Verfolgte man im letzten Teil Pro Street noch einen neuen Weg, die Serie mehr auf Realismus zu trimmen, geht man inhaltlich mit Undercover wieder einen Schritt zurück: So rast ihr als verdeckter Ermittler wieder durch eine offene Welt - in diesem Fall Tri-City Bay, in der drei geographisch unterschiedliche Städte zusammengefasst und durch ein Highway-System miteinander verbunden werden. Insgesamt wird das Straßennetzwerk im neuesten Teil über 130 Kilometer umfassen. Daneben soll auch die Hintergrundgeschichte wieder in den Vordergrund gerückt werden, wobei man sich nicht nur durch die Verpflichtung der Schauspielerin Maggie Q ("Mission Impossible III", "Stirb langsam 4.0"), sondern auch in Sachen Regie, Drehbuch und Videonachbearbeitung Hilfe aus Hollywood holt.
Gerade bei den Verfolgungsjagden mit Cops müsst ihr den Verkehr sogar regelrecht als Waffe einsetzen. Sorgt ihr für einen Crash, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass auch eure Verfolger in den Unfall verwickelt werden und die Jagd abbrechen müssen. Im Vergleich zu den Vorgängern sollen die Cops im Spielverlauf deutlich zulegen und euch zunehmend das Leben schwer machen. Große Sorgen um euer Auto müsst ihr euch bei den rüden Rammattacken allerdings nicht machen, denn es gibt lediglich ein optisches Schadensmodell, das zwar ähnlich Pro Street für viele Kratzer und Beulen sorgt, aber das Fahrverhalten nicht negativ beeinflusst.
Um für filmreife Rennen und Verfolgungsjagden zu sorgen, hat man die Physik-Engine von Pro Street weiterentwickelt. Allerdings wurde das Fahrverhalten nicht weiter auf Realismus getrimmt, sondern in eine so genannte "Action Driving Physik-Engine" umgemodelt. Das Ergebnis: Ihr legt locker spektakuläre 180 Grad-Drehungen hin und driftet genau so spektakulär durch die Kurven wie in Hollywood-Filmen. Insgesamt soll Need for Speed: Undercover noch zugänglicher werden und dem Spieler das Gefühl vermitteln, in einem Actionstreifen mitzuspielen.
Ein Bestandteil darf bei Need for Speed seit Unterground nicht mehr fehlen: das Tuning. Auch für Undercover wollen die Entwickler wieder das volle Programm auffahren und lassen euch nicht nur das Aussehen mit Aufklebern, Felgen oder zig Lackvariationen, sondern auch die Leistung ordentlich aufbohren. Ebenfalls wieder mit dabei ist Autosculpt, mit dem ihr Teile wie die Motorhaube, Felgen oder Schweller nach eigenen Wünschen formen könnt.
Neben dem Storymodus, der euch mit mehreren Hundert Events über 30 Stunden lang unterhalten soll, werdet ihr auch wieder online durchstarten können. Leider wollten die Entwickler noch keine konkreten Informationen zu ihren Online-Plänen herausrücken - bleibt nur zu hoffen, dass sie dieses Mal einen stabilen Netzcode auf die Beine stellen können, denn die letzten beiden Teile waren aufgrund massiver Lags kaum spielbar.
Überhaupt sollte man dieses Mal vielleicht etwas mehr Feintuning in die Technik stecken: Zwar sehen die Kulissen bereits jetzt gut aus und bieten nicht nur viel Abwechslung sowie verschiedene Bodenbeläge, doch laufen die Rennen gegen bis zu acht Teilnehmer noch nicht wirklich flüssig über den Bildschirm. Klar, wir haben auch nur eine recht frühe Fassung auf der Messe zu Gesicht bekommen. Aber wenn man sich die letzten Teile in Erinnerung ruft, die allesamt mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen hatte, will man den Entwicklern das Versprechen nicht mehr so einfach abnehmen, dass in der finalen Fassung alles flüssig laufen wird. Aber noch bleibt ja genügend Zeit für Optimierungen...
Eindruck: Ich bin ernüchtert aus der Präsentation von Need for Speed: Undercover gekommen. Warum geht EA denn wieder einen Schritt zurück? Warum muss die Raserei zwanghaft mit einer klischeehaften Story verknüpft werden? Gerade im direkten Vergleich zu Midnight Club: Los Angeles wird sich Undercover schwer tun, da Take Twos Tuning-Raser der Konkurrenz nach aktuellem Stand vor allem technisch auf und davon fährt. Bei Need for Speed bleibt dagegen nur die Hoffnung, dass man die technischen Probleme der Vergangenheit (Stichtwort: Framerate & Lags) mit dem jüngsten Ableger endlich in den Griff bekommt. Vielleicht kann die Serie dann auch wieder in höhere Wertungsregionen vorfahren, doch momentan hält sich meine Begeisterung über den spielerischen Rückschritt trotz hollywoodreifen Fahrmanövern noch in Grenzen.
Ersteindruck: befriedigend