Hallo,

Ich schreibe diesen Test nach 20 Spielstunden, als Company of Heroes (COH) Veteran aber Men of War Neuling - ich finde man sollte das Spiel auch so objektiv bewerten und nicht wie im 4player Test nur im Vergleich zum Vorgänger! Ein Hinweis zum günstigeren und angeblich sehr ähnlichen Vorgänger wäre ausreichend.
Ansonsten kann ich mir die niedrige Wwertung nicht erlären. Bugs bzgl. Wegfindung kommen vor, stören aber nicht so massiv.


Men of War ist durchaus mit COH zu vergleichen. Ich habe es getestet, nachdem ich mit COH 2, trotz gelungener kleiner Verbesserungen, im Vergleich zur Blitzkrieg Mod nicht ganz zufrieden war - kann ja wieder werden.


Gut gefällt der allgemeine Realismus im Spiel was Fahrzeuge angeht, sowie die Physik: Es macht riesig Spaß das erste mal mit einem Panzer durch ein Haus zu fahren! Die Schadensmodelle der Panzer, etc sind klasse.
Das Verletzungsmodell der Infanterie fällt dagegen stark ab, Verletzungen lassen sich alle heilen. Auch konnte ich keine Flugzeugangriffe ordern, muss nach Video aber wohl noch kommen. Schiffe, Boote scheinen zu fehlen, daher spielt sich der DDay sehr fad.

Die Grafik ist stimmig und abwechslungsreich. Aber bspw. der Hürtgenwald ist leider überhaupt nicht dicht, oder zu eng für schweres Gerät und so spielen sich die meisten Karten ähnlich. Wetter und Jahreszeit scheinen keinen Einfluss zu haben wie in COH2.
Auch geht schnell die Übersicht der Höhenunterschiede flöten: man weiß nie ob sich die Einheiten bekämpfen können. Eine Ego-Ansicht und einblendbare Schusskegel wären besser gewesen als nur ein grünes Fadenkreuz! Dabei ist es gut, dass man weiter herauszoomen kann als in COH und Gebäude ihre Dächer ausblenden können. Das Direktsteuern der Einheiten macht Spaß und ist ab und zu sinnvoll. Beim Aufsüpüren von Gegnern ist man auf die Minimap angewiesen und in Multiplayerduellen ist das Finden des Gegners elementar, nur manchmal sind wie erwähnt die Sichkegel schwer einzuschätzen.

Manchmal hatte ich mit der Squadbedienung zu kämpfen. Grundsätzlich ist die Bedienung zwar gewöhnungsbedürftig, aber komplex und anpassbar.

Man hat mit sehr vielen Truppen auf einmal zu tun. Das führt schnell zu meinem zentralen Kritikpunkt: Das schnell spieldominierende Mikromanagement, auf das keiner Lust haben dürfte! Munition und Sprit lässt sich nicht automatisch auffüllen, selbst wenn der LKW direkt nebenan steht! Letzteres ist auch noch extrem umständlich. Granaten werden immer zu früh losgeworfen. Truppen stellen sich beim Vorrücken und Deckung suchen nicht geschickt an (Zumindest ein ordentlicher Formationsbefehl "lockere Formation" hätte hier geholfen).
Schön wäre es wenn man Offizieren etwas komplexere Aufgaben mitteilen könnte, etwa Stellung halten bis 50% Verluste, dann Rückzug zu Punkt X. Sicher nicht einfach einzubauen, aber es wäre so wichtig sich mehr den strategischen Entscheidungen widmen zu können.


Leider gibt es auch kein rudimentären Basisbau, oder besser Verteidigungsbau - ich träume hier von Bunkeranlagen, selbst anlegbaren Schützengräben, sowie Lazaretten, Munitionslagern, Werkstätten und Schienenverkehr, samt Nachschubrouten. Ich brauche keine Panzerfabrik. Auch ein Motivationssystem mit Flüchtenden und Gefangenen würde viel Atmosphäre bringen. Das gab es in COH zumindest ansatzweise.

Viel Potential verschenkt Men of War bei den Missionen. Spielerisch fordernd, aber kaum inszeniert und nicht einmal chronologisch angeordnet! Da ist COH1 mit seinen genialen historischen Kampagnen meilenweit voraus. Der Multiplayer scheint ersolide.

So bleibt Men of war zwar ein ambitionierteres Projekt mit viel Potential und muss sich COH (noch) geschlagen geben, das irgendwie umkomplizierter mehr Spaß verbreitet.