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Dustborn – Interview, Teil 1: Politische Themen, die Macht von „Desinformation“ und die „Geteilten Staaten von Amerika“

Interview, Teil 1: Politische Themen, die Macht von „Desinformation“ und die „Geteilten Staaten von Amerika“

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Bei Red Thread Games (Dreamfall, Draugen) wird derzeit an Dustborn gearbeitet. In dem Spiel über Hoffnung, Freundschaft, Liebe, Roboter und die Macht der Worte begleitet man eine Gruppe von Außenseitern und Ausgestoßenen auf einem Roadtrip durch die „Geteilten Staaten von Amerika“, um ein mysteriöses Paket von Kalifornien nach Neuschottland zu transportieren. Das Roadtrip-Action-Adventure für Einzelspieler soll 2021 für PC (Steam), PlayStation 5 und Xbox Series X erscheinen.

Dustborn wird aktuelle, politische Themen aufgreifen und soll die Stärken von Dreamfall mit den reaktiven Dialogen von Draugen verbinden. Über die Kraft der Wörter, die Macht von „Desinformation“ und die vielfältige Crew rund um Hauptfigur Pax sprachen wir mit Ragnar Tørnquist (Gründer, CEO, Autor und Creative Director bei Red Thread Games). Der zweite Teil des Interviews über den Ablauf des Roadtrips, die Maskerade als Band und den 3D-Comic-Stil folgt an Neujahr.

4Players: Wie seid ihr nach Dreamfall (Chapters) und Draugen zu Dustborn gekommen? Abgesehen von der Tatsache, dass das Spiel auch mit einem D anfängt …

Ragnar Tørnquist: „Das ist eigentlich der einzige Grund, der Name fängt mit einem D an. Wir sind jetzt anscheinend an diesem Buchstaben hängengeblieben, aber zumindest macht es die Suche nach den Spielen von Red Thread viel einfacher. Spaß beiseite.

Dustborn ist die ganz natürliche Weiterentwicklung des Teams nach Dreamfall Chapters und Draugen. Es nimmt Elemente und Inspirationen aus beiden Spielen auf, fängt aber mit einem neuen Universum, einfallsreichen Spielmechaniken und neuen Wegen, eine interaktive Geschichte zu erzählen, von vorne an. Es ist ehrlich gesagt das wichtigste Spiel, das wir bisher gemacht haben und hoffentlich der Beginn einer Reihe von Spielen und Geschichten, die in dieser Welt spielen werden. Wir haben bereits Pläne für Comics und Kurzgeschichten, sowie DLCs und Fortsetzungen.

Genauer gesagt nehmen wir das, was wir über Third-Person-Abenteuer aus Dreamfall Chapters und was wir über Interaktionen mit einem Begleiter sowie reaktive interaktive Dialoge aus Draugen gelernt haben und kombinieren das alles mit originellen Mechaniken, die das Spiel von unseren vorherigen Titeln abhebt – vor allem, wenn es um Action geht.“

4Players: Was ist in den USA in Dustborn passiert? Habt ihr euch von aktuellen realen Entwicklungen wie Radikalisierungen, Desinformationskampagnen etc. für eure dystopische Zukunft im Spiel inspirieren lassen?

Ragnar Tørnquist: „Oh, natürlich. Sowohl das Spiel als auch das Setting sind stark von aktuellen Ereignissen beeinflusst. Das war eigentlich die Entstehungsgeschichte von Dustborn, damals Ende 2016: Wir sahen, was auf der ganzen Welt passierte und wir beschlossen, eine Geschichte zu erzählen, die thematisch relevant und zeitgemäß ist … und absolut politisch. Die Idee der waffenfähigen Desinformation und die Macht der Propaganda als Werkzeug der Kontrolle und der Kriegsführung gegen eine Bevölkerung sind zentral für die Erzählung und die Mechanik des Spiels – es ist stark beeinflusst von allem, was in den letzten Jahren über Organisationen, Unternehmen und Regierungen herausgekommen ist, die Lügen und verzerrte Fakten, also Fehlinformationen, einsetzen, um Chaos und Unzufriedenheit zu säen, die Politik zu beeinflussen und Geld aus dem Elend zu machen. Jeder Tag bringt die Realität näher an die Fiktion des Spiels, leider. Das ist ziemlich beunruhigend, aber auch interessant und das hat zusammen mit der Hintergrundgeschichte einige der Spielmechaniken hervorgebracht.“

Kommentare

28 Kommentare

  1. Ist es nicht eher so, dass die hälfte von Trumps Followern ihm quasi folgt wie Bild und sich aufregen will, weil er so tut als gäbe es Probleme die gar nicht wirklich existieren oder zumindest nicht wie dargestellt? Die andere Hälfte regt sich zwar auch auf aber zumindest ist das ja eine verständliche Reaktion und bricht ja eben den Cricle Jerk auf, den es ohne sie gäbe. Allerdings ist es ja noch mal ein Unterschied zwischen den Falschinformationen und Halbwarheiten der Springerpresse oder autokratischen Parteien und Politiker und dem Kunstgewerbe, wenn es ins Kreuzfeuer politischer Aktivisten gerät.

  2. Usul hat geschrieben: 04.01.2021 16:39 Wobei diese Filterblase auch bisweilen sehr überbewertet wird.
    Spoiler
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    Ja zum einen natürlich. Aber mein Lieblingsargument dagegen sind die Billiarden von Einträgen und Sensorinformationen die nur ein Computer auswerten und vergleichen kann, über die Datenspur eines jeden Einzelnen. Dann wird der Nutzer sogar live Vermessen und man kann den Avartar des Nutzers (etwa so etwas wie Zielgruppen-Schublade), durch AB-Tests automatisiert verfeinern.
    Das geht nur mit vielen Daten, mit vielen Sensoren und nur wenn man besonders viel über diese Menschen weiß. Genau das ist neu. Weder die FAZ noch die TAZ, wusste damals von jeder Leserin oder jedem Leser wie viel Geld die verdienen, wo die Wohnen, was die gerade Lesen, welche Internetseiten die Heute angeschaut haben oder wie viele Sekunden bestimmte Bilder und Artikel betrachtet wurden.. und vieles mehr.
    Das steht in keinem Verhältnis. Auch Wissen die Zeitungen es heute immer noch nicht wenn man die Papierversion liest, oder den Artikel im RSS Feed Reader. Es gibt da schon einen Unterschied zwischen aktuell populären Medien und traditionellen Blasen. Der ist meiner Meinung nach so groß das es sich nicht lohnt diese beiden Dinge miteinander zu vergleichen.

  3. Kajetan hat geschrieben: 04.01.2021 10:59 Und doch beschreibst Du nur das extrem laute Geschrei einer extrem kleinen Gruppe, die zudem auch keinen gesellschaftlichen Fortschritt auslöst, sondern mit Gewaltdrohungen Leute zu einer ganz bestimmten Handlung zwingt, welches diese OHNE diese Gewaltandrohung gar nicht getan hätten und auch künftig ohne Gewaltandrohung nicht tun würden.
    Das ist kein gesellschaftlicher Wandel, das ist nur Twitter-Geschrei. Welches manchmal Folgen hat, viel öfters aber nicht.
    Von so etwas großem wie gesellschaftliche Fortschritt rede ich aber gar nicht, sondern von direkten Folgen für das relevante Thema. Zu oft sind Leute vor einem Twitter Mob eingeknickt. Und wäre Social Media für die Gesellschaft egal, würden weniger Länder ganze Armeen von Online Shitpostern befehlen.
    Die Wahrnehmungsblase ist denke ich auch ein bisschen umfangreicher als ihr denkt. Twitter passt die Trends natürlich via Algorithmus an die persönliche Aktivität an, aber genauso populär sind die allgemeinen landesweiten Trends. Daneben sollte man nicht das gezielte Retweeting von entgegengesetzten Meinungen unterschätzen. Damit wird dann häufig aus der eigenen, ähnlich gesinnten Gefolgschaft rekrutiert um einen Shitstorm auszulösen. Man wird also denke ich, zumindest nach meinen persönlichen Erfahrungen, häufiger mit entgegengesetzten Meinung konfrontiert als in klassischen Medien. Denn wie Usul erwähnte findet ja auch dort eine gewisse Selektion statt. Natürlich geschieht das aber nicht für einen Dialog, sondern um Shitstorms zu instigieren. Im Sinne von Quote Tweets wie: "Look at this idiot, ratio that asshole!"
    Es ist einfach ein perfektes System. Egal wie absurd und verrückt die eigene Idee, man findet genug Menschen um sich bestätigt zu fühlen. Und man findet auch schnell genug genauso verrückte auf der Gegenseite, um sich ein klares Feindbild zu verschaffen und sich so weiter bestätigt zu fühlen. Strohmänner sind nicht mehr nötig.
    Sharkie hat geschrieben: <span...

  4. Usul hat geschrieben: 04.01.2021 16:39 Wobei diese Filterblase auch bisweilen sehr überbewertet wird. Denn auch ohne Internet gab es solche Effekte. Die meisten haben z.B. auch vor 20 Jahren entweder die FAZ oder die TAZ gelesen, aber nicht beides. Jeder erschafft sich seine eigene "Filterblase" - die Algorithmen der sozialen Netzwerkplattformen machen dieses (natürliche und auch notwendige) Verhalten meines Erachtens nur richtig deutlich. Gleichzeitig hat man durch sie aber viel mehr Möglichkeiten, diese Blase zu vergrößern oder gar zu verlassen. Daß das oftmals nicht geschieht, ist in meinen Augen nicht die Schuld der sozialen Netzwerke - sondern letztendlich der Eingeschränktheit von uns Menschen. Wir mögen unsere Welt nun einmal simpel und einfach.
    Zu diesem Thema ein (leider etwas älterer) Artikel:
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/erke ... -1.3254772
    Hab den Artikel gerade mal überflogen. Die Kernthese "Die Filterbubble ist kein [primär] technologisches, sondern ein anthropologisches Problem" unterschreibe ich voll und ganz.
    Allerdings würde ich schon einen Unterschied machen zwischen traditionellen redaktionellen Medien, die eine gewisse politische Schlagseite haben (FAZ oder TAZ), und der heutigen Landschaft der sozialen Medien bzw. Blogs, in denen es diverse Kommunikatoren gibt, die trotz eines journalistischen Anstrichs letztlich lupenreine Propaganda für die eine oder andere Seite verbreiten (was man m.M.n. weder einer FAZ, noch eine TAZ vorwerfen könnte). Solche Kanäle verfügen heute über ein größeres Reichweitenpotenzial als je zuvor und docken somit an eine (sicherlich so schon immer vorliegende, da menschliche) allgemeine Bereitschaft an, Behauptungen Glauben zu schenken, die faktisch falsch oder zumindest grob verzerrend sind, solange sie das eigene Weltbild stützen. Hinzu kommen die Möglichkeiten, die das Internet für breit angelegte Desinformationskampagnen bietet, Stichworte "Trollfabriken", "Falschmeldungen verbreiten sich schneller, als sie...

  5. Wobei diese Filterblase auch bisweilen sehr überbewertet wird. Denn auch ohne Internet gab es solche Effekte. Die meisten haben z.B. auch vor 20 Jahren entweder die FAZ oder die TAZ gelesen, aber nicht beides. Jeder erschafft sich seine eigene "Filterblase" - die Algorithmen der sozialen Netzwerkplattformen machen dieses (natürliche und auch notwendige) Verhalten meines Erachtens nur richtig deutlich. Gleichzeitig hat man durch sie aber viel mehr Möglichkeiten, diese Blase zu vergrößern oder gar zu verlassen. Daß das oftmals nicht geschieht, ist in meinen Augen nicht die Schuld der sozialen Netzwerke - sondern letztendlich der Eingeschränktheit von uns Menschen. Wir mögen unsere Welt nun einmal simpel und einfach.
    Zu diesem Thema ein (leider etwas älterer) Artikel:
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/erke ... -1.3254772

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