von Julian Dasgupta,

Project Copernicus: Weitere Impressionen & Vorwürfe

Nachdem 38 Studios in der vergangenen Woche sämtliche Entwickler entlassen musste, dürfte kaum noch Hoffnung bestehen für das vorläufig Project Copernicus getaufte MMORPG-Projekt. Sollte der Titel, der seit 2007 produziert wurde, je das Licht der Welt erblicken, dann vermutlich nur, weil sich ein Interessent - im wahrscheinlichsten Fall: ein aus Asien stammender Publisher - die Rechte und Assets aus der Konkursmasse sichert und das Ganze in Eigenregie weiterentwickelt.

Bis vor zwei Wochen hatte das Team Copernicus vollständig unter Verschluss gehalten. Mit einem kurzen Trailer feierte das Projekt dann sein öffentliches Debüt - vermutlich ein verzweifelter Versuch, Interesse zu generieren und Investoren anzulocken. Nachdem auch noch einige Screenshots aufgetaucht waren, hat Curt Schilling selbst weitere Impressionen auf Facebook veröffentlicht.

"Images from the most magical, breathtaking and awe inspiring world ever created. Images I was "allowed" to peek at along the way, when the team wanted us all to see the magical world we were building."

Das "Blame Game"

Derweil hat der einstige Baseball-Star schwere Vorwürfe gegen den Governeur des US-Bundesstaates Rhode Island erhoben. Der hatte sich in den vergangenen Tagen öffentlich über die Situation bei 38 Studios geäußert und Kingdoms of Amalur: Reckoning als "Flop" bezeichnet. (RPG hat sich laut Angaben Schillings 1,2 Mio. Mal verkauft. - Anm. d. Red.) Lincoln Chafee habe Versprechen nicht eingehalten und mit seinen Aussagen die Lage noch verschlimmert.

So hatte Chafee am 14. Mai verlauten lassen, man sei bemüht, die Solvenz von 38 Studios zu sichern. Kurz darauf habe sich ein Publisher (vermutlich: Electronic Arts - Anm. d. Red.) aus einem 35-Millionen-Dollar-Deal zurückgezogen, mit dem die Fortsetzung von KoA: Reckoning finanziert worden wäre. Im schlimmsten Fall könnte Schilling der Versuch, nach dem Ende der Sportkarriere sein Hobby zum Beruf zu machen, 50 Mio. Dollar kosten.

An anderer Stelle ließ Schilling durchblicken, warum 38 Studios drei Monate nach der Veröffentlichung von KoA: Reckoning in Geldnot geraten konnte. Von den Einnahmen habe 38 kaum etwas bekommen: Das Gros sei an EA gegangen, da die über den Publishingvertrag  Geldmittel vorgestreckt und die Produktion des Spiels von Big Huge Games finanziert hatten. Aus dem Kreditabkommen mit Rhode Island sei kein Geld gen Maryland geflossen, denn damit habe man das Hauptstudio in Providence (Project Copernicus) finanziert.

Chafee könnte die Situation durchaus nutzen, um sich als knallharter Sparfuchs mit Vorliebe für den freien Markt zu profilieren, denn der Deal mit 38 Studios war schließlich noch von seinem Vorgänger eingefädelt worden. Die Vorwürfe Schillings wies der Governeur knapp, aber erwartungsgemäß zurück: Natürlich wäre es ihm lieber, wenn aus 38 Studios eine Erfolgsgeschichte werde. Allerdings müsse er auch ehrlich gegenüber dem Steuerzahler sein.

Autor mischt sich ein

Im Kommentarbereich von Daily Kos meldete sich nun auch R.A. Salvatore zu Wort. Der Fantasy-Autor hatte für 38 Studios die Spielwelt von Reckoning und des MMORPGs samt eigenem Mythos und Background entwickelt. Er sei nach wie vor dem Projekt überzeugt und habe stets daran geglaubt, dass er auf sofortige Bezahlung verzichtet hatte. Salvatore hätte für seine Dienste 1,46 Mio. Dollar kassiert und später noch bis zu fünf Mio. Dollar über nachträgliche Gewinnbeteiligungen einstreichen können. Seine direkte Entlohnung wäre aber frühestens im Oktober fällig geworden - wegen der Pleite hätte der Schriftsteller also quasi umsonst gearbeitet.

38 Studios habe nicht um öffentliche Mittel gebettelt, sondern habe das Förderungsangebot von Rhode Island angenommen, weil Banken kaum größere Kredite gewähren wollten, so Salvatore. Er wünschte, er könnte der Öffentlichkeit das Spiel zeigen - die Welt, die Animationen und das Gameplay wären atemberaubend. Viele Zonen hätten schon in der frühen  Entwurfsphase besser ausgesehen als das, was in vielen fertigen Spielen zu besichtigen wäre.

Der MMO-Markt habe sich in den letzten sechs Jahren stark verändert, heißt es da auch mit dem Verweis auf EAs Mühen mit Star Wars: The Old Republic oder Warhammer Online. KoA: Reckoning sei 2500 Jahre vor Project Copernicus angesiedelt gewesen und habe nur einen absolut "winzigen Ausschnitt" des Spieluniversums gezeigt.

"A TINY slice of a past age that ties to the meta-story of Amalur in the way a tale of the Schism in the Catholic Church might relate to modern day Earth…yes, the world lore was THAT BIG."





Kommentare

Spunior schrieb am
ARG!
Vorherige Post stammt von mir. Aus versehen den "Ändern"-Button statt "Zitieren" angeklickt. Blöde Moderatoren-Rechte. Großes Sorry, Stargaze, ich konnte es leider nicht rückgängig machen. :P
Stargaze schrieb am
Asatas hat geschrieben:Ich finde es sehr sehr schade dass das Amalour Universum jetzt so den Bach runter geht aber wenn 1,2 Mio. Exemplare nciht ausreichen um halbwegs bei einer schwarzen Null rauszukommen läuft irgend etwas gewaltig schief.
Wenn irgendwo eine schwarze Null rauskommt, dann bei Electronic Arts, wo man das Projekt ja anscheinen im Prinzip komplett finanziert hat.
Nix mit "böses EA" oder so: In dem Fall wäre das ja auch mehr oder weniger legitim. Reckoning hätte sich dann vielleicht einfach deutlich besser verkaufen müssen, damit am Ende auch noch was für 38 Studios rausspringt.
Das Problem ist eher, dass sich das eigentliche Hauptprojekt zum Geldgrab entwickelt hat.
Kajetan schrieb am
Asatas hat geschrieben:6 Mille fürn Spieledrehbuch... nice! was ham die für überzogene Ansprüche?
Frag das diejenigen, die solche Summen bewilligt haben ...
Asatas schrieb am
6 Mille fürn Spieledrehbuch... nice! was ham die für überzogene Ansprüche?
Nefenda schrieb am
Aufjedenfall zuviel bla, der style ist cool, aber was das jetzt alles soll... Man könnte fast daran zweifeln das man sowas auch auf seriösen stillen wege regeln könnte. So machen sich alle einfach nur wieder lächerlich, aber immerhin kommen ihre namen in ne news. Mission complete! Oder wie notch sageb würde, oh ich wusste garnet das twitter direkt soviel aufmerksamkeit erregt...
schrieb am