"Pandora - Nein, es ist nicht der Cameron'sche Schlumpf-Indianer-Planet!"

Wisst ihr, ich habe es langsam richtig satt gehabt mit der Herangehensweise der meisten Ego-Shooter, die in den letzten Jahren erschienen sind. All die Call of Duty(ies?) und Crysis nehmen sich selbst einfach zu ernst. Immer dieses patriotischen quälend realistischen Soldatenspielchen gehen wohl nicht nur mir auf die Nerven:"Sir, wir mussten Mason zurücklassen. Aber er hat es für sein Land getan, für die Freiheit, für die Ehre!"

Bei Borderlands klingt das ungefähr so: "Komm her du durchgedrehter Affe! Ich hau' dir eins in die Fresse!" Und dann dieser nervige quasselnde Roboter, den man am besten kaputt schlagen möchte. Das ganze Spieldesign, die Story, der Grafikstil und die überzeichneten Charaktere sind nicht jedermanns Sache, aber meine. Eine Verarschung des Shooter-Genres sozusagen. Und kein anderes Spiel nimmt sich selbst und ein komplettes Genre so gekonnt auf die Schippe wie Borderlands 2.

Allein das Intro mit dem extrem genialen Song von "The Heavy" zählt wohl zum besten, was das Spielejahr 2012 zu bieten hat. Nicht weil es technisch toll ist, sondern weil es sich in euer Gehirn einbrennt.

"Jäger und Sammler"

Diejenigen von euch die Diablo wegen des einfachen Spielprinzips lieben, werden das auch an Borderlands mögen. Quests lösen, Gegner umnieten und das Loot durchsuchen. Höher, weiter und schneller. Neue coolere Waffen. Borderlands bietet alles. Da macht es auch nichts, dass die Waffenvielfalt, die laut Gearbox im Quadribillionen-Bereich liegt, teilweise etwas absurde Waffenwerte hervorzaubert. Wer bitte verwendet eine SMG mit extrem niedrige Schussfreuqenz und gleichzeitig geringem Schaden?

Wie auch bei Diablo oder Torchlight sind es die Unique-Items, die eure Sammelsucht antreiben. Diese speziellen Waffen unterscheiden sich nicht nur in ihren originären Werten, sondern verfügen zudem über Feuer- oder Blitzschaden. Wie bei allen Rollenspielen üblich, ist beispielsweise das Feuer gegen Lebewesen sehr effektiv während Blitz- bzw. EMP-Schaden die Pandora'schen Blechbüchsen lahm legt.

"Story? Wayne! - Ich spiele zum zu sterben und zu erben!"

Ja, haha, lustig dieser Handsome Jack! Darth Vader oder Mahmud Ahmadinedschad sind sicher coolere Bösewichte. Im Gegensatz zu Teil 1 gibt es sogar eine halbwegs interessante Handlung, aber wen interessiert das schon? Die Charaktere und deren Dialoge sind da viel lustiger. Wer spielt denn Borderlands 2 schon wegen der Geschichte. Niemand? Okay, dann ballern wir uns weiter durch die Prärie.

Nein, es gibt diesmal sogar Eislandschaften, Grasflächen! Und überhaupt: Das Leveldesign ist erstklassig. Zwar relativ schlauchig, aber dafür gibt es eigentlich an jeder Ecke etwas zu entdecken. Sicher ist die Comic-artige Grafik von Borderlands 2 nicht jedermanns, jederfraus (jeder Claptrap'sch) Sache, aber der Stil ist einfach stilsicher.

"Rollenspielegoshooterdingsbums!"

Was ist jetzt Borderlands 2 genau? Shooter oder Rollenspiel? Die Spielmechanik geht eindeutig Richtung FPS. Nur weil Skyrim oder DeusEx3 auch aus der Egoperpektive gespielt werden, kann man Borderlands 2 noch lange nicht damit vergleichen. Für ein Rollenspiel fehlt die Tiefe, die Charakterentwicklung. Mit Ausnahme der Spezialfertigkeiten unterscheiden sich die vier Spielbaren Charaktere von Borderlands 2 nicht sonderlich. Das ist Schade. Da hätte ich mir mehr erwartet.

Aber vielleicht will Borderland 2 ja nicht so sein wie andere Spiele. Und das ist auch gut so. Für mich zählt dieser abgedrehte Ausflug auf den Irrenhaus-Planeten sicherlich zu den Highlights 2012. Borderlands 2 macht süchtig. Wenn man mit seinem Charakter erst Mal auf Level 20 ist und immer neue abartigere Waffen findet, dann macht das einfach Spaß:"Hey diese Pistole hat noch höheren Explosionsschaden als meine Alte!" Und gleich mal gegen den Endgegner testen. Alleine oder im Ko-Op-Modus.


Mit Borderlands 2 hat Gearbox einen rundumverbesserten Nachfolger abgeliefert. Ich muss zugegeben, dass ich Teil 1 irgendwie verpasst habe. Aber das kann ich jetzt nachholen. 2012 werden sicherlich noch grafisch aufwändigere Spiele mit krasser Edelgrafik erscheinen, aber wer einfach mal derben Humor, tolles Spieldesign und eine lange Spielzeit vor den Latz geknallt haben möchte, der kommt um Borderlands 2 nicht rum. Wenn Sheldon Cooper ein Claptrap wäre, würde er dem Spiel mindestens mehrere "Bazingas" geben. Überhaupt wäre Sheldon Cooper in Borderlands 2 lustig gewesen. Vielleicht in Teil 3.