Shooter
Entwickler: Irrational Games
Publisher: 2K Games
Release:
26.03.2013
kein Termin
26.03.2013
26.03.2013
16.09.2016
Q4 2014
29.05.2020
06.09.2016
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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Durchschnittswertung

88%Gesamt
92%
93%
76%

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Lesertest von Oguz-Khan

ÜBER DEN WOLKEN UM DEN VERSTAND...

"Bioshock Infinite" ist die Idee zu einer Erzählung über unendliche Möglichkeiten in einem Meer aus maximalem Relativismus...

... zumindest was die sehr ambitionierte Erzählung betrifft. Vom Gameplay her ist "Infinite" ein sehr guter Egoshooter. Was dieses Spiel herausragend macht ist die künstlerische Gesamtvision. Ken Levine ist der Autor welcher alle Fäden in der Hand hatte, und beschert uns das Videospiel äqivalent zum Autorenfilm ala Christopher Nolan. Dies allein ist schon eine Seltenheit im AAA Sektor. Vielfältig ist die Themenpalette die hier verhandelt wird. Da geht es um Rassismus, Amerikanismus, Patriotismus, Befreiung von Sklaverei, religiösem Fanatismus, Technologisierung, Quantenmechanik, dem warten auf einen Messias und Parallelwelten.
Es ist interessant zu sehen das die 4Players den Test mit "Schuld und Sühne" aufgemacht haben. Denn dieser Aspekt spielt eigentlich kaum eine Rolle. Überhaupt ist es sinnlos an dieses Werk mit dem herkömmlichen Mitteln der Analyse heranzugehen. Levine hat nämlich nur oberflächlich betrachtet vor eine klassische Erzählung, ein klassisches Drama abzuliefern. Es geht ihm um viel mehr. Er möchte dem Medium Videospiel zu neuen Höhen verhelfen. Denn was hat dieses Medium was die anderen nicht haben? Natürlich seine Interaktivität. Das Gepaart mit dem audiovisuellen Bombast einer Kinoleinwand. Levine möchte den Spieler nicht nur einfach in eine andere Welt entführen, und ihm dort eine unterhaltsame Zeit gewähren. Vielmehr konfrontiert er uns mit dem was man Plötzlichkeit nennt. Er wirft uns in eine Vertraut wirkende, aber dennoch völlig auf den Kopf stehende Welt. Alles ist irgendwie vertraut, aber gleichzeitig enorm Fremdartig. Sie ist faszinierend schön, aber im selben Moment unglaublich abgründig. Seinen Figuren, allen Voran der fantastischen Hauptdarstellerin des Spiels Elisabeth, dichtet er keine absurde Küchenpsychologie oder eine Möchtegern tiefe Charakterisierung an (wie zuletzt im Narrativ furchtbarem Tomb Raider). Sie definieren sich vielmehr durch ihre Handlungen und Entscheidungen. Dabei ist das zentrale Motiv nicht warum jemand etwas tut, sondern ob jemand überhaupt etwas tun kann. Für Levine ist eine Entscheidung immer nur eine Version der Wirklichkeit. Er Hinterfragt stets die Mechanismen welche letztendliches zur Entscheidungsfindung führen. Die Manipulation von Außen, und eine bereits imprägnierten Unfreiwilligkeit, sind wiederkehrende Motive seiner Spiele, wie jetzt auch in "Bioshock Infinfite". So sagte Andrew Ryan bereits "in the end it´s our choices who made us". In Infinite wir dieses Dogma um die unendlichen Wahlmöglichkeiten einer von Raum und Zeit befreiten Welt erweitert.
Doch was soll das alles bringen? Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Er beschreibt was das Medium Videospiel ist, oder vielmehr was es sein könnte.
Wir steuern einen Avatar durch eine Handlung. Es ist unsere Hand, unser Geschick und unser Wille was diese Figur tut. Gleichzeitig werden uns die Möglichkeiten zur Handlung aber im engen Rahmen vorgegeben. Wir entscheiden also nur so Frei über den Avatar wie es das Spiel zulässt. Wir Spielen also nur so wie wir dürfen, und nicht wie uns glauben gemacht wird, wie wir wollen. Damit einsteht ein perfekter Kreisschluss zu den Schicksalen der Helden aus Levine´s Spielen. Wir erleben diese fantastischen Abenteuer, und glauben die maßgebliche Triebfeder zu sein, aber am Ende sind es nicht wir, sondern der große Strippenzieher Levine welcher uns gelenkt hat.

KEINE SCHULD UND KEINE SÜHNE

Es bleibt nur noch die Frage wieso eigentlich so viele (inklusive den 4Players) nicht erkennen, dass es hier nicht um eine sinnvoll erzählte dramatische Geschichte geht. Vielleicht ist das ein weiteres Genie von Levine. Denn seine Figuren sind Felsmassive. Sie machen keine psychologischen Entwicklung durch. Sie definieren sich einzig durch ihre Taten, und danach dem Wort. Levine betreibt auch keine postmoderne Subjektauflösung. Seine Figuren und Welten sind nur einem Zweck untergeordnet. Der emotionalisierten und überspitzten Visualisierung von komplexen Gedankenspielen. Nicht die Philosophie ist wichtig, sondern die Aktionen die zu ihrer Verwirklichung führen. Das Resultat dieser Aktionen ist dann der großartige Gedankenpalast den wir betreten, wenn wir "Bioshock Infinite" Spielen. Das ist es was für Levine ein Videospiel sein kann:
Ein nach außen gekehrter, begeh.- und erfahrbarer komplexer Gedanke. Die vielschichtige Plastik einer philosophischen Überlegung. Er weiß das das Medium Videospiel noch am Anfang seiner Möglichkeiten steht. Wer Arm genug ist kann ja wieder nach der "Schuld und Sühne" und anderen Rauchgranaten suchen. Dabei verpasst man ja nur den eigentlichen Kerngedanken von Ken Levines Werken:

DIE MÖGLICHKEITEN DES VIDEOSPIELS SIND INFINITE
Pro
  • In meinem Text versuche ich nicht bereits hundert mal durchgekaute Aspekte wie, "für mich ist das Spiel zu Bunt und sowas von nicht Call of Duty" zu wiederholen. Ich versuche vielmehr mit etwas Distanz zu ermitteln wie das Spiel zum Spieler spricht. Eine Analyse also. Da ich nur 5000 Wörter zu verfügung habe besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ich versuche dennoch das Wichtigste herauszudestilieren.
Kontra
  • an Popkornständen müsste der Held eigentlich in jedem Universum Salz finden können :)
 

BioShock Infinite

BioShock Infinite
Oguz-Khan
Oguz-Khan 30.03.2013 PC 
95%
5 2

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