Taktik & Strategie
Entwickler: Firaxis Games
Publisher: 2K Games
Release:
05.02.2016
2016
05.02.2016
09.09.2016
29.05.2020
09.09.2016
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Durchschnittswertung

45%Gesamt
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Lesertest von sf2000

TL;DR: Penetrant eingeblendete Werbung und doch nur Gold-Wertung: Bei 4players immer eine unterschwellige Warnung.

Xcom 2's Story ist bekannt: Seit mehr als 20 Jahren versuchen Spieler, mit der namensgebende Agentur "Xcom" eine unaufhaltsame Alien-Invasion zu stoppen, und das heißt: Mit einer Handvoll Soldaten, zickigen Geldgebern und hoffnungslosem technologischem Rückstand einen kompletten Globus voller leicht korumpierbarer Menschen zu retten - so auch dieses Mal.

Dabei werden besagte Menschen vor allem als Genmaterial zum Spielen für Alienforscher genutzt; Ergebnis ist auch in diesem Teil einer der bemerkenswertesten Gegnerzoos, die dieser Tage in der Videospielwelt zu bestaunen sind; zu alten Bekannten gesellt sich eine Armee jedoch weit weniger inspirierter neuer Gegner, die dann auch noch vor allem alte und neue Designschwächen verdeutlichen.

Wenn die Farbe eines Gegners das einzige wirkliche Erkennungsmerkmal von fünf unterschiedlichen Einheiten ist, die allesamt auch unterschiedlich angegangen werden wollen, ist es schlecht, wenn unter Filtern, Shadern und Effekten Grün zu Braun und Lila zu Dunkelbraun wird. Wenn Übersicht und Planung erforderlich sind, aber UI und Kontrollen mit der Schwerfälligkeite eines Nashorns oder mit der Empfindlichkeit eines schwangeren Nashorns reagieren, gerät die Rundenstrategie schnell zum Geschicklichkeitspiel.

Intuitiv ist das ganze trotz Tutorial auch nach Stunden nicht; viele Handgriffe findet man eher durch Zufall heraus, und mit wachsender Erfahrung seiner Soldaten und entsprechend zunehmenden Sonderfähigkeiten flimmern alsbald ein Dutzend ziemlich gleich aussehender Buttons in träge aufklappenden Fenstern. Zaghafte Versuche, diese Tragödie zu bedienen, lösen diverse Automatismen aus, die wiederum die Kamera neu zentrieren, diese versucht währenddessen,die sich ausdauernd wiederholenden Warteanimationen der Figuren einzufangen... im Ergebnis hat sich ein Spiel selten seine Epilepsie-Warnung so sehr verdient wie dieses.

Wände, Möbliar und ganz Straßenzüge verschwinden bei jeder Bewegung des Mauszeigers, was zweifellos als Sichhilfe gedacht ist - eine drehbare Kamera hätte es auch getan, aber da bereits diese Bewegungen regelmäßig und unvermeidlich Performance-Einbußen mit sich bringen, hätte das wohl zur Unspielbarkeit geführt. Das beweisen die "Action"-Einstellungen bei jeder Bewegung und vor allem bei jedem Angriff; Effekte und Bewegungen, Ton und Partikel werden asynchron und wirken so häufig eher erheiternd: Ich muss jetzt noch eine Fensterscheibe finden, die nicht entweder deutlich zu früh oder deutlich zu spät zu Bruch geht, wenn eine Figur zu blöd ist, die Tür zu finden.

Wer seinen Soldaten lange genug dabei zusieht, wie sie sich bewegen, ahnt, warum das Spiel gerüchteweise so schwer ist. Auch auf einem freien Platz mit nur einer Bank wird mit Stunt-Stöhnen und großer Akrobatik über diese Bank gesprungen, anstatt daran vorbeizugehen; wer versucht, unentdeckt zu bleiben, wird zwar grafisch mit immersionszerstörenden Überblendungen auf die Gefahren hingewiesen, darf dann aber mit der erwähnt fusseligen Feinsteuerung seinen Weg daran vorbei finden.

All das wäre, da schon im ersten Teil suboptimal, durchaus zu ertragen, verwirrend es nur, dass diese altbekannten Schwächen ergänzt werden durch neue Schwächen. Eine 0815-Story, die zurecht geradezu verschämt erzählt wird und nicht weiter auffalen will; eine Weltkarte mit allen erwähnten Schwächen der UI und unnötigen Neuerungen, die an keiner Stelle wirklich erklärt werden; ein aufgepolstertes Ressourcenmanagment mit gleichzeitig abgewertetem Basisbau - bis man begriffen hat, was wo zu finden ist, wer was produziert und was wann wichtig wird, und natürlich, wie alles zusammenhängt, hat man seine erste Kampagne auch schon verloren.

Bleibt der kaputterneurte Strategieteil, die ultimative Stärke eines XCom-Spiels; was allerdings bisher Rundenstratgie war, ist jetzt, passend zum Olympiajahr, eine 100-Meter-Sprint-Simulation. Was mal aufwendiges Scouten, Positionieren und Vorausplanen war, wird jetzt ein Rennen gegen die Zeit. Die ersten drei Runden sind dabei dem reinen Erreichen des Ziels gewidmet; nach dieser Wandersimulator durch zufallsproduzierte Level stossen wir mit rasch abnehmender Überraschung auf die gedrängt rund um das Ziel lauernden gegnerischen Einheiten.

Während wir uns noch fragen, welchen Sinn eigentlich Stealth-Einheiten haben, wenn das Entdecken einer Einheit auch 2 Kilometer entfernte Soldaten auf das Radar des Gegners bringt, stellen wir fest, dass 2K herausgefunden hat, dass man nur die Würfel zinken muss, um den Mangel an Kontent zu verbergen.

Selbst in Nebenmissione türmen sich nach wenigen Stunden Bossmonster, und Zeitlimits im Kampf wie auch auf der Weltkarte verwandeln die strategische Herausforderung eines Sandkasten-Schachbretts in einen enger werdenden Tunnel, dessen Segmente sich bis zur Ermüdung wiederholen.
Pro
  • Xcom-Fans treffen auf viel Altbekanntes, und das heißt, auch Gutes...
  • durchaus stimmige Präsentation, anmessen epischer Soundtrack...
  • netter Charakterbaukaust...
Kontra
  • ... aber eben auch viel altbekanntes Schlechtes, und in der Hinsicht gibt's ordentlich Nachschlag.
  • ... aber schwache Optimierung, widerspenstige UI, schlechte Wegführung, zickige Kontrollen und wild verstreute Informationen in jeder Bildschirmecke sind nicht immersionsfördernd
  • .... aber die "Klassen" und damit festgelegte Ausrüstung lassen wenig Platz zum Ausprobieren
  • diverse Fehler in der Darstellung, vor allem Actionssequenzen
  • erzählerisch jammervoll
 

XCOM 2

XCOM 2
sf2000
sf2000 07.02.2016 PC 
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