Was soll ich sagen?

Ich hatte als Tomb Raider Spieler der ersten Stunde entsprechende Erwartungen an den Neustart. Diese wurden sämtlich nicht erfüllt.

Also als erstes Kurzfazit vorweg: An alle "Alten" (in doppelter Hinsicht Alten) Tomb Raider Spieler; dies ist kein Tomb Raider in einem neuen Gewand.

Man muss sich von Vergleichen mit alten Tomb Raider Spielen völlig lösen will man hier zu einer Bewertung kommen.

Was bekommt man? Ein Action Adventure in dem die Betonung auf Action liegt.

Unter dem Strich fühle ich mich wirklich gut unterhalten, wobei das Thema Wiederspielwert logischweise hier ein zweischneidiges ist. Vielleicht vergleichbar mit einem Kinofilm, aus dem man herausgeht und sagt das war gut, aber ein zweites Mal anschauen?

Nun zu den Kriterien im Einzelnen.

Grafik:
Hierzu wurde genug geschrieben. Gut.
Aber von noch niemand erwähnt: Der gerühmte Weitblick in die Landschaft, hat sich bei mir nicht eingestellt. Der Blick auf die Landschaft ist durch die Grenzen der jeweiligen Karte vorgegeben und wird künstlich (durch Klippen und Wälder) eingegrenzt. Also Blicke ich einmal beim Betreten in die Landschaft, um mir einen Überblick der Karte zu verschaffen. Staune kurz. Schöne Landschaft. Aber habe dann nicht mehr das Bedürfnis einfach mal so den Blick schweifen zu lassen. Somit trägt die Landschaft meines erachtens nur wenig zur Atmosphäre bei.

Steuerung:
Hervorragend. Bei mir kamen niemals Fragen auf. Es gab keine Situation in der ich gescheitert wäre, weil die Steuerung gezickt hatte. Pixelgenaues abspringen von Kanten gibt es nicht. Es ist eigentlich immer klar was geht und was nicht. Fehlsprünge über größere Abgründe habe ich nie gehabt. Und auch das Feuern funktioniert mit Controler ganz gut.

Sound:
Gut. Sowohl die Musikuntermalung als auch die Vertonung von Lara oder anderen Protagonisten haben mich niemals abgetörnt oder waren unpassend oder haben mich aus der Atmosphäre herausgerissen. Bei der Musik hätte ich mir allerdings ein bischen mehr Atmosphäre gewünscht.

Story:
Durchschnitt. Das Ganze ist ein Adventure in dem die Story eine wesentliche Rolle zur Atmosphäre beiträgt. In diesem Adventure trägt die Story jedoch nur wenig zur Atmosphäre bei. Es gibt keine weltbewegenden Überraschungen, Wendungen oder gar unterschiedliche Wege mit unterschiedlichen Enden. Kurz: Man spielt nicht weiter weil man unbedingt wissen will wie die Geschichte weitergeht.

Inszenierung:
Sehr gut. Die Inszenierung trägt wesentlich zur Atmosspäre bei und gleicht die durchschnittliche Story wieder voll aus. Die Inszenierung der Geschichte ist der eigentliche Motivationsfaktor der einen in diesem Spiel vorantreibt. Auch wenn dies durch das häufige aneianderreihen von QTS erkauft wird. Wenn die QTS an dieser Stelle passt, meinen Adranlinspiegel in die Höhe treibt und mich längere Zeit vor den Monitor fesselt, um am nächsten Lagerfeuer im wahrsten Sinne des Wortes durchzuatmen, dann sage ich: QTS? So what!

Karten/Spielumgebung:
Durchschnitt. Die Karten sind nicht wirklich groß. Rätseleinlagen (Wegfindung) sucht man vergeblich, da die Wege eigentlich immer klar ersichtlich sind. Die Verbindung der einzelnen Karten erfolgt durch Levelschläuche, die wie vorher geschrieben, jedoch sehr gut inszeniert sind. Die Karten sind die eigentlichen Ruhephasen des Spiels. Denn hier kann man sich austoben, die hervoragende Steuerung genießen und versteckte Dinge suchen. Allein es fehlt die Motivation dies zu tun. Die Dinge die man findet nutzen einem nicht wirklich was (außer zum leveln).

RPG? Shooter? Sandbox-Game?
Alle Elemente wurden integriert aber keines der Elemente wurde wirklich konsequent umgesetzt. Die RPG Elemente beziehen sich auf die wenigen Charaktereigenschaften die aufgelevelt werden können. Sie passieren beim liniearen durchspielen jedoch fast automatisch. Von der Entwicklung des Charakters in verschiedene Richtungen mit entsprechenden Konsequenzen im Spiel ganz zu schweigen.
Für einen Shooter ist die KI zu dumm. Sie fordert nur auf Grund der Masse. Taktisches Vorgehen? Fehlanzeige! Anschleichen, überraschen? Nur wenn das Skipt das vorgibt.
Es gibt die Möglichkeit bereits besuchte Karten erneut zu bereisen und in aller Ruhe dort zu tun was man will. Aber was soll man dort tun, außer vielleicht irgendwelche versteckte Items zu finden, die einem nicht nutzen?

Fazit:
Was Tomb Raider nicht ist?
Es ist kein Tomb Raider. Kaum Rätsel: "Wie zum Teufel komme ich da hin?". Diese Frage stelt man sich nur selten und auch nur auf gefühlt begrenztem Raum. Es ist kein Shooter.Es ist kein RPG.
Was Tomb Raider ist!
Ein interaktives Blockbuster Kinoerlebnis, dass hervorragend inszeniert ist. Die in 4players beschriebene zu schnelle Entwicklung von Lara konnte ich beim Spielen nicht nachempfinden. Was habe ich mit ihr gelitten, gestolpert und geschluchzt, was habe ich mich gefreut als sie einen verwundeten Gegner mit den Worten: "Fahr zur Hölle!" gekillt hat.