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Erster Eindruck zu Silent Hope: Ein Dungeon-Crawler zum Kopf abschalten

Erster Eindruck: Ein Dungeon-Crawler zum Kopf abschalten

© Marvelous Inc. / XSEED Games, Marvelous USA, Inc., Marvelous

Bevor der Titel-Tornado im Oktober mit stürmischen Spielen wie Lords of the Fallen, Super Mario Bros. Wonder oder Marvel’s Spider-Man 2 über die Redaktion hereinbricht, verbringe ich die letzten stillen Stunden mit Silent Hope.

 

Der knuffige Dungeon-Crawler verspricht angenehme Ablenkung, bei der weder der Bildschirm vor Spezialeffekten noch meine Controller-Tasten vor Frustration explodieren sollen. Ein Versprechen, dass sich nach rund zehn Stunden bestätigt, auch wenn Silent Hope immer wieder auf dem schmalen Grat zwischen Entspannung und Langeweile balanciert. Unser Ersteindruck.

Silent Hope: Nicht lang schnacken…

Es war einmal ein König, der beim Anblick der lügenden und betrügenden Massen seinem Volk die Fähigkeit zu Sprechen nahm und sich anschließend in einen bodenlosen Abgrund namens Abyss stürzte. Seine Tochter weinte ob ihres Verlusts bitterlich und schloss sich in eine Kristallträne ein, um sich von der harschen Außenwelt abzuschotten. Doch als eines Tages sieben helle Lichter aus dem Abgrund hervorschießen, erwacht in der Prinzessin die titelgebende stille Hoffnung und sie rekrutiert die sieben Gefährten, um ihren Vater wiederzufinden: Vorhang auf für Silent Hope.

Der märchenhafte Spielanfang, den ihr euch wahlweise auf Englisch oder Japanisch mit deutschen Untertiteln anhören könnt, ist nett, aber nach anderthalb Minuten abgefrühstückt, wobei hier mit den bilderbuchartigen Hintergründen schon der zweite Stilbruch stattfindet: Die sehr schick animierte Intro-Sequenz, die sich im Hauptmenü jederzeit anschauen lässt und mit der prominent in den Trailern geworben wird, hat mit der drolligen Chibi-Optik der Charaktere, die 99 Prozent der Zeit zu sehen ist, nämlich wenig gemein.

Bevor ich euch weiter mit Details zur Geschichte oder Optik zu quatsche, nehme ich mir lieber den Titel des Spiels zu Herzen und schleiche still und heimlich zum Gameplay rüber. Starten wir mit den erwähnten sieben Helden, die kein rein narratives Werkzeug sind, sondern euch alle für die Ausflüge in den Abgrund zur Verfügung stehen. Von der Heugabel schwingenden Farmerin über den flinken Bogenschützen bis hin zum klassischen Ritter mit Schwert und Schild setzt jeder der Charaktere auf unterschiedliche Waffen und Fähigkeiten.

Neben einer Kombination aus Standardangriffen kann jede Figur drei Spezialangriffe lernen und erhält durch das Aufrüsten zu einer neuen Klasse noch weitere Möglichkeiten, um einen individuellen Spielstil zu finden. Damit heißt es nun, sich in den Abyss hinabzustürzen, Monster auszuschalten und auf dem Weg Richtung Boden jede Menge Rohstoffe und neue Waffen zu finden, die an der Oberfläche dann zu stärkerem Equipment verarbeitet werden, das die nächste Expedition wiederum noch weiter vordringen lässt. Ein ewiger Kreislauf also.

Made in Abyss

Der Bildschirmtod bedeutet natürlich das Ende des aktuellen Ausflugs, doch was sich nach klassischer Roguelike-Struktur anhört, ist zugunsten eines konstanten Fortschrittsgefühls extrem aufgeweicht. So könnt ihr an auf fast jeder Ebene verteilten Kristallen jederzeit an die Oberfläche zurückkehren, um wirklich alle gesammelten Gegenstände zu behalten oder zu einem der anderen sechs Charaktere wechseln, was eine volle Lebensleiste und aufgefüllte Heiltränke bedeutet. Um möglichst tief zu gelangen, solltet ihr also mehrere Helden aufleveln, damit auch auf der Ersatzbank kräftige Optionen auf ihren Einsatz warten.

In den Echtzeit-Gefechten gebt ihr den Bewohnern des Abgrunds mit euren normalen und Spezialngriffen ordentlich eins auf die Mütze.

Darüber hinaus findet sich aber auch alle paar Ebenen ein Lagerfeuer, zu dem ihr jederzeit zurückkehren könnt und so nicht bei jeder Expedition auf der ersten Etage beginnen müsst. Weil der Abgrund von Silent Hope mit einer Reihe an verschiedenen Bereichen aufwartet, die sich optisch unterscheiden und noch dazu jede Menge Ebenen aufweisen, eine gute Idee – denn wer will schon mit dem Level-20-Charakter wieder und wieder die Anfangsmobs besiegen? Um gegen spätere Gegner und Bosse eine Chance zu haben, gehört aber auch das stetige Entwickeln des eigenen Arsenals dazu.

An der Oberfläche könnt ihr aus den gesammelten Ressourcen also neue Waffen und Amulette herstellen, mit denen ihr mehr Erfahrungspunkte bekommt, höheren Schaden austeilt oder andere nützliche Boni genießen könnt. So entsteht ein motivierender Loop: Ihr findet neue Items, aus denen ihr stärkere Schwerter oder Mistgabeln herstellt, die die Zahlen hochgehen lassen und das Finden neuer Gegenstände erleichtern, mit denen ihr dann wiederum … Ihr versteht schon.

Prädestiniert für Pop und Podcast

Nach rund zehn Stunden habe ich alle Charaktere ausprobiert und insgesamt vier Bereiche des hoffentlich nicht endlosen Abgrunds von Silent Hope erkundet, womit sich mein Eindruck nach den Trailern bestätigt: Der neuste Streich von Marvelous schreibt sich die Worte „stumpf ist Trumpf“ auf die Fahne und schafft es so zum idealen Lückenfüller zwischen den großen Blockbustern, die entweder mehr Aufmerksamkeit für die kunstvoll inszenierten Zwischensequenzen oder mehr Fingerfertigkeit für die knackigen Bosskämpfe verlangen.

Die Arbeiten an der Oberfläche sind wesentlich schneller abgehakt als eure Ausflüge in den Abyss, brauchen aber genauso wenig Köpfchen.

Die Ausflüge hinunter in den Abyss eignen sich hervorragend, um den Kopf abzuschalten und sich an den besiegten Monster- sowie gesammelten Loot-Massen zu erfreuen. Klar, es mangelt ein bisschen an Gegnervielfalt, spielerischem Tiefgang sowie einer übergeordneten Motivation abseits der steigenden Zahlen, und mit einem Diablo sollte sich Silent Hope auch nicht messen wollen. Aber wer die Optik mindestens „ganz süß“ findet und im Feierabend zur Abwechslung mal weder nachdenken noch herausgefordert werden will, sollte sich auf jeden Fall die kostenlos verfügbare Demo anschauen.

Mein persönlicher Tipp: Weil die Musik auf Dauer ziemlich monoton und das Kampfgeschrei der Figuren schnell überaus nervig wird, lohnt es sich, die Spiellautstärke fast vollständig herunterzudrehen und stattdessen eigene Musik oder einen Podcast anzuschalten. Egal ob mit oder ohne Ton: Silent Hope erscheint am 3. Oktober für den PC und die Nintendo Switch und soll 39,99 Euro kosten.

Kommentare

3 Kommentare

  1. Schade, mal wieder kein Couch-Coop am PC. Dabei hätte sich solch ein Spiel super dafür geeignet. Damit ist es für mich leider raus. Diablo hat ja das selbe Problem...
    Das verstehe ich nicht, der Modus existiert ja meist auf den schwächeren Konsolen, warum es nicht (einfach) für den PC übernommen wird, bleibt mir ein Rätsel.
    Ärgerlich!

  2. Bachstail hat geschrieben: 02.10.2023 09:54 Es mag vielleicht nicht sonderlich schwierig sein aber es verspricht viel Content (zumindest laut diverser Reviews) und ich mag den generellen Look des Spiels, sogar die Chibi-Charaktere.
    Also, wenn Silent Hope eins zu bieten hat, dann Content. :mrgreen: Ich habe zwar nach dem Schreiben dieses Artikels noch die Credits erreicht, aber ohne zu spoilern... auch danach gibt es noch jede Menge zu tun. Und auch bei den Charakteren habe ich nicht ansatzweise herausgeholt, was man da an Zeit investieren kann. Wer alle sieben Helden hochziehen und mit starker Ausrüstung versorgen will, dürfte eine ganze Weile beschäftigt sein. Schön, dass dich die Demo abgeholt hat!

  3. Nach dem Spielen der Demo steht das Spiel nun ganz oben auf meiner Liste, ich hätte niemals gedacht, dass es mich so abholen würde.
    Es mag vielleicht nicht sonderlich schwierig sein aber es verspricht viel Content (zumindest laut diverser Reviews) und ich mag den generellen Look des Spiels, sogar die Chibi-Charaktere.
    Normalerweise stört mich Chibi-Grafik eher aber hier trägt das seltsamer Weise positiv zum Spiel bei, finde ich.

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