Action-Adventure
Entwickler: Kojima Productions
Publisher: Konami
Release:
03.02.2012
03.02.2012
28.06.2012
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ab 39,95€
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

83%Gesamt
89%
60%
75%

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Lesertest von Oguz-Khan

"MGS2 Sons of liberty" ist mehr eine Ansammlung von Ideen zu Themen wie Digitalisierung, unbegrenzte Informationsverbreitung, die Vermenschlichung von Helden, der Kombination aus Technik und Spirituellem, einer lateral gelenkten Weltordnung die dem Menschen entglitten ist, die Frage nach der persönlichen Identität im Strudel des medialen Overkills, und weniger eine stringent erzählte Geschichte.

Von allen MGS Teilen ist "Sons of Liberty" die Zerstreuteste und zerredeste der gesamten Seriengeschichte. Kojima scheint die Story im Fiebertraum vor sich hin gebrabbelt zu haben, und sein Adjutant hat wohl alles aufgeschrieben. Anders kann man die schiere Themenpalette die hier verhandelt wird nicht erklären. Was hier in rund 7-8 Stunden Filmzeit auf den Betrachter einprasselt, kann am Ende unmöglich als ganzes erfasst werden. Zu viele Informationen über einen geheimen Krieg von Untergrundorganisationen. Verbindungen zum kalten Krieg und den Ereignissen auf Shadow Moses Island aus Teil 1. Das magische wiederauftauchen von Snakes Erzrivalen. Ein Plan zur weltumspannenden Informationskontrolle. Die Rolle von "Memen" für unsere kollektive Kultur. Ach, und nicht zu vergessen: Viele persönliche kleine Dramen der Protagonisten. Da ist der Austausch des bisherigen Helden Snake, gegen den rehäugigen Raiden noch das harmloseste Storyelement.

WER BIN ICH?

So steht Raiden für den heutigen, ständiger Sekundärbeinflussung ausgesetzten Medienmenschen. Er hat keine Gelegenheit einen eigenen Charakter, ein eigenes Ich aufzubauen, ist unfähig zur Selbstreflektion, und hat ein permanentes Unterlegenheitsgefühl. Die Überforderung kommt zustande da er versucht mit einer Legende standzuhalten. Solid Snake. Nach seinem Abbild, seinem Ideal wurde er geformt. Natürlich ist er nicht wie Snake, aber darum geht es den verantwortlichen auch nicht. Nur die Schaffung einer überlebensgroßen Figur nach der alle streben, ist das angepeilte Ziel. Denn wer sich unterlegen fühlt ist leichter zu kontrollieren. Das Raiden ein "Weichei" sei ist von daher wohl richtig, aber auch völlig von Kojima so intendiert. Denn wollen nicht auch wir wie Snake sein? Die herbe Enttäuschung nicht unseren Snake, sondern dieses Milchbrötchen spielen zu müssen, fällt also auf unsere Erwartungen von wahrer Heldenhaftigkeit zurück. Kojima schlägt deshalb auch vor, dass jeder seinen eigenen Sinn im Leben finden soll, um sich dafür auch einsetzten zu können. Die Ich-Werdung kann man nicht den externen Einflüssen durch Sekundärerfahrungen, wie dem Fernsehen, Kino oder eben auch dem Videospiel überlassen. Die Medien sollen zwar den kulturellen Schatz der Menschheit weitergeben. aber ihr Fluss ist nun mal nicht unabhängig und ungelenkt. Es ist also Vorsicht geboten. Der Trailer zu MGS 2 ist insofern also, ein Kommentar für Fehlinformationen und falschen Erwartungen.

Mangelnder Fokus (Jetzt erst recht!)

Was soll man schon zu den zahlreichen Subplots sagen? Ein Bombenentschärfer mit einer Schuld im Gepäck. Unser junger Geheimagent Raiden mit einem Kriegstrauma. Eine junge Wissenschaftlerin mit einem Trauma vor Wasser. Ein Bösewicht mit einer gespaltenen Persönlichkeit. Ein weiterer Bösewicht mit Vaterkomplexen. Ein anderer will Sterben, kann es aber nicht. Eine andere wird von Fortuna am Leben gehalten und zerbricht daran. Eine Mutter die für ihr Kind kämpft. Und ein legendärer Soldat der für seine eigene Agenda eintritt. Und das währe noch nicht mal alles! Es ist einfach nicht zu Fassen was Kojima hier vollbracht hat. Er scheint wirklich alles, wirklich jeden noch so kleinen und unwichtigen Gedankengang, welchen er seit seiner Geburt hatte, in diesem Spiel verwursten zu wollen.
Das ganze erscheint noch trauriger da dieses Spiel der direkte Nachfolger zu MGS ist. Hier hatte er zwar auch viel zu erzählen, aber alles blieb schön fokussiert. Es ist ein Rätsel was in den Jahren zwischen MGS1 und diesem Titel passiert ist. Vielleicht hatte er nun die völlige Kontrolle über das Projekt ohne eine weitere Aufsicht? So ähnlich wie George Lukas bei den Star Wars Prequels. Ohne einen kreativen Gegeninput der ihn hätte warnen können vor den eigenen Überambitionen? Die gesamte Story und alle Instrumente der Dramatisierung laufen völlig zuwider. Muskelbepackte Cyborgs die stundenlang über philosophische Themen sinnieren, um am Ende einen dekontextualisierten und von Naturgesetzen befreiten Schwertkampf zu führen, sind einfach tooo much to bare! Es kann nicht sein das man sich mit der das ist doch wie im Manga ausrede rausreden kann. Die Optik, das Setting, die Figuren und die detaillierten und wahrheitsgetreu agierenden Soldaten sprechen einfach dagegen. In einer so Real erscheinenden Welt, wirken die mythologischen und fantastischen Elemente einfach nur deplaziert. Wie man es richtig macht zeigt die "Battle Angel Alita" Mangaserie.

Kojima wo war dein Publikum als du dir MGS2 ausgedacht hast? Wohl irgendwo in den weiten seines allumspannenden Ichs.
Pro
  • Mein Text ist mehr eine Spiele Analyse denn eine klassische Review. Wer mehr zur Mechanik des Spiels wissen will ließt hierzu bitte den 4players Text.
  • Ich verfasse noch einen Text zu "Peace Walker"
Kontra
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Metal Gear Solid: HD Collection

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Oguz-Khan
Oguz-Khan 16.09.2012 Vita 
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