Action-Adventure
Entwickler: Volition
Publisher: THQ
Release:
03.07.2009
23.01.2009
15.04.2009
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

88%Gesamt
88%
90%
76%

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Lesertest von Kelad

Saints Row 2 ist der witzige, unrasierte und schlecht erzogene Bruder von GTA IV. Es ist laut, blutig und unanständig, zieht die Amok-Thematik ununterbrochen durch den Kakao und verkörpert genau das, was die BPJM dazu veranlasst hat dieses Spiel uncut auf die Liste B zu setzen. Es ist menschenverachtend, gewaltverherrlichend und ... das ist das Schlimmste daran: unglaublich unterhaltsam. Mich hat das Spiel mit der kindlichen Begeisterung geschlagen, die mich damals über Tage hinweg GTA I + II hat spielen und mich über jeden überfahrenen Elvisimitatoren oder Hare Krishna diebisch hat freuen lassen. Während den Spieler bei GTA IV die erwachsene, schmutzige und stilvolle Gangsterballade erwartet, verfolgt Saints Row 2 die Linie von GTA: San Andreas. Überzogen, hysterisch und satirisch haut das Spiel ordentlich auf den Putz und läßt sich die Tour de Force eigentlich nur durch die ungeschliffene Technik vermasseln.

Dass es trotzdem nicht jedermannes Sache sein wird, könnt ihr glaube ich meinen vorangegangenen Worten schon entnehmen. Man muss den Anspruch an Realismus, (wirkliche) Charaktertiefe und atemberaubende Grafiken loslassen können, um SR2 eine Chance zu geben. Es ist ein ungeschliffener, vielerorts unterschätzter GTA-Konkurrent, hat mir persönlich aber in jeder Spielstunde mehr Freude und Lacher bereitet als GTA IV es selbst in seinen besten Stunden geschafft hat. Für mich hat es seinen großen Bruder als alten Spießer hinter sich gelassen, das die "10" dennoch nicht fällt, liegt ganz einfach an den technischen Hürden, die es dann und wann reißt.
Pro
  • · fein geschnittene und toll gemachte Zwischensequenzen, die die Story vorantreiben und das altbekannte ?Nur noch ein Auftrag!?-Suchtgefühl auslösen. Dass der eigens erstellte Charakter in den Zwischensequenzen die Hauptrolle spielt, trägt natürlich zur Atmosphäre bei und überzeugt mit schönen Animationen, lebensechter Mimik und schwarzhumorigen Inhalten
  • · eine lebendige, offene Spielwelt, die das Flair der unterschiedlichen Viertel wunderbar einfängt und nicht mit nahezu unendlichen Möglichkeiten zum Zeitvertreib geizt (Minispiele wie Taxifahren, Krankenwagen, Geiselnahme (mit Höchstgeschwindigkeit bei einem ?gekaperten? Beifahrer durch den Verkehr heizen und der übelgelaunten Polizei ausweichen, bis die Geisel aufgibt und selber Lösegeld bezahlt), Raubüberfall, Autosurfen usw.), dazu unzählige humorvolle Aktivitäten wie ?Septic Avenger? (mit einem Abwassertanker durch die Stadt brettern und Einkaufszentren, reiche Leute und Polizeiautos mit brauner Soße besprühen) oder ?Fuzz? (quotengerecht und in Begleitung eines Kameramannes als Polizist auf Streife gehen und mit Schlagstöcken, Flammenwerfern, Magnum und Kettensäge gegen gewalttätige Ökoaktivisten, Steroidringe, unzufriedene Hausfrauen usw. vorgehen). Daneben viele Rennen, Auto-Sammelquesten und ?Hitman?-Jobs, die deutlich abwechslungsreicher als beim direkten Konkurrenten GTA IV ausfallen.
  • · Vier interessante und sich von der Stimmung her komplett unterscheidende Storylines, die alle mit einer einzigartigen Atmosphäre aufwarten (Sons of Samedi: mystischer Grundton; Ronin: ein finsterer Yakuza-Streifen um Ehre, Verrat und Familie zum Mitspielen; Brotherhood: ein düsterer, gewalttätiger Revenge-Thriller als Kampf zwischen zwei Gangleadern; und der letzte wird nicht gespoilert. ;) ), die dazugehörigen Filmszenen bieten einen deutlich höheren Action-Anteil als das Gangster-Drama von Rockstar, trumpfen aber auch mit einer hervorragenden Regie und Abwechslungsreichtum über die 20 Stunden Storyspielzeit auf*
  • · überzogene Charaktere, toll geschriebene Antagonisten, sympathische Sidekicks und eine hervorragende Sprachausgabe unterstreichen das immer actionbetonte Gameplay, das sich wenig um Realismus aber dafür umso mehr um den Spaßfaktor des Spielers bemüht (ist sicherlich von Person zu Person unterschiedlich), Saints Row 2 gibt sich in diesem Zusammenhang erfrischend infantil, toller lizensierter Soundtrack (der auch in meinem Sinne einen ordentlichen Rocksender bietet), Nachrichtendurchsagen wie bei GTA begleiten die Mainstory.
  • · die gesamten Storylines lassen sich ebenso wie sämtliche Aktivitäten im hervorragenden Online-Coop-Modus bestreiten, der die mutwilligen Verwüstungs- und Zerstörungsorgien in Stillwater durch das Mehr an Chaos noch zusätzlich aufwertet.
  • · eingängige sehr gute Kampfsteuerung mit unterschiedlichen Nahkampfstilen, schnelle, direkte und arcadige Fahrzeugsteuerung, dazu ein ansehnliches Waffenarsenal (von Pfefferspray und Taserpistolen (die manchmal einen Herzinfarkt auslösen), über Katanas und Kettensägen bis hin zu Akimbo-Desert Eagles oder Miniguns ist nahezu fast alles vorhanden, was ?Mann? sich wünschen kann)
  • · unglaublich detaillierter Charaktereditor, in dem sich alles anpassen läßt. Vom fetten Hip-Hopper mit piepsiger Stimme, bis hin zum geschniegelten Konzernkiller mit schottischem Akzent läßt sich nahezu alles umsetzen. Auswahlfenster gibt es sogar für die Art der Komplimente und Beleidigungen, die man auf der Straße verteilen kann, die Bewegungsart des Hauptcharakters, seinen Kampfstil usw. Über den sinnvollen Schönheitschirurgen (vor dem sich manchmal fettleibige Frauen vom Dach stürzen) kann man sämtliche Eingaben auch später nochmal anpassen (selbst der Geschlechterwechsel ist jederzeit möglich).
  • · äußerst brutal, auch wenn es durch den comichaften Stil nie zu einer Auseinandersetzung mit den Folgen der Gewalt kommt ...**
Kontra
  • · die Grafikengine kämpft mit Texturschwächen und relativ detailschwachen Umgebungen, Slowdowns sind mir nur zweimal im Spiel untergekommen, aber da hatte ich auch eine ganze Armee (das meine ich auch durchaus wörtlich) von Polizisten, Gangern und Hubschraubern hinter mir) und kann lediglich in den Zwischensequenzen überzeugen, auch wenn niemals die Gesamt-Qualität von GTA IV erreicht wird (die Gesichter sind tatsächlicher überzeugender)
  • · Storys triefen sinngemäß vor Klischees und liefern wenig Überraschungen, zudem richtet der Hauptcharakter häufig ziemliche Blutbäder an, wenn es ans Eingemachte geht und kennt auch keine Kompromisse (d.h. es fehlt an den kleinen Punkten der Entscheidungsfreiheit, die GTA IV dann doch zu bieten hatte), der humorvoll-brutale Stil ist sicherlich nicht jedermannes Sache.
  • · * die Missionen sind zwar immer sehr unterhaltsam aufgebaut, unterscheiden sich aber nur marginal von den Aufgaben vergleichbarer Spiele. Der höhere Actionanteil fing bei mir aber möglicherweise aufkommende Langeweile immer ab und spendiert dem Gewillten Feuerwerk um Feuerwerk
  • · ** ... sinnlose Massaker an Passanten können oft die Folge sein und werden im ?Mayhem?-Modus noch dazu mit Punkten, Geld und anderen Errungenschaften belohnt
  • · durch den Open-World-Character des Spiels treten dann und wann Bugs auf, die in einer Retailversion nicht mehr auftreten sollten, die zwar größtenteils witzig und folgenlos sind, aber im Fall von den Charakter nach dem Laden erschlagenden Autos doch etwas ärgerlich sind (auch wenn es in diesem speziellen Fall fast zu witzig war, um es dem Spiel übelnehmen zu können.
 

Saints Row 2

Saints Row 2
Kelad
Kelad 25.05.2009 360 
92%
6 0

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