magier/Drachen/Dämonen ohne jegliches nachvollziehbares Motiv gerettet werden muss. Nein, es geht um eine Stadt, es geht um einen Konflikt zwischen zwei Parteien, bei dem keiner nur Gutes tut, und es geht um Hawke, der mittendrin steht. Er erlebt das Schicksal seiner Familie, schart Begleiter um sich, interagiert mit ihnen und sieht sie untereinander interagieren, er verliebt sich (oder auch nicht), wird betrogen, ausgenutzt, verraten. Er selbst kann freundlich/diplomatisch, witzig/ironisch oder konfrontierend/feindlich in Gesprächen agieren, wobei sich das Programm die am meisten gewählten Optionen merkt und Hawke´s generelles Auftreten sowie die Reaktionen seiner Umwelt entsprechend anpasst.
Die Story, die sicher nicht frei von Stereotypen und Vorhersehbarem ist entfaltet sich im 3. Akt zu einem furiosem Finale in das Hawke mit seinen bisherigen Entscheidungen, über die Beziehungen zu seiner Familie und zu seinen Begleitern (die er über weite Strecken im Spiel selbst beeinflussen konnte) und über sein Verhalten ggb. NPCs vor allem emotional zutiefst verstrickt ist. Am Ende steht Hawke in den Konsequenzen seiner Entscheidungen als tragischer Held da, mit Verlusten, überrascht und von einigen verlassen aber in dem Wissen, das Richtige, das Nötige getan zu haben. Ein befriedigendes Gefühl auch für den Spieler, zumal das Programm einem tatsächlich die Illusion verschafft, dafür verantwortlich zu sein. Schön, so soll´s sein und das kommt auch nicht allzu häufig vor in Spielen.
Was die Spielmechanik angeht hat das RPG auch einiges zu bieten: Spiele, in denen man eine Party steuern kann, gibt es ohnehin zu wenig. Das System mit den Taktiken für jeden einzelnen Begleiter finde ich dabei sehr gelungen: Diese kann man quasi programmieren, so dass sie auf verschiedene Situationen angepasst mit Zaubersprüchen, Talenteinsatz oder anhaltenden Fähigkeiten reagieren. Damit kann man sehr viel herumexperimentieren, ebenso wie mit den vielen Talentbäumen, die für die drei Klassen viel Raum zur Entwicklung lassen.
Hat man aber das aber zur Genüge getan, bietet DA2 aber kaum noch spielerische Überraschungen und wir etwas repetetiv. Aufgrund des schnellen pacings wird man aber dennoch bestens unterhalten zum Finale geführt.