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Typoman (Logik & Kreativität) – Plattformer trifft auf Worträtsel

Während die Branchengrößen das Gamepad der Wii U kaum ausnutzen, gibt es im eShop immer mehr kreative Experimente: Im Plattform-Knobler Typoman z.B. mixt man auf dem Touchscreen Wörter, die einem Buchstabenmännchen durch seine finstere Welt helfen. Ein cleverer Mix aus Jump-n-Run und Scrabble?

© Brainseed Factory / Headup Games (Wii U) / Wales Interactive

Wort-Puzzles aus Bonn

Das von der Bonner „Brainseed Factory“ erdachte Prinzip ist ebenso einfach wie genial: Aus dem Buchstabengebilde „PART“ wird z.B. blitzschnell ein „TRAP“, wenn ich mich ihm zu ungestüm nähere. Dann klappt das Wort sofort um und stampft den armen Typoman platt. Natürlich lässt sich die Attacke ausnutzen, wenn man nur hartnäckig bleibt. Nachdem ich die Falle ein paarmal ausgelöst habe, lockert sich durch ihr wildes Stampfen anderswo ein „S“, das sich in die Nähe des angriffslustigen Wortes schieben lässt. Und schon wird aus „TRAP“ ein „STRAP“ – also ein Riemen, der die Falle einwickelt und den Weg frei macht. An einem anderen Ort muss ich einen altertümlichen Drucker bedienen, der nur ein paar vorgegebene Buchstaben ausspuckt. Nachdem ich ein paar Exemplare produziert habe, erscheinen sie auf meinem Touchscreen, wo ich sie zu einem hilfreichen Wort drehe. „ON“ aktiviert z.B. ein Stückchen weiter den Aufzug und andere elektrische Schalter. Oft müssen das Timing und der Abstand stimmen, damit sich der gewünschte Mechanismus in Bewegung setzt. Nur wenn sich alle Zeichen des gesuchten Wortes berühren und nah genug an der Maschine liegen, kann es losgehen.

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Englische Sprachkenntnisse werden vorausgesetzt. Die Puzzles beschränken sich aber auf bekannte Worte. © 4P/Screenshot

Wenn z.B. am Buchstabendrucker T, P, O und S zur Verfügung stehen, lasse ich die vier Buchstaben produzieren, schiebe sie zusammen und forme ein STOP. Et voilà: Die tödlich stampfende Müllpresse kommt zum Stillstand. Meist ist es richtig inspirierend und unterhaltsam, mit Wörtern und Mechanismen zu experimentieren. Gegen Rätselfrust hilft in kniffligen Situationen das zweistufige Hilfe-System. Beim ersten Druck aufs Fragezeichen wird auf dem Touchscreen ein poetisch formulierter Hinweis angezeigt, beim zweiten erscheint das Lösungswort. Auch ein kleiner Roboter kommt zum Einsatz, der nach Aktivierung gefährliche Widersacher einsaugt, um neue Worte auszuspucken.

Tolle Idee, unsaubere Umsetzung

So weit, so faszinierend – doch leider funken immer wieder handwerkliche Schwächen dazwischen. Vor allem, wenn Typoman unter Zeitdruck knifflige Sprungpassagen meistern muss. Es passt zwar zum Konzept, dass das kleine zerbrechliche Buchstabenmännchen nicht so agil ist wie Mario oder Super Meat Boy – aber die Steuerung ist zu träge.

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Endlich mal ein Wesen, dass Typoman nicht den Kopf abreißen will… © 4P/Screenshot

Das Handling fühlt sich einfach nicht griffig genug an, um einem Monster unter Zeitdruck davonzulaufen und souverän die Kletterpassagen zu meistern. Außerdem verlassen sich die Entwickler etwas zu oft auf Trial & Error, so dass ich erst beim zweiten Anlauf einschätzen konnte, an welcher Stelle eine Feuersbrunst ausbricht oder ein Gegner mir den Kopf abreißt. Manchmal bin ich sogar unverschuldet abgestürzt, weil das Bild mitten in der Bewegung kurz einfror. Für noch mehr Ärger sorgen Bugs und Abstürze. Rund sieben Mal musste ich das Spiel neu starten, weil Typoman irgendwo hängen blieb, sich nicht mehr bewegen ließ oder die Konsole sich komplett aufgehängt hatte. Entschärft wird das Problem zum Glück dadurch, dass die Entwickler viele Speicherpunkte eingebaut haben, an denen man direkt wieder einsteigen kann.

Wortwörtlicher Albtraum

 

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Es gibt kein schlechtes Wetter – nur die falschen Buchstaben! Manchmal muss man sich vorm Puzzeln an die passende Position schwingen. © 4P/Screenshot

Schade auch, dass sich die Geschichte um ein schwebendes Mädchen und die wuselnden Dämonen so sehr im Hintergrund hält. Vermutlich beziehen sich die zahlreichen Rätsel-Metaphern darauf, inmitten der etwas fummeligen Action hatte ich aber nicht die Muße, sie zu deuten. Das Artdesign der finsteren Welt ist den Entwicklern klasse gelungen: Vor allem die zackigen Buchstabenmonster gebärden sich richtig schön bedrohlich. In einem Albtraum-Wald wird Typoman immer wieder von fiesen Spritzen attackiert, deren Gift die komplette Welt verschwimmen lässt. Auch der reduzierte sphärische Ambient-Soundtrack erzeugt eine angenehm düstere Stimmung und schreckt in dramatischen Momenten auch nicht vor bedrohlich anschwellenden Disharmonien zurück. Beim diesjährigen Deutschen Entwicklerpreis wurde das Spiel übrigens in fünf Kategorien nominiert

 

Kommentare

3 Kommentare

  1. Ich bin grundsätzlich daran interessiert, aber Type:Rider hatte letztes Jahr ne deutlich größere Faszination auf mich ausgeübt, vor allem durch das Spielen mit den vielen verschiedenen Schriftarten. Das hier wirkt dagegen sehr steril und unispiriert.

  2. Hmm interessant. Das hatte ich ja gar nicht auf dem Schirm. Hört sich aber sehr sehr spaßig an. Das ist gekauft, Bugs hin oder her. Da komme ich schon mit klar. :-)

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