Ich trete durch die Tür und stehe mit dem Rücken zu meinem Auftraggeber. Ich bleibe ruhig stehen, während er heimlich einen Dolch zieht und näher kommt, ganz in dem Glauben, mich zu überraschen. Doch ich habe meine Hausaufgaben gemacht! Habe vorher alle Quests ausführlich genug bearbeitet um zu wissen, was mich erwartet. Mein Auftraggeber ist nun direkt hinter mir. In einer einzigen fließenden Bewegung wirble ich herum und schicke ihn mit einem Faustschlag zu Boden. Blut spritzt, Schwerter werden gezogen und der eigentliche Bosskampf beginnt. Das ist ohne Zweifel einer der zahlreichen Sternstunden von "The Witcher". Die Cutscenes können sich wirklich sehen lassen, auch wenn CD Project es manchmal mit ihrer Länge übertreibt. Die Quests sind von ihrer Art selten innovativ, doch meist sehr lebendig verpackt mit glaubwürdigen Hintergrundgeschichten. Eine Gut-Böse Anzeige gibt es nicht, sondern lediglich, wie die Verpackung schon verkündet, "nur Entscheidungen und Konsequenzen" - sehr gut! Kritik muss sich das Spiel aber bei der Spielwelt gefallen lassen. Lange Laufwege gab es auch schon in Gothic 1/2, doch wenn Laufwege lang sind, weil lächerliche Hindernisse wie winzige Zäune oder Büsche den Weg versperren, dann ist das schlicht frustrierend. Auch die vielen Ladezonen bremsen den Spielfluss leider erheblich. Alles in allem ein gutes RPG, aber das Gesamtpaket stellt für mich keinen absoluten Ausnahmetitel dar. Auch hat mich das Universum und der Plot weniger mitgerissen als bei manch anderem Titel, aber das ist rein subjektiv und lässt sich schwer an einem konkreten Kriterium festmachen.
The Witcher
