Gleich als erstes möchte ich festhalten, Dragon Age II ist KEIN klassisches Rollenspiel. Es ist weit näher an ME 2 als an DA:O.
Das merkt man natürlich am ehesten am Kampfsystem, was wesentlich flotter daherkommt als noch im Vorgänger. Der taktische Anspruch geht dadurch meiner Meinung nach aber nicht zurück, auch DA:O war auf Leicht/Normal machbar, ohne in Kämpfen den Verstand einzusetzen. Das ist auch DA II der Fall, der taktische Anspruch mag der alten Garde zu gering erscheinen, ich finde ihn ausreichend und in Ordnung.
Was dem Spiel gar nicht steht ist, dass jeder Konflikt früher oder später damit endet, dass man das Schwert zieht und eine Partei auslöscht. Im Folgenden ein Beispiel.

*SPOILER*(mit möglichst wenig Story-Info)
Es gibt eine Situation in der man aufmüpfige Magier trifft die sich mit Templern verbündet haben, nun gibt es zwar Dialogoptionen, aber am Ende des Dialogs stellt sich heraus, dass einer der Magier Blutmagie nutzt. Er greift an und direkt sind auch die Templer gegen mich, einer der negativen WTF?-Moment im Spiel
*SPOLIER ENDE*

Was sich Bioware dabei gedacht hat, ausgerechnet den Einstieg als Demo zu nutzen, weiß ich nicht, es ist auf jeden Fall der schwächste Einstieg, den Bioware mir je vorgesetzt hat und auch die ersten 10 Stunden Spielzeit sind zäh wie Kaugummi. Liegt wohl am Team, die ersten Stunden in DA:O waren auch nicht gerade fantastisch, das kam erst später. Und genauso ist es bei DA II. Hat man sich einen Namen in Kirkwall gemacht, zeigt das Spiel wie viel Potenzial es hat.

Die typischen Bioware-Schwächen wie leblose Spielwelt und teils unterirdisches Leveldesign sind natürlich auch mit von der Partie. Kirkwall ist also von Flüchtlingen überlaufen? Das ich davon in der Oberstadt nichts sehe, mag noch einleuchten, aber in der Unter- und der Dunkelstadt hätten ein paar mehr Figuren nicht geschadet. Dazu kommt erschwerend, dass sich eigentliche alle Dungeons wie ein Ei dem anderen gleichen. Es gibt 6 verschiedene und die werden immer wieder benutzt und variiert, das nervt.

Großartig wie immer bei Bioware sind die Charaktere, dass man kein gemeinsames Lager mehr hat, führt zu ein paar mehr Klicks bis man mit ihnen sprechen kann, macht aber in Anbetracht der Spielwelt Sinn.

Noch ein paar Worte zur Handlung. Endlich ist Bioware von dieser "Sammle/rekrutiere/ besuche 4 Sternenkarten/ Völker/ Orte"-Handlung weg. Was bei ME2 eher schlecht als Recht funktionierte und durch die Charaktere gerettet wurde, ist bei DAII sehr gut geworden und spätestens nach 10 Stunden zieht einem die Handlung in ihren Bann. Das Ende kommt allerdings sehr plötzlich und man erschreckt sich fast, dass es auf einmal losgeht.

Was bleibt als kurzes Fazit? DAII ist kein Nachfolger von DA:O. Es ist anders und das ist auch gut so.
Für die alte Garde mag es ein Alptraum sein, wer auf hunderte Talente und Attribute verzichten kann, wird gut unterhalten, wer mit Bioware-Spielen seit ME nichts anfangen kann, lässt es auch dieses Mal besser sein.