Simulation
Entwickler: Egosoft
Publisher: Deep Silver
Release:
15.11.2013
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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Durchschnittswertung

10%Gesamt
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Lesertest von sf2000

Meine Vermutung ist, dass sich die Entwickler von X3 zusammengesetzt haben und zwei Listen erstellten: Eine, in der steht, was gut war an dem Spiel, und eine, die die Fehler und Makel und Schwächen zusammenfasste ? und dann gab Egosoft den neuen Entwicklern die falsche Liste. Und sie haben gute Arbeit geleistet: Alles, was an der Serie großartig war, ist verschwunden. Alles andere hat sich potenziert.

Nun ist Rebirth der Stoff, aus dem gute Trailer gemacht werden und nicht minder wundervolle Screenshots. Und ja, optisch möchte man meinen, dass sich hier ein würdiger Nachfahre von X3 finden lässt. Allerdings kann man nicht die Frameraten sehen, die sich selbst bei geringsten Einstellungen regelmäßig im Keller befinden. Aber keine Sorge - Rebirth definiert Optimierung neu: Es spielt sich mit allen Grafikeinstellungen gleich schlecht. Und wie auch in den Vorgängern ist das HUD überladen und voller Icons, wobei gut die Hälfte des Bildschirms hinter der Cockpitansicht verschwindet. Wohlgemerkt: DIE eine Cockpitansicht, mit der Du den Rest des Spiels verbringst. Andere Schiffe sind nur Begleiter, andere Ansichten Geschichte; wer in Trailern sein Schiff von draußen bewundert hat, darf sich veralbert fühlen: Diesen Blick auf das Universum hat man nur, wenn man seine Drohnen steuert.

Leider sind die so schnell, dass sie mit Maus und Keyboard kaum noch zu kontrollieren sind. Was eine interessante Erweiterung sein könnte, habe ich daher erst mal links liegen gelassen; das gilt übrigens für die meisten Aspekte des Spiels, die ein Minimum an Feingefühl erfordern; die Steuerung ist die zweite große Katastrophe, und nach allem, was man so liest, finden sich hier die Überreste der ursprünglichen Planung wieder, ein X-Box-Titel zu werden; Rebirth ist so gesehen ein PC-Port, der aber erst später für Konsolen erscheint. Es erklärt auch viele andere Elemente, die sich eingeschlichen haben und die einen völlig untypischen Arcade-Charakter aufweisen.

Das gilt vor allem für den Tiefpunkt, nämlich alles, was in First-Person-Perspektive vor sich geht. Für etliche Missionen, zum Einstellen der Crew, und auch für Teile des Handels bewegt man sich jetzt durch drei- in Zahlen: 3 - Ansammlungen generischer Korridore, die gerade noch genug Platz bieten für pornografische Hologramme. Selbst im Urvater der Serie hatte jede Station ihre eigene Umgebungsgrafik, und hier sieht alles gleich aus. Man darf mich gerne aufklären, ob vielleicht in den Sektoren anderer Rassen andere Stationen anzutreffen sind, aber auch dann ist es immer noch erbärmlich, und so nebenbei nur der Anfang des Grauens.

Ich weiß nicht, wie die wirklich grotesk hässlichen und kaum animierten NPCs ihren Weg ins Spiel gefunden haben, die man dort trifft, noch ist es mir möglich zu ergründen, welche Aufgabe sie haben, außer eben Entsetzen auszulösen. Dass ich eine athletisch gebaute 70jährige mit dem Körper einer Barbiepuppe als Kapitän einstelle, die wie eine 20jährige Pornodarstellerin spricht und dabei nicht mal den Mund aufmacht, fügt einen Gruselfaktor in das Spiel ein, der fast satirisch daher kommt: Man möchte es für eine Racheaktion eines unterbezahlten Mitarbeiters von Egosoft halten, was zumindest noch Sinn machen würde. Aber die anderen Charaktere sind nicht minder grauenhaft, und ihre Königin sitzt direkt neben mir im Cockpit.

Ja, Egosoft hat es auch geschafft, uns einen Copiloten zu verpassen. Vom Namen und von der Stimme her handelt es sich um eine Frau. Ansonsten brachte sie mich dazu, die Kampagne abzubrechen in der Hoffnung, im "Free-Play" alleine fliegen zu dürfen. Und nein: Darf man nicht.

Handel ist auf ?Gelegenheiten? heruntergedummt. Preise muss man nicht mehr herausfinden, sondern durch das ?Erforschen? von immersionszerstörenden Icons rund um die Stationen verändern, sogenannte ?Discounts? freischalten ? es fehlt nur noch, dass ein Fenster aufpoppt, wo ich mir mehr Energie kaufen kann, und was einst eine Weltraumoper war, könnte mit jedem Browserspiel mithalten.

Die Sprungtore sind jetzt ?Highways?, in denen ich mich zwecks Geschwindigkeitssteigerung hinter andere Schiffe hänge, was im Umkehrschluss heißt, dass ich das langsamste Schiff der Galaxis habe und mich dann hinter Kleinsttransporter hänge, der dann auch minutenlang alles ist, was ich sehe.
Immerhin landet man seit dem Hotfix nicht mehr ständig auf dem Desktop, aber dafür fahren Schiffe durch Asteroiden - damit sie nicht mehr hängenbleiben, weil das Pathfinding versagt, und die Handelsmenüs sind originell verpfuscht worden: Du musst 100 Energiezellen abliefern, kannst aber nur 99 einstellen von den 100, die Du hast: Sehr witzig, Egosoft.

Ihr seid schon Komiker. Sieht man auch auf Steam, wo Ihr dazu übergangen seid, unerwünschte Kritik zu löschen, und auf Metacritic User-Reviews zu platzieren, die zwischen all den 0-Punkte-Wertungen natürlich doppelt auffallen. Immerhin: An dieser Front könnt Ihr fast mit EA mithalten.
Pro
  • schöne Standbilder zwischen den einzelnen Frames
  • Soundtrack passt
Kontra
  • siehe oben
 

X Rebirth

X Rebirth
sf2000
sf2000 18.11.2013 PC 
10%
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