Schweigt, Nörgler!

Das neue Sonic ist eines dieser Spiele, die die viel besser sind als ihr Ruf. Es ist Opfer einer Verschwörung der zahlreichen Sonic-Hasser geworden, die sein Erscheinen mit Häme erwartet und sich wahrscheinlich schon vorab die angeblichen Kritiken zurecht gedichtet haben.
Fakt ist: Lost World ist einer der schnellsten (Wie bitte kommen die Hater auf langsam!!), am flüssigsten spielbaren und spaßigsten Serienableger. Die Levels sind optisch sehr abwechslunsreich und generell ansprechend. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht zu verachten, gefährdet aber nur bei denjenigen den Spielfluss, die nicht bereit sind, sich 30 Minuten Eingewöhnungszeit für die leicht anspruchsvollere (aber keineswegs überladene!!) Steuerung zu nehmen. Die meist linearen Strecken sind gerade richtig um den serientypischen Geschwindigkeitsrausch zu garantieren. Die Graphik ist auch viel besser als behauptet. Wer Wert auf Photorealismus legt, ist in der Welt der blauen Igel und bunten Tierchen generell an der falschen Adresse. Besonders schön ist neben der angenehm unrealistischen Optik der Soundtrack gelungen. Einige Titel haben Ohwurmfaktor und ergänzen das Spielerlebnis sinnvoll.
Wenn es etwas zu kritisieren gibt, ist es der Zweispielermodus. Die RC-Vehikel für den zweiten Spieler sind in jeder Hinsicht nutzlos. Das muss daran liegen, dass sie von Miles Tails Prower konstruiert wurden. Sie sind so nutzlos, dass der zweite Spieler es als großen Erfolg für sich verbuchen kann, wenn er innerhalb von 30 Minuten Spielzeit mit dem "Bomber" es auch nur einmal schafft, auch nur einen einzigen Gegner zu erwischen, bevor der hundert mal schnellere Igel es tut. Ob man die Coop-Vehikel als Feigenblatt für die faktisch fehlende Zweispielertauglichkeit, oder als lustigen Zusatz wertet, der ob seiner Blödsinnigkeit immer wieder für einen Lacher gut ist, sei einmal dahin gestellt.
Mein größter persönlicher Kritikpunkt sind die Zwischensequenzen. Hier vermisse ich den sympathischen Trashfaktor, den z.B. ein Sonic Adventure durch die grottenschlechte ausschließlich englische Sprachausgabe noch inne hatte. Knuckles versucht gar nicht erst mehr, ein Rapper zu sein. Sonic war auch schon mehr um Jugendsprache bemüht und das vierjährige Mädchen, das traditionell Tails spricht, scheint durch ein achtjähriges ausgetauscht worden zu sein.
Trotzdem war das Spiel total lustig. Und wer etwas anderes sagt, gehört vermutlich zu den Noobs, die bei Smash Bros. Brawl mit ihren Kirbys und Ikes nicht gegen Sonic ankommen und deshalb einen Groll gegen ihn hegen.