Anfangs war ich skeptisch... "Filmumsetzung eines aktuellen Kinohits" verheißt für gewöhnlich nichts Gutes. Ich machs kurz: Dem Berserkerlauf des Comic-Urgesteins per Controller beizuwohnen ist deutlich mehr als man von ähnlichen Umsetzungen gewohnt ist!
Entwickler Raven Software ging keine Kompromisse ein und bietet dem Spieler eine ultrabrutale Schlachtplatte, die gekonnt ihre Stärken ausspielt. Gameplaytechnisch wird das Rad nicht neu erfunden, jedoch spielt sich die Metzelorgie gleichermaßen flüssig wie beinhart => Wolverine rennt hauptsächlich mit seinen Klingen durch Gegnerhorden, setzt zu Würfen, Spezialattacken und oberfiesen Finishern an. Auch die Bosskämpfe sind eher zu leicht als fordernd und auf Dauer etwas eintönig, sehen aber allesamt perfekt durchgestylt aus und machen Laune. Aufgelockert wird das Ganze durch leichte Klettereinlagen und Rätsel; diese sind zwar eher Mittel zum Zweck, haben aber dennoch ihre Daseinsberechtigung und wirken nicht aufgezwängt.
Technisch ist Wolverine ein zweischneidiges Schwert. Während die Afrika-Kulissen ein wahrhaft episches Bild zaubern und (Gore-)Details, wie z.B. Verwundungen an Wolverines Körper, mit viel Hingabe designt wurden, so bieten Innenlevels nur durchschnittliche Grafikkost. Zudem wird das Gesamtbild durch einige Clipping-Fehler sowie seltenen Slow-Downs geschmälert. Die Sprachausgabe ist einwandfrei, lediglich der Soundtrack hält sich kaum bemerkbar im Hintergrund. Alle Soundeffekte hingegen sind erste Sahne... egal ob Klingen durch Fleisch schneiden oder Patronensalven auf den Charakter einprasseln: es klingt satt und deftig aus den Lautsprechern.
Die Story wird in den Zwischensequenzen gut rübergebracht und stellt eine tolle Ergänzung zum aktuellen Kinofilm dar.
Natürlich erhielt Wolverine in Deutschland keine Freigabe. Der Held rennt teilweise von Blei zerfetzt auf seine Gegner zu, trennt selbigen alles ab (besonders "schöne" Finisher werden in Zeitlupe dargestellt) und nicht selten denkt man sich ein "Ouuuch, das hat gesessen", wenn man eine harte Attacke zu stande gebracht hat. Doch genau diese vermeintlich zu derbe und rohe Gewaltdarstellung hat hier ihren Reiz... Es befriedigt einfach ungemein, wenn der Controller vibriert, da man gegen einen Kugelhagel anrennt um alles und jeden vor sich durch zig Manöver zu zerbersten!
Der Umfang geht mit ca. 10 Stunden in Ordnung, das Erfahrungssystem mit Skillpunkten motiviert und trotz gewisser Eintönigkeit spielt man gerne weiter.