Adventure
Entwickler: Tale of Tales
Publisher: Tale of Tales
Release:
18.03.2009
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Durchschnittswertung

87%Gesamt
87%

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Lesertest von sf2000

The Path ist kein Spiel. Es ist zumindest mit nichts vergleichbar, daß ich in den letzten 10 Jahren auf meinem PC installiert hatte. Über "The Graveyard"- ebenfalls von Tale of Tales- schreiben Kritiker, es wäre ein begehbares Gemälde, und das scheint mir für die Neuauflage des alten Märchenstoffes die beste Beschreibung zu sein; in irgendein Genre pressen könnte ich es nicht.

Ich will auch nicht verhehlen, dass ich anfangs ebenso irritiert wie abgestossen war. Ich fand die Musik nervig. Ich bekam von der Grafik Kopfschmerzen. Ich stiefelte mit entnervender Langsamkeit durch einen Wald und stolperte über Örtlichkeiten, die in keiner Hinsicht spektakulär waren- außer vielleicht spektakulär deplatziert. Ich sammelte Blumen, ausgerechnet, und damit überhaupt mal etwas passierte, mußte ich mich raushalten. Nach dem ersten vollendeten Kapitel war mein Gedanke in etwa "Das hast du davon, daß Du auf den Hype reinfällst", wenigstens haste nicht viel Geld ausgegeben.

Merkwürdigerweise habe ich dann doch alle sechs Mädels ihren persönlichen Wolf treffen sehen, habe ich doch weitergemacht. Die Musik- nervig, ja, aber sie verfolgte mich, bis in den Schlaf. Die Grafik, aufreizend überstilisiert, in der Tat, aber gleichzeitig perfekt, um eine Atmosphäre zu erzeugen, die es mit jedem Horrorspiel aufnehmen kann, das man damit vergleichen wollte.

Und das nicht wegen der Monströsitäten, die man zu sehen bekommt, sondern wegen den Ungeheuern, die man hinter sich oder neben sich im Schatten versteckt wähnt. Genauso ist es mit der Geschichte- was man erzählt bekommt, wirkt auf den ersten Blick wirr und auf den zweiten Blick immer noch, aber da sind doch Geschichten zwischen den wenigen Zeilen, da sind sogar Alpträume, die, gerade weil sie so schwer zu fassen sind, stärker beeindrucken können als jedes in noch so schauerlicher Polygonpracht schillernde Monstrum- und weit und breit keine Schrotflinte zur Hand.

Während Du in anderen Spielen stundenlang Maus und Tastatur malträtierst, damit alles gut wird, kannst Du hier nur zusehen, wie die kleinen Heldinnen eine nach der anderen unter die Räder kommen. Die größte Stärke von "The Path" ist zugleich seine größte Schwäche- alles, was Computerspiele zu Verkaufsschlagern macht, fehlt, alles, was wir kennen und lieben, fehlt, und im Nachhinein muß ich sagen: Wenn es doch nur immer so wäre.

Eigentlich sind Computerspiele ein Medium ohne Grenzen. Wie starr, in welch immer gleichen, fast schon gesetzlich vorgeschriebenen Schmemata sie sich trotzdem gerade in den letzten Jahren bewegen, fällt einem schon garnicht mehr auf. Wie sehr einen das nervt, auch da macht sich die Langzeitwirkung von "The Path" bemerkbar- ich habe danach angefangen, ganz gezielt nach Spielen zu suchen, die unter Indie-Labeln veröffentlicht wurden. Und deswegen auch die hohe Wertung: Ich habe einen neuen Pfad gefunden;)
Pro
  • langweilig, wirr, undurchschaubar, unspektakulär, langsam, überstilisiert, nervig...
  • ... alles was Computerspiele nicht sein dürfen, inklusive eines Spielerlebnisses, über das man auch zwei Tage später noch nachdenkt...
  • ... und über das man, obgleich spartanisch, nicht nur nachdenkt, sondern auch eine Menge schreiben kann (q.e.d.)
  • ... bis einem klar wird, dass es eben nicht langweilig, wirr, undurchschaubar, unspektakulär, langsam, überstilisiert und nervig ist, sondern mal was ganz anderes
  • und alles, was anders ist, ist gut (wie wir aus "täglich grüßt das Murmeltier" wissen, ein Film, der gut auf die Computerspielbranche paßt)
Kontra
  • keine echten Wölfe
 

The Path

The Path
sf2000
sf2000 22.04.2010 PC 
95%
11 5

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