von Marcel Kleffmann,

Activision Blizzard: Investoren kritisieren das übermäßige Gehaltspaket von CEO Bobby Kotick und den Umgang mit Mitarbeitern

Activision Blizzard (Unternehmen) von
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Einige Großaktionäre und Investoren von Activision Blizzard sind der Ansicht, dass Bobby Kotick, der CEO des Unternehmens, zu viel Geld verdienen würde. Laut einem ausführlichen Bericht bei GamesIndustry.biz hat der Chef bestimmte Ziele "offensichtlich nicht erreicht". Zugleich würde es ein schlechtes Bild abgeben, dass 800 Mitarbeiter trotz eines Rekordjahres entlassen wurden (wir berichteten) und der Chef weiterhin Millionen von Dollar als Boni einstreicht. Diese Vorwürfe stammen von zwei Beratungsfirmen, die die Interessen von vielen Activision-Blizzard-Aktionären vertreten. Sie empfehlen den anderen Aktionären, gegen den Vorschlag zu votieren, Kotick wie in den vergangenen Jahren zu entlohnen. Außerdem werden mögliche Probleme beim "Humankapitalmanagement" (Mitarbeiter als Ressource) des Publishers angedeutet.

Der Antrag wurde von der CtW Investment Group unterstützt, die sich dafür einsetzt, die Führungsetage für "unverantwortliches und unethisches Unternehmensverhalten und überhöhte Managergehälter" zur Verantwortung zu ziehen. Die CtW arbeitet mit gewerkschaftlich geförderten Pensionsfonds zusammen, die einen "beträchtlichen" Teil der Aktionäre von Activision Blizzard ausmachen. In einem Antrag an die US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde forderte CtW-Direktor Dieter Waiznegger die Aktionäre von Activision Blizzard auf, gegen den Vorschlag des Managements zur Manager-Bezahlung (Say on Pay) zu stimmen, der für die Hauptversammlung am 11. Juni geplant war.

"Trotz wiederholter niedriger Zustimmungswerte der Aktionäre behält Activision Blizzard mehrere, sich überschneidende Möglichkeiten für seinen CEO bei, überdimensionierte Aktienprämien zu erhalten, selbst wenn leistungsbezogene (...) Schwellwerte nicht erreicht wurden", heißt es in dem Schreiben. Die CtW Investment Group kritisierte, dass der Vergütungsvorschlag für Kotick einige Leistungsziele nicht im Einzelnen ausführen würde, während andere Ziele unter den Ergebnissen des Vorjahres liegen würden. Trotzdem soll die vorgeschlagene CEO-Vergütung nicht entsprechend gekürzt worden sein.

Gemäß der Angaben in dem Bericht hat Kotick seit 2016 fast 100 Millionen Dollar als Kombination aus Aktienoptionen und Kapital erhalten. Dieser Betrag wird als "durchweg höher als die Gesamtbezüge (...) von CEOs vergleichbarer Unternehmen" bezeichnet. Die "normalen Mitarbeiter" von Activision Blizzard verdienen in der Regel weniger als ein Drittel von einem Prozent der Einkünfte des Chefs.

Waiznegger (CtW Investment Group) schreibt, dass die Vergütung von Kotick diesmal von "besonderer Bedeutung" sei, angesichts der unsicheren Lage der Mitarbeiter, da (Anfang 2019) 800 Mitarbeiter trotz eines Rekordjahres entlassen wurden. Auch die Offenlegung der strategischen Geschäftsziele wird als "sehr mangelhaft" und "oberflächlich" beschrieben.

Auszug: "Wir stellen fest, dass drei dieser Ziele eindeutig mit dem Humankapitalmanagement zusammenhängen und Koticks offensichtliches Versagen, mehr als die Hälfte der angestrebten Performance-Ziele zu erreichen, stark darauf hindeutet, dass die Schieflage bei der Herangehensweise an das Humankapitalmanagement - die Verschwendung von Boni in Höhe von mehreren Millionen Dollar an den CEO, während Mitarbeiter mit Entlassungen konfrontiert sind - angegangen werden muss, bevor sie sich in tieferen betrieblichen Problemen manifestiert".

Activision Blizzard gab bezüglich dieses Berichts ein Statement gegenüber GameSpot ab und stellte den immensen Erfolg des Unternehmens seit 1990 in den Vordergrund. Unter der Führung von Bobby Kotick sei die Marktkapitalisierung von 10 Mio. Dollar auf 53 Mrd. Dollar gewachsen. "Über 90 Prozent der von Herrn Kotick angegebenen Vergütung ist leistungsabhängig und er hat für die Aktionäre von Activision Blizzard einen außergewöhnlichen Wert geschaffen", heißt es weiter.

Bobby Kotick befindet sich auf Platz 45 der Liste mit den "überbezahltesten Chefs" (Quelle). Im Jahr 2019 soll er 28,7 Mio. Dollar erhalten haben. Das Gehaltverhältnis "CEO:Worker" wird mit 306 angegeben, d.h. Kotick verdient 306 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter. In der Liste findet man außerdem Andrew Wilson, den Chef von Electronic Arts auf Platz 98. Er verdiente 35,73 Mio. Dollar (CEO:Worker: 371).
Quelle: GamesIndustry.biz, GameSpot, asyousow

Kommentare

Gamer81 schrieb am
Das Geld stammt bestimmt von Mikrotransaktionen virtueller Klamotten ???
Kajetan schrieb am
DonDonat hat geschrieben: ?07.06.2020 16:03 Leider sehe ich für ein Verhalten wie hier aber auch keine Lösung. Denn Gesetze gegen so eine massive Selbstbereicherung wird es nicht geben. Eventuell wäre eine Art Ethik-Index der bei jedem Investment immer und/oder aber ein Ethik-Index der beim Kauf des Produktes durch den Konsumenten mit darauf steht ein Schritt in die richtige Richtung?
Diese Idee wurde tatsächlich schon diskutiert, aber es gibt hier zwei Punkte, die zu bedenken sind: Derzeit hat die Politik kein Interesse daran so etwas vorzuschreiben (sollte EU-weit passieren) und solche Indizes haben die Angewohnheit, wie die Erfahrung aus anderen Bereichen zeigt, nur die schöne Hülle zu zeigen.
Aber ... es wäre ein Anfang. Ein erster Schritt. Man darf nie annehmen, dass diese Problematik mit einem einzigen Beschluss einfach so aus der Welt geschafft wäre. Wer hier effektive Änderungen haben will, muss viel Kraft und Geduld aufbringen.
Ansonsten habe ich mal drüber nachgedacht, wieso es überhaupt möglich ist, dass es Leute wie Kotick gibt und sehe da psychologische Parallelen zu der Waffen-Entwicklung der Menschengeschichte: je weiter ein Subjekt vom Ziel-Objekt entfernt ist (gemeint ist die emotionale aber indirekt auch die physische Entfernung), desto einfacher wird es das Ziel zu "dehumanisieren"/ objektifizieren. Oder mit völlig fiktivem, 800 Zahlen in einer Excel Tabelle zu entlassen ist viel einfacher als 800 John Johnsons, Alleinerziehender Vater von 2 Kindern, Maggy und Bart, letzterer leidet an Nierenkrebs und sie können sich gerade so ihre Wohnung außerhalb der Stadt leisten usw.
Leute wie Kotick gibt es immer. Dass sich aber sehr viele Leute wie Kotick an der Spitze großer Konzerne befinden, wo ihre Rücksichtslosigkeit entsprechende Folgen hat, ist (ganz, ganz einfach und verkürzt dargestellt) Folge der gesellschaftlichen Akzeptanz des Statussymbols "Geld". Mehr Geld haben ist ein weit verbreitetes gesellschaftliches Ziel und die Leute, die am...
Dunning-Kruger schrieb am
manu! hat geschrieben: ?07.06.2020 10:47 800 Entlassungen,Ziele nicht erreicht aber Verdienst von über 300 Mitarbeitern.Und nebenher wahrscheinlich noch ganz anderes.
Na lieber 800 entlassen und nur den Verdienst von 300 genehmigen, anstatt den Verdienst von allen 800 :D
Und alles unter 8 Stellen auf dem Konto (vor Komma) kann man schnell ausgeben. :Blauesauge:
DonDonat schrieb am
Ich bin schockiert, dass ich nicht schockiert bin, wenn ich (wieder) lese wie viel sich Kotick abzapft...
Leider sehe ich für ein Verhalten wie hier aber auch keine Lösung. Denn Gesetze gegen so eine massive Selbstbereicherung wird es nicht geben. Eventuell wäre eine Art Ethik-Index der bei jedem Investment immer und/oder aber ein Ethik-Index der beim Kauf des Produktes durch den Konsumenten mit darauf steht ein Schritt in die richtige Richtung?
Ansonsten habe ich mal drüber nachgedacht, wieso es überhaupt möglich ist, dass es Leute wie Kotick gibt und sehe da psychologische Parallelen zu der Waffen-Entwicklung der Menschengeschichte: je weiter ein Subjekt vom Ziel-Objekt entfernt ist (gemeint ist die emotionale aber indirekt auch die physische Entfernung), desto einfacher wird es das Ziel zu "dehumanisieren"/ objektifizieren. Oder mit völlig fiktivem, 800 Zahlen in einer Excel Tabelle zu entlassen ist viel einfacher als 800 John Johnsons, Alleinerziehender Vater von 2 Kindern, Maggy und Bart, letzterer leidet an Nierenkrebs und sie können sich gerade so ihre Wohnung außerhalb der Stadt leisten usw.
schrieb am