Prototype dürfte wohl das Spiel sein, das den seit langer Zeit zwiespältigsten Eindruck bei mir hinterlassen hat. Warum? Nun, da fallen mir ein paar Kleinigkeiten ein. Beispielsweise, dass sich Alex Mercer lenkt wie ein Auto in GTA4, das man bis unter den Rand mit Katzenkot befüllt hat. Vielleicht auch, dass die Bosskämpfe so uninspiriert und nervig sind, dass man sie nicht mal der Familienministerin zur Strafe für ihre Grausamkeiten antun möchte. Selbsverständlich auch, dass das einzig Positive an den brunzdummen Nebenmissionen der Umstand ist, dass sie völlig optional sind. Und ich will auf keinen Fall vergessen, dass man von der Grafik teilweise intensives Augenbluten bekommt, womit wir auch schon bei der Haupteigenschaft des Spiels wären: Rote Suppe. Hektoliterweise.
Prototype geizt keineswegs mit Eigenschaften, die den von Infamous und GTA verwöhnten Spieler des Jahres 2009 nerven, aber genau so wenig spart es mit Blut. Im Vergleich zu Alex ist Kratos ein fürsorglicher Griechenpädagoge, der seine unartigen Widersacher zärtlich maßregelt, und die Jungs aus Epics Kettensägen-Familienfilm hätten in dieser Version von New York vermutlich Albträume mit rotem Farbstich. Genau wie die bereits genannte Ministerin, für die das Zerfetzen von Zivilisten mit dem Ziel, Energie zu tanken, vermutlich eher als unschicklich gilt.
Nein, dieses Spiel spielt man nicht wegen der eher dünnen Handlung, auch wenn die kurzen Erinnerungsfetzen recht stylisch gemacht sind. Man schaut sich ja auch keinen Porno wegen der Charakterzeichnungen und der großen Gefühle an, und nur selten wurde der Billigfusel vom Discounter seines feinen Aromas wegen getrunken. Nein, man spielt dieses Spiel, weil man auf total überzogene Splatterfilmgewalt steht, weil man die epischen Werke eines Olaf Ittenbach vergöttert und Hackfleisch immer schon besser fand als glückliche Kühe am Stück. Das ist Widerlich. Unmoralisch. Vermutlich total jugendgefährdend. Und, wenn ich ehrlich bin, zeitweise wirklich enorm spaßig. Aber erzählt bloß nicht der Uschi, dass ich das gesagt habe, die indiziert mich sonst noch, und das wollen wir ja nicht.
Pro
- Nett inszenierte Erinnerungssfetzen
- Blut
- Ordentlich modellierte Stadtgebiete
- Eingeweide
- Eine Waffe, die an japanische Tentakelmonster erinnert und Blut mit Eingeweiden erzeugt
- Kein hässliches USK-Siegel auf der Packung
Kontra
- Miese Grafik
- Ultranervige Blödbosse
- Grausige Steuerung
- Story wurde von einem Schimpansen geschrieben
Prototype
