Shooter
Entwickler: Yager Development
Publisher: 2K Games
Release:
29.06.2012
29.06.2012
29.06.2012
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

65%Gesamt
53%
85%
47%

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Lesertest von Rudel2530

Das deutsche Entwicklerstudio Yager hat sich viel vorgenommen mit Spec Ops: The Line (SO). Ein wirkliches Anti-Kriegs-Spiel soll Spec Ops sein, Parallelen mit dem amerikanischen Klassiker Apocalypse Now wurden bereits im Vorfeld laut. Ob sich SO zu Recht mit sollten Perlen vergleichen lässt, zeigt der Test.

SO spielt in einem auch für Videospiele sehr ungewöhnlichem Szenario: Die arabische Metropole Dubai ist von Snadstürmen gepeinigt kaum noch wiederzuerkennen und droht, vollends unter den Sandmassen zu ersticken. Um die Zivilisten, die dieses Chaos überlebt haben, zu evakuieren, wurde Colonel Conrads mit seiner Damned 33th in die Stadt gesandt. Zurück blieb nur einer Funkspruch, eine Befehlsverweigerung: Trotz des Verbotes, die Zivilisten aus Dubai zu Fuß zu evakuieren, entschied sich Conrads für genau diesen Weg - ein schwerer Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Nun ist es als Cpt. Martin Walker unsere Aufgabe, mit unseren beiden Kameraden die 33th ausfindig zu machen. Dabei stoßen wir auf viel Widerstand aus der Zivilbevölkerung, schnell aber auch auf Soldaten der 33th. Warum uns diese angreifen, gilt es herauszufinden. Sehr schön ist, dass man als Spieler sich tatsächlich nicht gut fühlt, die NPC´s zu töten. Einerseits, weil man ihre Beweggründe (nacktes Überleben und Befehlstreue) nachvollziehen kann und andererseits, weil Walker und sein Team in gut geschnittenen Zwischensequenzen über Sinn und Unsinn dieser Mission diskutieren und dabei zusehends wahnsinnig werden. Schade ist jedoch, dass man Moohrhuhn-Sequenzen etabliert hat, bei denen die Gegner reihenweise fallen und diese zu allem Überfluss auch noch mit einem "Heizen wir Ihnen ein!" kommentiert werden. Nur um dann in der Sequenz danach fassungslos zusammenzubrechen. Auch wird die Emotionalität ein ums andere Mal aufgebrochen, wenn Walker in der ersten Spielstunde eine Puppe findet und darüber philosophiert, dass diese Puppe einem unschuldigen Mädchen gehört hat und er sich seine Rührung lieber nicht vor seinen Männern anmerken lassen sollte. Eine klasse Szene! Dann jedoch nur kurze Zeit später trieft die Geschichte vor Holzhammer-Pathos, wenn eine statuenhafte Mutter vom Licht beschien ihr totes Kind im Arm hält. SO schafft es wirklich wie kein zweites Kriegsspiel, dem Spieler den Grauen des Krieges nahezubringen - versagt in einigen Momenten aber gerade wegen zu starker Übertreibungen.
Spielmechanisch gibt sich die Yager-Produktion keine große Blöße: Zwar ist es etwas fummelig, die X-Taste so überzustrapazieren, nach kurzer Zeit gewöhnt man sich jedoch dran. Der Rest ist Shooter-Standard: Man durckt sich auf Knopfdruck hinter Deckungen, nimmt Schrotgewehr, MP etc. per Knopfdruck auf und heilt nach einiger Zeit automatisch. Dabei leistet sich SO abgesehen vom genannten Fehler keine groben Fehler. Durch einige nette Ideen wie Alleinausflügen ohne seine gut zielenden Kameraden oder das Fehlen jeglicher Waffen in einem vor Gegner wimmelnden Gebiet fällt SO sogar positiv auf. Auch die Idee, Gefechte bei Sandstürmen stattfinden zu lassen, bei denen man wegen des Rauschens keine Befehle an die Kameraden geben kann, ist sehr nett und gut umgesetzt. Leider ist das Feature mit den Sandlawinen nur sehr selten und nur an dafür vorgesehenen Stellen einzusetzen - schade. Es lohnt sich also nie wirklich, die Umgebung nach Fallen abzusuchen, abgesehen von den routinemäßig in Shootern enthaltenen roten Fässern...

Sehr gut hat mir jedoch die musikalische Untermalung während der Gefechte gefallen. Hier wird einem weder rhytmische Elektronik noch generischer Rock geboten. Vielmehr setzt man auf krasse Stilbrüche, bei denen langsame, subtile Klänge, die auf dem ersten Blick so gar nicht zum Spieltempo passen mögen, geboten. Diese wirklich schön umgesetzte Idee wird leider genauso wenig konsequent bis zum Ende ausgeführt wie die, dass Gegner nur drei Schuss vertragen. Die Gefechte haben sich sehr realistisch und flüssig angefühlt, weil die Gegner bei drei Treffern eben tod waren. Und nicht wie bei anderen Shootern oder wie hier in späteren Abschnitten halbe Magazine problemlos schlucken.
Technisch kann man SO keinen Vorwurf machen. Es ist sicherlich weit davon entfernt, Grafikreferenz zu sein, hat aber einige wirkliche schöne Lichteffekte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Yager ihr Ziel erreicht haben, ein echtes Anti-Kriegs-Spiel zu entwickeln. SO lässt den Spieler, lässt er sich auf die bis zum Schluss interessante Geschichte ein, mit einem flauen Gefühl im Magen zurück. Spielmechanisch ist man dem Durchschnitt angepasst, hätte aber einige Funktionen auf andere Tasten legen sollen. Wo die Geschichte allerdings ab der Mitte des Spiels etwas zu sehr auf die emotionale Schiene kommt, so werden auch anfangs tolle Ideen nicht mehr ganz so konsequent umgesetzt: Die Gegner halten plötzlich mehr aus, die Musik wird zum austauschbaren Rock und die Gefechte ziehen sich gegen Ende etwas.
Pro
  • nicht nur für einen Shooter eine gute Geschichte
  • emotionale, glaubwürdige Momente...
  • gute KI (Feind wie Freund)
  • schöne Musikuntermalung
  • frisches Szenario
  • nette missionstechnische Überraschungen...
Kontra
  • etwas ungenaue Steuerung mit überbelegter X-Taste
  • ...die ab und zu in Pathos abdriftet
  • belang-/ und konzeptlose Railshootersequenzen
  • inkonsequentes Sandlawinen-Feature
  • ...die gegen Ende kaum noch vorkommen
 

Spec Ops: The Line

Spec Ops: The Line
Rudel2530
Rudel2530 11.02.2014 PS3 
81%
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