Rollenspiel
Entwickler: Blizzard
Release:
03.09.2013
15.05.2012
03.09.2013
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

59%Gesamt
58%
43%
82%
80%

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Lesertest von Stranger

Schuster bleib bei deinen Leisten. Dieses alte Sprichwort scheint das Credo von Blizzard beim Entwickeln von Diablo 3 gewesen zu sein. Mit dem Dogma "Keine Experimente!" hat man hier ein Spiel designt, das fast keinerlei Innovationen liefert. Und dennoch oder gerade deshalb wurde erreicht, was viele erwartet haben: Ein Diablo 1/2 im modernen Gewand mit besserer Grafik.

So spielt man beispielsweise, obwohl es technisch sicher möglich wäre die Kamera zu drehen oder zu zoomen, immer exakt aus dem gleichen isometrischen Blickwinkel der Vorgänger. Auch Schriftarten, Atmosphäre und Musik erinnern stark an Diablo 1. Zudem spielt der erste Akt in (Neu-)Tristram, jene Stadt, die schon im ersten Teil aufgesucht wurde. Und natürlich ist das Spielprinzip das selbe geblieben: Eine kleine Story am Rande, aber eigentlich geht es um: Dungeons! Monster! Beute!

Doch bei allen Gemeinsamkeiten gibt es auch einige Veränderungen. Viele davon sind Anpassungen an eine moderne Spielweise und dienen lediglich dazu, es dem Spieler bequemer zu machen. So benötigt man beispielsweise keine Identifikations- oder Stadtportal-Schriftrollen mehr, sondern kann diese Funktionen nach ein paar Sekunden Wartezeit automatisch ausführen. Auch Heiltränke lassen sich jetzt beliebig übereinander stapeln und nehmen so weniger Platz im Gepäck weg. Allerdings sind Heiltränke nun nicht nach belieben einsetzbar, sondern man muss nach dem Verwenden eine längere Zeit warten, bis der nächste verwendet werden kann. Eine gute Änderung zum Vorgänger, in dem man fast jeden Gegner klein bekam, wenn man nur ausreichen Heiltränke im Gepäck hatte.

Ebenfalls neu ist der Schmied und der Juwelier, die man ausbilden kann und die einem maßgeschneiderte Ausrüstung mit zufällig ausgewählten, magischen Effekten schustern. Zudem hat man nun die Wahl, ob man sich von einem Begleiter Rückendeckung geben lassen will. Zur Auswahl stehen hier der Templer (Nahkampf), der Schuft (Fernkampf) und die Verzauberin (Magie/Fernkampf). Die drei haben eigenständige Persönlichkeiten und reden gelegentlich mit unserem Hauptcharakter. Auch haben sie jeweils eine eigene Hintergrundstory, die zwar keine Literaturnobelpreise gewinnen wird und dezent im Hintergrund bleibt, jedoch wenigstens kurzweilig ist und sich nach und nach enthüllt. Die Begleiter lassen sich mit magischen Waffen, Ringen und Amuletten ausrüsten und erhalten alle 4 Stufen eine von zwei zur Wahl stehenden Fähigkeiten. Auch die Begleiter sind somit eine gute Idee und eine Bereicherung für das Spiel.

Gelungen sind auch die Fähigkeiten der fünf Charakterklassen. Hier gibt es große Unterschiede in den Spielweise der Klassen und die einzelnen Fähigkeiten synergieren unter sich und erlauben einige nette Kombos und Strategien.

Auch von der Atmosphäre her kann das Spiel punkten: Die Grafik ist zwar technisch nicht auf dem neusten Stand, aber stilsicher und in puncto Licht, Monster- und Dungeondesign gibt man sich keine Blöße und macht alles richtig. Die Musik ist etwas klischeehaft und uninspiriert, funktioniert im Hintergrund aber. Die Soundeffekte hätte man nicht besser machen können: Die Schwerthiebe haben schmackes, die Feuerbälle klingen explosiv, die Käfer sterben mit einem schmatzenden Geräusch, wenn man auf sie tritt. Ich habe selten ein Spiel mit so guten Geräuscheffekten erlebt.

Kommen wir, nach all dem Lob, auch zu den Kritikpunkten des Spiels. Das Spiel nimmt einen doch stark an die Hand. So hat man beispielsweise nicht mehr die Möglichkeit, aus verschiedenen Skills zu wählen oder Attributspunkte zu verteilen nach einem Stufenaufstieg. Stattdessen wird man informiert, welche Attribute gestiegen sind und welche Skills man nun auf der neuen Stufe gelernt hat. So kann man seinen Charakter zwar nicht "verskillen", aber diese sind kaum individuell: Ein Magier auf Stufe 16 kann genau das, was alle anderen Magier auf Stufe 16 können... ...schade!
Auch den Schwierigkeitsgrad kann man sich nicht zu Beginn auswählen und so ist das Spiel vor allem zu Beginn kaum fordernd.

In der Kategorie Story hat man sich im Vergleich zu Diablo 1 und 2 weiter entwickelt. So gibt es hier und da kleine Geschichten, Quests mit Hintergrund und zu neuen Monstern hört man eine kleine Geschichte. Auch die NSCs haben deutlich mehr Persönlichkeit.

Größtes Manko an Diablo 3 ist jedoch, dass es nichts neues versucht: Keine Rätsel; keine Entscheidungen, die den Spielverlauf verändern; keine filmreif inszenierten Dialoge wie in Dragon Age: Origin; keine anderen Inhalte als Kämpfen; kein anpassbares Aussehen des Helden...

FAZIT: Die Designer wollten ein perfektioniertes Diablo 1 bzw. 2 machen. Nicht mehr, nicht weniger. Dies haben sie fast perfekt umgesetzt, neue Ideen dabei aber vermissen lassen. Wer auf Neuerungen verzichten kann und sich einfach gepflegt durch Monstermassen schlagen will, um das nächste magische Ausrüstungsstück zu erbeuten, wie er dies schon bei Diablo 2 tat, der wird hier das bekommen, was er erwartet.
Pro
  • Diablo-Feeling: Atmosphäre und Spielprinzip fast 100% wie bei den ersten beiden Teilen
  • Interessante Charakterklassen mit frischen Fähigkeiten, die sich in ihrer Spielweise stark unterscheiden
  • Massenhaft unterschiedliche Gegner
  • Grandiose Soundeffekte
  • Stilsicheres Dungeondesign
  • Bequeme Steuerung und angenehmes Charaktermanagement
  • Perfekt inszenierte, spannende Kämpfe mit Crowdcontroll, Rückzug, Überfällen, Tricks, Sturmangriffen, Gegner verlangsamen...
  • Hoher Wiederspielwert
  • Bemerkenswerter Umfang
  • Mehr Story als in den bisherigen Diablo-Teilen
  • Begleiter mit eigenständigen Persönlichkeiten, netter Hintergrundstory die nach und nach erzählt wird und kurzweiligen Sprüchen.
  • Fast alles, was in den Vorgängern nervte, wurde nun verbessert oder aufgehoben (z. B. ständiges Versorgen mit Heiltränken und Stadtportal-Schriftrollen).
  • Koop per Internet
Kontra
  • Keinerlei Innovationen oder Experimente
  • Kein wählbarer Schwierigkeitsgrad
  • Feste Kameraperspektive ohne Zoom
  • Aussehen der Charakterklassen (außer Geschlecht) nicht anpassbar
  • Skills und Attributspunkte werden bei Stufenaufstieg vorgegeben (keine individualisierten Helden)
  • Mehr und bessere Story als in den bisherigen Diablo-Teilen, aber mau (bis auf Zwischensequenzen) inszeniert.
  • Bei Gesprächen fuchteln die Beteiligten aus der festen Kameraperspektive ein wenig mit ihren Armen in der Luft. Lippenbewegung oder einen Kamerazoom sucht man hier vergebens.
  • Streckenweise (insbesondere zu Beginn) zu leicht
  • (Noch) teilweise Serverprobleme
 

Diablo 3

Diablo 3
Stranger
Stranger 19.05.2012 PC 
86%
13 3

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