Nach knapp 30 Stunden war die Story durch und das Spiel hat mir äußerst gut gefallen.
Ich will hier nicht unbedingt weiter detailliert auf die positiven Aspekte eingehen, es ist einfach GTA-typisch, die Spielwelt mit Details vollzuklatschen, selbst nach 30 Stunden gibt es immer wieder Kleinigkeiten die einem auffallen.
Sei das nun das tatsächliche floppen von Flip-Flops, Passanten die anfangen zu rennen, wenn die Ampel von Grün auf Rot schlägt um noch die andere Seite zu erreichen oder Fußgänger die dich um dein Auto beneiden und Fotos machen, nachdem es gerade frisch getunt wurde.
Und das sind nur die kleinen, unauffälligen Sachen, dazu gibt es noch viel mehr offensichtliche Details, die man z.T. auch schon aus früheren Teilen kennt, doch all das führt dazu, dass es GTA schafft, die bisher lebhafteste Großstadt zu simulieren, die ich je gesehen habe.

Die Missionen sind vielfältig, mal Bekanntes und Erwartetes, mal völlig neue und fast schon filmreife Abschnitte. Dazu äußerst faire Checkpoints, wenn man es mal nicht auf Anhieb schafft.


Doch trotz allem, fallen mit zunehmender Spielzeit auch Sachen, auf die den Spielfluss und Spielspaß stören, an einigen Stellen stärker, an anderen weniger stark.
Fangen wir mit der Polizei, bzw. dem Fahndungssystem an: Dies wurde komplett überarbeitet, die Cops suchen nichtmehr in einem Radius um den Spieler, sondern fahren zu seinem letzten bekannten Aufenthaltsort und suchen ihn dann in einem kegelförmigen Bereich.
Das führt dazu, dass Verfolgungen durchaus sehr spaßig sein können, denn es ist nun effektiv möglich sich hinter Autos, Mauern oder Büschen zu verstecken. Wenn die Cops keinen Sichtkontakt haben, könnten sie direkt auf der anderen Seite einer Mauer stehen aber den Spieler trotzdem nicht erkennen.
Häufiger aber sind Verfolgungen eher frustrierend. Vor allem weil man nicht selten recht willkürlich 2 oder 3 Sterne verpasst bekommt. So ist der einfache Fahrzeugklau und die darauf folgende Flucht fast immer ein Garant für 2 Sterne und damit nervende Cops mit Maschinengewehren. Kleine Anzeichen von Gewalt führen dann schon zu 3 Sternen. (Überfährt man einen Cop sind da übrigens auch sofort 3 Sterne) Und bis man dann mal aus dem Sichtbereich des Helis gekommen ist und sich eine Minute lang mit blinkenden Sternen versteckt, das dauert einfach und nervt in gewissen Situationen enorm. Das neue Fahndungssystem ist hier zu empfindlich und tut dem Spielfluss nicht gut.

Auch nervig: Fällt der Charakter hin oder wird angefahren (was nicht selten vorkommt) so scheint der Körper in eine Art Stase zu verfallen, denn er bewegt sich gute 2 Sekunden lang überhaupt nicht. Was genau soll das? Wenn mich jemand von hinten schubst und ich hinfalle möchte ich mich so schnell wie möglich wieder aufrappeln, aber hier küsst die Spielfigur einfach 2 Sekunden lang den Asphalt, während gemütlich auf sie eingestiefelt, bzw. eingeschossen wird.
Wirklich schnelle Fluchten mit einem Fahrzeug sind auch nicht möglich, selbst mit der Polizei im Nacken, sieht sich der Charakter erstmal kurz um, bevor er die Scheibe einschlägt und benötigt dann auch noch eine Ewigkeit das Fahzeug kurzzuschließen. Aber in der Zeit haben die Cops schon problemlos meine Lebensanzeige halbiert...auch nervig.

Klar, durch solche und andere Sachen wird dem Spiel Geschwindigkeit genommen und dafür mehr Realismus gewonnen, doch will das Spiel wirklich realistisch sein? Was soll dann bitte das idiotische Lenken der Fahrzeuge in der Luft? Oder die Möglichkeit das Auto - obwohl es auf dem Dach liegt - durch Hin- und Herbewegen des Sticks wieder aufzurichten? Soll mir also doch das Fliehen erleichtert werden?
Da hilft es aber nicht, dass das Schadenmodell mir Sand ins Getriebe streut. Wenn ich nämlich mit zu hoher Geschwindigkeit auf dem Dach lande, explodiert das Auto sofort - keine Chance rauszukommen oder irgendwas zu machen. Soll die Möglichkeit das Auto in der Luft zu steuern jetzt dabei behilflich sein das zu vermeiden?
Warum aber brechen dann die Achsen bei einigen Modellen so verdammt schnell? Ein etwas stärkere Berührung mit einer Mauer oder unter Umständen sogar nur einem Laternenpfahl - und schon ist die Achse im Arsch. Und das ist nicht selten gleichbedeutend mit "neues Fluchtauto beschaffen".

Die gesamte Story ist im Vergleich zu San Andreas äußerst....unspektakulär. Gerade die Nebenfiguren kommen kaum ins Rampenlicht. Sei das nun Michaels Familie oder Franklins "Homie". Den Sinn seines Hundes habe ich auch nicht wirklich verstanden. Die schnell geschlossen Freundschaften zwischen allen Haupt- und Nebencharakteren wirken auch ziemlich komisch. Irgendwelche Wendungen gibt es bis auf die letzten Missionen nicht.

Da sich die 5000 Zeichen dem Ende neigen nun mein Fazit:
Im Gegensat zu Teil 4 fast überall eine Verbesserung, kommt aber an die alten Zeiten eines San Andreas nicht ran.
(Da ich Ballad of Gay Tony als bestes GTA 4-Addon mit 92% bewertet habe, gebe ich hier konsequent 93%)