Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 21
Freitag, 24.05.2013

Xbox One: Zu viel TV, zu wenig Spiel?


So, jetzt hat endlich auch Microsoft die Katze aus dem Sack gelassen und das Duell Xbox gegen PlayStation geht in die nächste Runde. Eine Xbox „All-in-One“ soll es also werden, eine Multimedia-Zentrale für das Wohnzimmer, in der Filme, TV, Musik und Spiele zusammenkommen. Eine Überraschung? Nein, nicht wirklich. Schon seit sich die Konsolenhersteller von Modulen als Speichermedium verabschiedet haben, wurden die Geräte  auf eine breitere Nutzung ausgerichtet. Die erste PlayStation war auch ein CD-Player – genau wie 3DO und andere Disk-basierte Systeme. Tatsächlich wurden die Multimedia-Eigenschaften spätestens mit der PS2 zu einem gewichtigen Verkaufsargument für die ursprünglichen Daddelkisten: Sie landeten oft genug nicht als Videospielkonsole im Einkaufskorb, sondern als günstiger und guter DVD- bzw.  Blu-ray-Player, mit dem man eben auch zocken konnte. Einzig Nintendo ist seinen Wurzeln bisher treu geblieben, denn egal ob GameCube, Wii oder jetzt die Wii U: Im Fokus standen immer die Videospiele – alles andere wurde von den Japanern bewusst ignoriert. Dass man mit dieser Linie trotzdem Erfolg haben kann, hat die Wii gezeigt. Aber war das vielleicht nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt? Wollen wir nicht eigentlich ein Gerät unter dem TV stehen haben, das alles kann?

Ja. Weil es bequem ist. Weil es nette Zugaben sind, die man gerne mitnimmt. In meiner Xbox 360 landen regelmäßig Musik-CDs, VidZone ist auf der PS3 der MTV-Ersatz und Film-Disks wandern ebenfalls in die Laufwerke der Konsolen, falls ich sie nicht gleich über die Geräte streame. Auf der Xbox One kommt jetzt also auch noch TV dazu. Ja, warum nicht? Gerade in den USA mit seinem gewaltigen Angebot an Sendern ergibt die noch stärkere Einbindung in die Xbox-Plattform durchaus Sinn. Was am Ende für Deutschland an Features übrig bleibt, kann erst die Zukunft zeigen. Aber sollte es uns nicht eigentlich herzlich egal sein, ob wir jetzt per Sprachbefehl zwischen TV-Betrieb, Videospielen und anderen Anwendungen in Sekundenschnelle umschalten können oder nicht? Oder  ob wir mit der Konsole jetzt auch skypen dürfen? Ja. Weil wir doch eigentlich nur eines wollen: Zocken! Und zwar eine neue Generation von Spielen, die uns an den Bildschirm fesseln, uns emotional packen und in ihrer Vielfalt großartig unterhalten anstatt uns nur mit mehr Polygonen zu blenden.

Ausgerechnet dieses zentrale Thema kam bei der Enthüllung am Dienstag viel zu kurz. Ein neues Forza Motorsport? Ja, das wird sicher klasse. EAs Sportspiele mit aufpolierter Technik? Klar, her damit! Aber wo sind sie, die neuen, innovativen Spielerlebnisse, die vorher unmöglich schienen? Wo sind die Titel, bei denen es unter der Haut kribbelt und man das Verlangen spürt, die neue Konsole jetzt und sofort haben zu wollen? Quantum Break von Remedy macht immerhin neugierig, aber dass ausgerechnet Call of Duty: Ghosts als leuchtendes Beispiel für mehr Emotionalität, tiefgründige Charaktere und eine starke Handlung ins Rampenlicht gerückt wird, spricht eigentlich schon Bände! Die Chance für neue Ansätze wäre sicher da, doch was gezeigt wurde, erinnerte dann doch wieder an das explosive Moorhuhn-Geballere der letzten Jahre. Gerade den unabhängigen Entwicklern, die sich in den letzten Jahren als kreativer Motor innerhalb der Spielebranche erwiesen haben, macht man weiterhin das Leben schwer: Ohne einen Publisher im Hintergrund werden sie ihre Werke nicht auf der Plattform veröffentlichen dürfen. Sony dagegen scheint unabhängige Studios wie Thatgamecompany oder Kreativköpfe  wie Jonathan Blow mit offenen Armen empfangen und unterstützen zu wollen. Aber gut: Zumindest die Ankündigung, auf der E3 eine Vielzahl neuer, z.T. exklusiver Titel und Marken vorstellen zu wollen, lässt Hoffnung aufkommen, dass Microsoft bei all der TV-Euphorie nicht vergessen hat, dass es immer noch die Spiele sind, die im Vordergrund stehen sollten. Zugegeben: Es wäre nicht clever, zwei Wochen vor der Messe schon sein komplettes Pulver zu verschießen. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, wenn man die Software etwas stärker ins Zentrum der Präsentation gerückt hätte, wie es Sony bei der Vorstellung der PS4 getan hat. Derzeit hat man eher den Eindruck, als würden Videospiele in Microsofts Vision für die Zukunft der Xbox nur einen, nicht aber den zentralen Anteil ausmachen. Aber wie gesagt: Auf der E3 kann das alles schon ganz anders aussehen…

Spätestens dort muss auch endgültige Klarheit bei brisanten Themen wie Always-On und dem Umgang mit Gebrauchtspielen herrschen. Durch die vielen widersprüchlichen und ausweichenden Aussagen der Verantwortlichen bei Microsoft hat man sich jetzt selbst ein kleines PR-Desaster eingebrockt. Dabei schwirren schon seit Wochen und Monaten  die Gerüchte  durch das Internet und werden heiß diskutiert. Es war doch zu erwarten, dass dies im Rahmen der Enthüllung thematisiert werden würde. Microsoft ist jetzt jedenfalls klare Antworten schuldig, die besser früher als später kommen sollten, selbst wenn sie vielen Spielern vielleicht nicht gefallen werden. Zumindest hinsichtlich der ständigen Internetverbindung kann man aber eine leichte Entwarnung geben:  Es mag zwar sein, dass man für eine Freischaltung / Aktivierung der Software online sein muss, aber danach wird man laut aktuellem Stand auch offline spielen dürfen.  Tatsächlich dürfte das Thema Online für viele Nutzer ohnehin keine große Rolle spielen: Wenn ich meine Xbox 360 einschalte, nutze ich sie normalerweise jetzt schon ausschließlich im Onlinebetrieb. Sollte Xbox One jetzt währenddessen noch regelmäßig meine aktuellen Lizenzen checken,  kann mir das eigentlich völlig egal sein. Selbst wenn man in einer Urlaubshütte oder Kaserne spielen will, sollte die Verfügbarkeit des Internets heutzutage kein Problem mehr darstellen. Jeder, der ein Smartphone in der Tasche hat, kann theoretisch einen WLAN-Zugangspunkt aktivieren. Für den Nutzer nervig, keine Frage. Aber immer noch besser als die Horrorvorstellung, eine ständige Onlineverbindung aufrechterhalten zu müssen und nicht mehr spielen zu können, sollte Microsoft oder der eigene Internetprovider mal Mist bauen. Für den täglichen Einsatz der Xbox One ist dieser „Check-Prozess“ also halb so wild. Ähnlich sehe ich die Streichung der Abwärtskompatibilität, wenn ich so darüber nachdenke, wie viele Xbox-Spiele ich mit der 360 oder PS2-Spiele auf meiner Fat-Lady-PS3 gezockt habe. Klar wäre es schön, zumindest seine Download-Bibliothek übernehmen zu dürfen, aber so gibt es wenigstens noch ein paar Gründe, die alte Konsole nicht gleich in den Keller zu verbannen.

Größere Kopfschmerzen bereitet mir viel mehr die Ansage, dem System über die Cloud mehr Rechen-Power zur Verfügung zu stellen, indem Inhalte ausgelagert, quasi extern verarbeitet und gestreamt werden. Bei diesem Konzept läuten schon eher die Online-Zwang-Alarmglocken, zumal ich mir immer noch nicht vorstellen kann, wie das Prinzip genau funktionieren wird. Soll das jetzt heißen, dass meine offene Spielwelt deutlich kleiner ausfällt, wenn ich nicht mit der Cloud verbunden bin? Sieht mein Offline-Spiel schlechter aus als die Online-Variante, da zusätzliche Grafikdetails nur mit Cloud-Unterstützung berechnet werden können? Hier sind noch viele Fragezeichen im Raum, die durchaus skeptisch stimmen.

Das gilt auch beim Thema Gebrauchtspiele, sollten tatsächlich Rechte auf einen Weiterverkauf künstlich eingeschränkt oder massive Hürden in den Weg gelegt werden.  Menschen mit einer 1984-Paranoia dürften sich außerdem bei der Vorstellung die Haare sträuben, dass Kinect jetzt in einem glasklaren 1080p-Bild einen Blick ins heimische Wohnzimmer wirft und zumindest das Mikrofon ständig betriebsbereit sein muss. Theoretisch besteht dadurch die Möglichkeit, extrem viele Daten zu sammeln, Gespräche zu belauschen und den ohnehin schon gläsernen User noch durchsichtiger zu machen. Praktisch gehe ich davon aus, dass man auch mit der Xbox One im Wohnzimmer noch ruhig schlafen kann und sich der Verfolgungswahn („Sieht Microsoft jetzt, was ich da mit meiner Freundin auf dem Sofa anstelle?“) in Grenzen halten wird. Rein aus Energiespargründen würde ich – wie meine aktuellen Konsolen - auch die neue Xbox nicht im Standby betreiben, sondern lieber an eine Steckerleiste klemmen, die ich auf Wunsch abschalten kann.  Okay, in diesem Fall  vielleicht nicht nur, um Energie zu sparen...

Sony musste sich bei der Vorstellung der PS4 viel Kritik anhören, weil man noch keinen Blick auf das Gehäuse der Hardware werfen durfte. Das wird Microsoft nicht passieren, präsentierte man doch voller Stolz das komplette Hardware-Paket und ließ die Presse sogar schon Hand anlegen.  In diesem Fall wäre es aber vielleicht besser gewesen, ebenfalls nur den gelungenen Controller zu zeigen. Ich weiß:  Geschmäcker sind verschieden und Ästhetik liegt oft im Auge des Betrachters, aber ich wäre schockiert, wenn diese Xbox One jemals einen Design-Award gewinnen würde. Scheinbar steht man bei Microsoft auf eckige Konturen und ein klobiges Äußeres – man werfe einfach einen Blick zurück auf die erste Xbox. Was die Verantwortlichen in Redmond als zeitloses Design umschreiben, empfinde ich als Zeitreise zurück in die Achtziger. Der häufige Vergleich mit Betamax-Rekordern kommt nicht von ungefähr… Aber wie so oft kommt es natürlich mehr auf die inneren Werte an und obwohl man der PS4 auf dem Datenblatt technisch unterlegen zu sein scheint, wird in der Xbox One sicher genug Power stecken, um zumindest mithalten zu können. Nicht zu vergessen die Cloud-Geschichte, die für weitere Überraschungen hinsichtlich des Leistungspotenzials sorgen könnte…    


Trotz der Ernüchterung und vielen offenen Fragen bin ich noch positiv gestimmt und freue mich auf den 360-Nachfolger. Warum? Da wäre zum einen der überarbeitete Controller, der beim ersten Antesten einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat. Kinect 2.0 wird sich bei mir zwar wahrscheinlich erneut auf den Einsatz für lustige Tanz-Sessions und Sprach-Navigation beschränken, doch sind die gezeigten Fortschritte dennoch beeindruckend. Man hat das Gefühl, dass dieses Kinect das werden könnte, was damals mit Project Natal versprochen wurde. Trotzdem ist eine kreative Spielevision im Stil von Milo & Kate derzeit noch nicht zu sehen. Aber es bleibt noch die Aussicht auf die E3 als Hoffnungsschimmer: Erst nach der Messe wird man sich ein erstes Urteil bilden können, wie Xbox One im Vergleich zur PS4 aufgestellt sein wird und ob die vermeintlich schwächere Hardware der Microsoft-Maschine Auswirkungen bei Multiplattform-Titeln zeigt. Vor allem aber muss Microsoft beweisen, dass die Xbox One keine Settop-Box ist, mit der man auch spielen kann, sondern immer noch eine Videospiel-Konsole, mit der man auch Multimedia-Fähigkeiten erleben kann.


Michael Krosta
Redakteur



 

Kommentare

johndoe1197293 schrieb am
gargaros hat geschrieben:*nach unten schau* :cry:
Du gehörst aber von dem her, was du so schreibst, nicht in diese Kategorie. :wink:
gargaros schrieb am
King Rosi hat geschrieben:
CryTharsis hat geschrieben:
Hiri hat geschrieben:Hat halt auch gemerkt das die Xbone Schrott wird ;)
Sag mal, kann es sein, dass du Angesteller in der Sony PR Abteilung bist? Ich bezweifle das zum einen, weil deine Kommentare so unglaublich platt sind, aber zu mehr als "XO ist Mist" in verschieder Abwandlung scheinst du irgendwie nicht in der Lage zu sein, oder täusche ich mich? :wink:
guck doch einfach seinen avatar an. grundsätzlich nehme ich leute die irgendwelche speziellen avatare oder signaturen aus irgendwelchen lagern haben nicht ernst (ausgeschlossen gamecards)
*nach unten schau* :cry:
King Rosi schrieb am
CryTharsis hat geschrieben:
Hiri hat geschrieben:Hat halt auch gemerkt das die Xbone Schrott wird ;)
Sag mal, kann es sein, dass du Angesteller in der Sony PR Abteilung bist? Ich bezweifle das zum einen, weil deine Kommentare so unglaublich platt sind, aber zu mehr als "XO ist Mist" in verschieder Abwandlung scheinst du irgendwie nicht in der Lage zu sein, oder täusche ich mich? :wink:
guck doch einfach seinen avatar an. grundsätzlich nehme ich leute die irgendwelche speziellen avatare oder signaturen aus irgendwelchen lagern haben nicht ernst (ausgeschlossen gamecards)
greenelve schrieb am
CryTharsis hat geschrieben:
Hiri hat geschrieben:Hat halt auch gemerkt das die Xbone Schrott wird ;)
Sag mal, kann es sein, dass du Angesteller in der Sony PR Abteilung bist? Ich bezweifle das zum einen, weil deine Kommentare so unglaublich platt sind, aber zu mehr als "XO ist Mist" in verschieder Abwandlung scheinst du irgendwie nicht in der Lage zu sein, oder täusche ich mich? :wink:
Fanboy. :Blauesauge:
johndoe1197293 schrieb am
Hiri hat geschrieben:Hat halt auch gemerkt das die Xbone Schrott wird ;)
Sag mal, kann es sein, dass du Angesteller in der Sony PR Abteilung bist? Ich bezweifle das zum einen, weil deine Kommentare so unglaublich platt sind, aber zu mehr als "XO ist Mist" in verschieder Abwandlung scheinst du irgendwie nicht in der Lage zu sein, oder täusche ich mich? :wink:
schrieb am