von Jan Wöbbeking,

Activision Blizzard: 800 Stellen werden gestrichen - trotz Rekord-Einnahmen

Activision Blizzard (Unternehmen) von
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Die Gerüchte vom Wochenende haben sich bestätigt: Die Führungsetage von Activision Blizzard hat laut Polygon.com die Entlassung von rund 800 Mitarbeitern bekanntgegeben, was in etwa acht Prozent der Belegschaft entspricht. Dem entgegen stünden Rekordergebnisse für das Geschäftsjahr 2018.

Die schlechten Nachrichten wurden bei der Präsentation des Geschäftsergebnisses des vierten Quartals vor Investoren verkündet. Vom Stellenabbau betroffen seien laut CEO Bobby Kotick lediglich Personen, die in "Nicht-Entwickler"-Rollen tätig waren. Das Unternehmen werde trotzdem weiterhin Positionen im Entwickler-Bereich aufstocken.

Chief Operating Officer Collister “Coddy” Johnson erläuterte: "Wir haben eine schwächere Nachfrage im Handel erlebt als erwartet. (...) Doch wir werden die Retail-Monetarisierung nicht so schnell verbessern wie wir das gerne hätten", wobei er auf die lahmenden Mikrotransaktionen in Overwatch und Hearthstone anspiele. Laut Blizzards Chief Financial Officer Dennis Durkin habe sein Teil des Unternehmens im Geschäftsjahr 2019  keine "Frontline"-Veröffentlichung mehr in Planung - was natürlich auch gegen die Möglichkeit eines neuen Diablo (oder ähnlich prominente Neuankündigungen) in diesem Jahr spreche. Durkin mache daher enttäuschende Einnahmen auf der Blizzard-Seite des Unternehmens für die gesenkte Prognose fürs neue Jahr verantwortlich.

Des Weiteren spiele die Trennung von Bungie und deren Online-Shooter Destiny eine wichtige Rolle bei der Restrukturierung, so Johnson und Durkin. Ohne zusätzliche Destiny-Einnahmen erwarte Activision, dass die Einnahmen 2019 "flach" bleiben dürften. Man kanalisiere seine Bemühungen daher auf die Call-of-Duty-Serie, die in vierten Quartal dieses Jahres einen Shooter mit klassischer Einzelspieler-Kampagne bekommen soll. Ein Mobilspiel von Tencent befinde sich ebenfalls in Entwicklung.

Vor den Entlassungen gab Activision Blizzard Rekordergebnisse für 2018 bekannt. Laut des Finanzberichts für das vierte Quartal nahm die Firma im Gechäftsjahr 2018 insgesamt 7,26 Milliarden Dollar für physische und Download-Spiele ein, also mehr als die 7,16 Milliarden im Jahr davor. Trotzdem hätten die Zahlen die Unternehmensziele nicht erreicht, so Kotick:
"Obwohl unser Finanzergebnis 2018 das beste unserer Geschichte ist, haben wir unser Potenzial nicht voll entfaltet." In einer anschließenden Fragestunde fügte er hinzu, dass die Entscheidung für die Entlassungen einer seiner "fünf schwierigsten Momente" in seiner Karriere gewesen seien.

Trotz der als Enttäuschung empfundenen Ergebnisse plane man, die Entwickler-Teams eigener Kernmarken wie Call of Duty, Candy Crush und Overwatch um 20% aufzustocken. Dies soll mit der "Depriorisierung" von Bereichen finanziert werden, welche die Erwartungen nicht erfüllt hätten - und mit der Reduzierung administrativer Kosten, so der Bericht. Der seit Oktober aktive Blizzard-CEO J. Allen Brack wandte sich gestern in einer Memo ans Unternehmen und die von der Stellenstreichung betroffenen Mitarbeiter:

"Dies war eine extrem schwierige Entscheidung, und wir wollen unsere Wertschätzung für die Anstrengungen ausdrücken, die ein jeder bei Blizzard eingebracht hat. Um beim Übergang zu helfen, bieten wir jedem betroffenen Mitarbeiter eine Abfindung an, welche zusätzliche Zahlungen, Zuschüsse sowie eine Unterstützung im Bereich der Karriere und Jobsuche, um beim Finden der nächsten beruflichen Chance zu helfen."

Polygon fügt hinzu, dass auch das Engagement im Bereich des Battle-Arena-Spiels Heroes of the Storm stark zurückgefahren worden sei. Im Dezember wurde z.B. die entsprechende jährliche E-Sports-Saison abgesagt (wir berichteten)


Quelle: Polygon.com, investor.activision.com

Kommentare

Nova211 schrieb am
Ich kann das irgendwie nicht nachvollziehen. Blizzard hat so viele erfolgreiche Titel rausgebracht, von denen auch viele nach wie vor lebendige eSports-Titel sind, wie Overwatch, Starcraft II, Hearthstone etc. (gefunden auf www.esportwetten.com). Überhaupt wird die eSport Szene immer größer und die Preisgelder immer höher. Wie kann man da sein Unternehmen verkleinern. Dann müssen sie halt mehr add-ons oder ingame-Verkäufe entwickeln, damit die Einnahmen höher sind.
Kajetan schrieb am
DEMDEM hat geschrieben: ?20.02.2019 16:42 Nein, du kommst nur immer zu diesem Schluss, weil du bisher jedes angeführte Argument ignoriert hast. Du lebst in einer Blase, alles, was dich in deiner Sichtweise nicht bestätigt, wird einfach ignoriert.
Ich hab Dich auch ganz arg lieb :bussi:
Kajetan schrieb am
Caparino hat geschrieben: ?20.02.2019 16:00 Wenn wäre den "Jetzt" der richtige Zeitpunkt ohne das dir selber ein dutzend Ausreden einfallen das es doch der falsche Moment wäre.
Du hängst dich so am Support auf der er ja selbst nichts an der Entwicklung kann das du daraus eine "Ungerechtigkeit" herbei fabulierst. Entweder mach ein auf Selbstständig und sei deines eigen Glückes Schmied oder lebe damit Koleteralschaden sein zu können als Angestellter.
Und genau DAS kritisiere ich. Dieses rücksichtlose Abwälzen der Verantwortung für strategische Fehlentscheidungen auf Mitarbeiter, die überhaupt keinen EInfluss auf diese Fehlentscheidungen hatten, während die tatsächlichen Verantwortlichen auf Grund des tollen Ergebnisses tolle Boni genehmigen.
DEMDEM schrieb am
Kajetan hat geschrieben: ?20.02.2019 15:39 Und genau diese kurzsichtige Sichtweise wird kritisiert.
Das sagst du.
Warum nicht die Bezüge der Personen kürzen, die für bestimmte Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen verantwortlich sind? Wieso diese Personen nicht feuern?
Und wie ist den betroffenen Personen geholfen, wenn man sie statt auszuzahlen und die Möglichkeit zu geben ohne finanzielle Nöte nach einen neuen Job mit Vollbezahlung zu suchen, weiter beschäftigt für weniger Bezüge? Lies du eigentlich auch, was du so schreibst?
Man trennt sich von Personen, die NICHTS mit der Produktentwicklung zu tun haben, weil man sich einfach von ihnen trennen kann, anstatt tatsächlich die Effizienz der Produktentwicklung zu erhöhen. Ein Bauernopfer, um kurzfristig den Investoren zu imponieren. Mehr ist das nicht.
Es wurde jetzt schon mehrfach gesagt, dass man bei Activision Blizzard Programmierer einstellt. UM DIE PRODUKTIVITÄT ZU ERHÖHEN. Was ist daran so schwer, mal einfach zu lesen und auch auf die Argumente einzugehen, statt weiter an seinem Strohmannargument, es wäre nur für den kurzfristigen Aktienanstieg gewesen, festzuhalten?`
Wie fährt ein Unternehmen an die Wand, welches gerade eben das beste Geschäftsjahr seiner Geschichte verkündet hat? Die Entlassungen haben KEINE betriebswirtschaftlichen Gründe. Genau das wird kritisiert.
Nein, du behauptest nur, dass es keine betriebswirtschaftlichen Gründe gibt. Aber wenn zum Beispiel in WoW die Abozahlen so stark eingesackt sind, dass man sich vom Support deswegen trennen muss, weil es einfach keine Nachfrage für so einen großen Support gibt, dann ist es per Definition eine betriebswirtschaftliche Entscheidung.
Und nochmal meine Frage: Warum entlässt man nicht Kotick, der für eine ganze Reihe von strategischen Fehlentscheidungen verantwortlich ist. Weil die Firma das bislang beste Umsatzergebnis ihrer Geschichte eingefahren hat? Aber ist das nicht Geschichte? Was wird ActiBlizz der Verlust von Destiny kosten? Was für...
schrieb am