Dieses Jahr strotzt gerade so von Videospielen, welche im Voraus mit Loorbeeren überschüttet, sich nach Release jedoch "nur" als gut bis mittelmäßig überzeugen konnten.
Jüngstes Opfer ist Rage, Witcher 2 und Crysis 2 gehören sicherlich auch mit dazu. Dementsprechend skeptisch war ich auch bei DX:HR, obwohl ich mich sicherlich vom Hype habe anstecken lassen.

Ich kann zu guter Letzt zumindest eines behaupten: DX:HR ist mit Demon's Souls eines der besten Action RPG's seiner Zeit - zumindest wenn es um das Gameplay geht.

Aus oberflächlicher Sichtweise macht DX:HR absolut alles richtig: Der Stil ist kompromisslos genial, der Soundtrack ein wahres Vergnügen und die Grafik größtenteils sehr gut.
Für jegliche Situationen gibt es mindestens 2 Lösungswege, so das ich je nach Fähigkeit meines Charakters immer eine unangenehme Alternative umgehen kann.
Wie schon bei Alpha Protocol ist auch hier ein großes Augenmerk auf den Schleicheinsatz gegeben - reine Ballermänner werden viel Potential des Spieles verpassen. Das ist kein gutes Balancing, schließlich überlässt man dem Spieler ja die Wahl seiner Anpassungen!
Aber es gibt ja noch viele andere Augmentierungen - Sprachbegabung, Hacken und ein erweitertes Bewegungsrepertoire sind nur einige davon. Und sie bekommen alle ihren Einsatz in den Missionen, das wird fair verteilt und funktioniert prächtig.

Nicht ganz so passend ist der Nahkampf gelungen, dieser kostet grundsätzlich Energie und ist gescriptet, das hätte man besser lösen können. Um so schöner ist die Waffenhaltung, seit Metal Gear Solid 4 habe ich keine so schöne First Person Sicht mehr bestaunen dürfen, da steht DX:HR noch vor jedem FPS der letzten 3 Jahre.

Die Story ist gut, bei weitem nicht oskarverdächtig, aber auch wesentlich besser als der Durchschnitt vieler moderner Videospiele. Das Szenario bleibt durchweg spannend und auch das bisschen Backtracking hält sich in Grenzen und stört nicht weiter.

Auch die oftmals kritisierten Endgegner fand ich bei weitem nicht so dramatisch wie berichtet, sicherlich wäre auch hier mehr gegangen, wirklich stressig waren diese jedoch nie.

Lediglich das erzählerisch schwache Ende schlägt mir aufs Gemüt, ist das Finale doch einer der wichtigsten Teile eines storybasierten Rollenspiels.

Die schwere Bürde seines famosen Vorgängers trägt HR und geht stellenweise unter der schweren Last in die Knie - das ist m.E. auch kein Wunder, wenn man sich mit einem der besten Videospiele eines ganzen Jahrzehnts messen lassen muss!
Trotzdem bleibt HR standhaft und zeigt der grossen Konkurrenz aus den Häusern Activision/Blizzard und Bioware wie man alte Rollenspiele wiederbelebt ohne dabei stagnieren zu müssen.