Lesertest von Kelad
Wunderbares, endlich mal für etwas Abwechslung im sogenannten Open-World-Genre sorgende Schulsimulation, die sich auf meiner persönlichen Wertungsskala mit bissigem Humor, fetzigen Wortgefechten und wunderbar überzeichneten Charakteren noch ein Pünktchen mehr als oben angegeben verdient hat. Das Spiel ist wohl ein klassischer ?Love It or Hate It?-Kandidat, der den Spieler zur Identifikation mit einem echten Rotzlöffel zwingt, der sich seinen Respekt auf dem Schulhof mit Schlägereien, derben Streichen und wüsten Fluchtiraden verschafft, aber die toll geschriebene Story mit ihren lustigen, sarkastisch-satirischen Dialogen und vielseitigen Missionen sollte man schon erlebt haben. Wem Nico Bellic zu düster und zu schizophren im Umgang mit ?harter? Gewalt ist, der wird in Jimmy Hopkins einen würdigen Ersatz finden, der mit mehr Humor und Augenzwinkern auftrumpft, aber auch vor Rockstar-typischer Sozialkritik nicht zurückschreckt. Und wer immer schonmal wissen wollte, wie sich Nelson, der Schulhofpeiniger, wohl fühlen muss, der kommt um dieses Spiel ohnehin nicht herum.
Pro
- · Witzig umgesetzter Unterricht in Form von unterhaltsamen Minispielchen
- · abwechslungsreiche, humorvolle Missionen (von Rasenmähen über Klohäuschen umschubsen bis hin zum Verprügeln des Weihnachtsmannes inklusive seiner Elfen oder des ultimativen Streichs zu Halloween)
- · klasse erzählte Story, die vom durchweg gekonnt mit überzogenen Klischees jonglierenden Teenager-Alptraum zu einer immer erwachseneren Auseinandersetzung mit der Gewalt an den Schulen von Amerika wird
- · Hervorragende englische Sprachausgabe um einen wunderbar sarkastischen, dauerfluchenden Hauptcharakter, der einem nur in seiner konsequenten Drecksau-Mentalität ans Herz wächst (oder eben nicht), überdrehte zweifellos perfekt auf die Over-The-Top-Nebenrollen zugeschnittene Begleitcast, spitzenmäßige mitreißende Musikuntermalung
- · Große, detaillierte Spielwelt mit Unmengen von Geheimnissen, Eastereggs, Verstecken und zusätzlichen Herausforderungen (Spieleautomaten, Jahrmarkt usw.)
- · angenehme Spielzeit (20 Stunden+)
- · einfach von der Hand gehende Steuerung, die vor allem in Schulhofprügeleien zur Hochform aufläuft.
- · erfrischend neues und unverbrauchtes Setting
Kontra
- · Grafisch inzwischen mehr als angegraut (nur zum Teil nette Texturen, meistens grobe, verpixelte Gesichter mit kaum vorhandenem ?Mienenspiel?, schicke Animationen, gute Zwischensequenzen)
- · absolut linearer Spiel- und Missionsverlauf
- · schlechtes, von GTA wie gewohnt wenig verzeihendes Speicherpunktsystem, daß einem bei den schwereren oder mehrstufigen Missionen einiges an Durchhaltevermögen abverlangt.
- · von manchen vielleicht als unsympathisch empfundener Hauptcharakter
Bully
