Nach langer Zeit habe ich mich entschieden, wieder einen Lesertest zu verfassen, nachdem ich Dark Souls gespielt habe. Vor der PC-Version realisierte ich immer mal wieder einen Screenshot da, einen Artikel hier, eine richtige Vorstellung konnte ich mir nicht machen. Zumindest bis jetzt.

Dark Souls ist ein Fantasy-Rollenspiel - so viel zur Theorie. Aber so einfach ist das nicht.

Eine ausgefeilte Story, wie in vielen anderen Vertretern des Genres - gibt es nicht. Im Intro wird das nötigste beschrieben, im weiteren Spielverlauf finden sich einige Andeutungen, viele Einzelgänger-NPCs, die meist nicht viel mehr als einen Einzeiler zu sagen haben. Viel Platz zum Hineininterpretieren also. Wer allerdings lieber einer Geschichte lauscht und sich mitreißen lassen will, der könnte enttäuscht werden, Dark Souls ist kein "Entertainment" im klassischen Sinne.

Die Grafik ist nicht das Maß aller Dinge, kann sich jedoch durchaus sehen lassen. (Tipp: unbedingt mit einem Auflösungs-Patch nachhelfen.) Die Feinde sind kreativ in Szene gesetzt, meist laut, riesig, bedrohlich; teils aber auch unscheinbar. Die Auswahl an Waffen und Rüstungen ist sehr groß, und meist hübsch anzusehen.

Musik kommt sehr selten zum Einsatz - das kann man mögen, oder aber auch schade finden. Viele Orte hätten sich gut untermalen lassen, bleiben aber stumm. Was man allerdings zu hören bekommt, entsprich der Epik, die man an eine Fantasywelt stellt.

Die Steuerung geht am besten mit einem Gamepad von der Hand, über Tastatur und Maus kann ich hier nicht urteilen. Ich empfehle aber jedem über seinen Schatten zu springen und ein Pad in die Hand zu nehmen, denn das Kampfsystem ist eines der besten, und hat es verdient erlernt zu werden - jeder noch so kleine Gegner ist eine Bedrohung, wenn man nicht vorsichtig agiert, pariert und die Deckung oben hält. Auch der hohe Schwierigkeitsgrad von Dark Souls macht es unabdinglich, sich eine gewisse Kampftaktik anzueignen - rushen Fehlanzeige. Hat man den Dreh allerdings raus und bringt eine gewisse Geduld mit, sich Bewegungsmuster anzueignen, verliert das ach so schwierige Spiel einen Großteil seines Schreckens. Unfaire Stellen gibt es selten, wer allerdings keine Lust auf eine defensive Spielweise hat, für den dürfte so ziemlich jede Stelle unfair wirken.

Mir hat Dark Souls viel Spaß gemacht, hauptsächlich aber in der ersten Hälfte. Trotz großem Engagement, das Spiel "düster" und "europäisch" wirken zu lassen, kann Dark Souls seine asiatischen Wurzeln nicht immer verbergen - die Gesichter z.B. erinnern teils ein wenig an Babyface, und (kleiner Spoiler), hat die Prinzessin wirklich ein dermaßen übertriebenes D-Körbchen benötigt?
Wo Dark Souls am Anfang eine ungemeine Sammelwut erzeugte, folgte bald eine Abkühlung, zumindest bei mir - eines der besten Schwerter bekam ich schon ziemlich zu Anfang, effektiv habe ich damit rund 3/4 des Spiels verbracht - nicht weiter schlimm, und trotzdem habe ich immer wieder vergebens die Augen nach einer Ablösung offengehalten - ohne Erfolg.

Das letzte Viertel dann musste ich mich schon ein wenig selbst motivieren, noch zu spielen, eine gewisse Routine stelle sich ein - hier noch den Boss, schnell da durchgrinden, da noch den Boss, und dann ham wirs bald fertig. Hier hätte sich vielleicht etwas mehr Storytelling dienlich gezeigt, oder Aufgaben abseits von "Töte die vier Bosse, um zu dem Boss zu gelangen."

Das zumindest ist mein Eindruck, mit dem ich verdeutlichen will, dass Dark Souls sicher nicht für jedermann ist, und damit ist nicht nur der Schwierigkeitsgrad gemeint. Man kann es in keine Schublade stecken, und jeder sollte es für sich selbst ausprobieren. Spielmechanik und Aufmachung laden dazu ein, denn Dark Souls ist ein tolles, ausgereiftes Spiel.