Lara als verletzlicher Teenager macht eine gute Figur, in vielerlei Hinsicht. Der Ansatz passt, ist gut inszeniert und durchdacht, die Grafik und das Leveldesign sind top ABER alles andere herum lässt arg zu wünschen über. Die Rätsel sind alle nett in verschiedenen Schwierigkeiten, aber eben nicht abwechslungreich genug und zu wenig für eine Entdeckerin. Der Überlebenskampf ist eher ein Spaziergang ohne Tiefgang. Zwar sind die Sequenzen sehr gut dargestellt, aber im Spiel entfernt sich die erzählte Story von der spielbaren Realität immer weiter. Auch die Kameraführung in den guten Thrillphasen ist super, aber sonst störend, denn die nicht immer freie Kameradrehung blockiert oft eine wichtige Sichteinstellung, sodass man gar nichts erkennt. Die paar Tombs passen nicht in den Mainquestpfad und sind mit nur einem Rätsel pro Schatz kaum von spielerischer Finesse. Tiere spielen fast gar keine Rolle und man hat nur einen Gegner (Menschen - in den Vorgängerversionen war die Vielfalt der Gegner für mich immer ein Highlight) mit verschiedenen Ausstattungen.
Das gewaltige Defizit zeigt sich im Kampf, der einfach sehr schlecht ist! Selten hatte ich so viele Frustmomente, was am grottigen Kampf- und Deckungssystem liegt. Ich kann mich weder hinhocken noch Deckung suchen, das geht nach automatismen, die nicht immer funktionieren. Auch schießen die Gegner gerne mal an Deckungen vorbei und treffen mich, dann stehen sie aber auch wieder vor mir und treffen mich nicht. Extrem imba emfand ich die Sprengstoff- und Molotov-Werfer. Eine Granatenvariante, die mir nicht zusteht, aber die mein Gegner mit einer Frequenz einsetzt, die lächerlich ist. Ich selbst muss immer erst focussieren bevor ich schießen darf und habe keinen Focus aus der Deckung heraus und muss ihn jedesmal neu ausrichten, da er ständig verzieht. Die Nahkampfskills sind auch eine Glückssache, da sie nur manchmal ausgelöst werden und zur Kill-Combo werden. Zu diesen Vorraussetzungen gesellt sich dann noch das Design, was punktuell immer gleich 20 Gegner auf einmal auf mich hetzt. So ein schlechtes Kampfsystem habe ich selten erlebt.
Die Rollenspielelemente hätte man sich auch schenken können. Auch die Waffenbastelei ist ein motivierender Ansatz, da ich aber auf Pläne zur Erweiterung angewiesen bin, laufe ich mit viel Material herum und warte bis ich einen Ausbauplan finde. Dann interessiert mich auch nicht mehr was und warum ich die Waffe verbessere.
Die Synro finde ich auch gut und passend, aber ich frage mich, wie die piepsige Stimme noch passt, wenn Lare als Charakter gereift ist und kein Teenager mehr.
Trotzdem verströhmt das Spiel ein leichtes Tomb-Raider-Gefühl mit der Hoffnung, das vieles in der Folgeversion geändert wird.

Fazit: Gute Adventure-Momente, schlechte Kampf-Momente bei gut inszenierter Action und vielen verpassten Gameplaychancen