Die erneute Verschiebung von
Cyberpunk 2077 auf den 10. Dezember 2020 sorgte für vielfältige Reaktionen. Neben weiteren Berichten über Überstunden und die Arbeitsbedingungen bei CD Projekt Red von
Jason Schreier, die auch ein bekannter deutscher Influencer aufgriff und bloß als "Rant" mit unzureichenden Informationen abtat (
sein Tweet wurde mittlerweile gelöscht), erhielten die Entwickler des verschobenen Rollenspiels mehrere Todesdrohungen.
Andrzej Zawadzki (Senior Game Designer) machte seine Erfahrungen und die einiger Mitarbeiter öffentlich. Er veröffentlichte einige "harmlose" Varianten der Nachrichten, die sie erhalten hatten. So bekamen sie nicht nur direkte Todesdrohungen, auch ihre Angehörigen wurden gezielt bedroht. "Todesdrohungen an die Entwickler zu schicken, ist (…) absolut inakzeptabel und einfach falsch", schrieb er. Es sollen daher entsprechende Maßnahmen gegen die Autoren der Nachrichten eingeleitet werden, schrieb er weiter. In Zwischenzeit hätte er aber viele positive Nachrichten erhalten und bedankte sich für die freundliche Unterstützung.
Auch auf die Berichte über die Überstunden, die Crunch-Phase und die Arbeitsbedingungen reagierte die Führungsetage von CD Projekt Red. Als Reaktion auf die Meldungen von Jason Schreier und der beispielhaften Erwähnung von einem Mitarbeiter, der bis zu
100 Stunden in einer Woche an dem Projekt gearbeitet hätte, sagte Adam Kicinski (CEO), dass die Krise im Studio "nicht so schlimm" sei und "nie schlimm war". Laut
PC Gamer sagte er: "Natürlich ist es eine Geschichte, die von den Medien aufgegriffen wurde und einige Leute haben heftig 'gecruncht', aber ein großer Teil des Teams 'cruncht' überhaupt nicht, seitdem sie ihre Arbeit beendet haben. Es geht hauptsächlich um die Qualitätssicherung, Ingenieure, Programmierer - aber es ist nicht so schlimm. Natürlich wird es etwas länger dauern, aber wir haben Rückmeldungen aus dem Team bekommen, dass sie sich über die zusätzlichen drei Wochen freuen, so dass wir keine drohende Gefahr für weiteren Crunch sehen."
Schon Ende September
twitterte Studioleiter Adam Badowski, dass der notwendige Crunch bzw. die zusätzliche Arbeit an einem Tag des Wochenendes "eine der schwersten Entscheidungen" war, die er je treffen musste. Er fügte hinzu, dass die Mitarbeiter "für jede zusätzliche Stunde, die sie investieren, gut entschädigt" werden sollen, was in der Branche nicht immer der Fall sei. Die Mehrheit des Teams würde diese notwendigen Maßnahmen verstehen, auch wenn damit ursprüngliche Versprechen (diesmal kein Crunch) gebrochen wurden.
"Zuallererst möchte ich mich im Namen des gesamten Vorstandes dafür entschuldigen, dass ich unser Versprechen gebrochen und ihr Vertrauen missbraucht habe. Wir haben den Zeitaufwand für die allerletzten Prozesse unterschätzt", sagte Adam Kicinski (CEO) in einer Konferenz mit Investoren über die
Verschiebung (
Dokumentation). Er sagte weiter, dass das Spiel auf dem PC und den Next-Generation-Konsolen "großartig" laufen würde und es im Prinzip auf diesen Plattformen veröffentlicht werden könnte. Cyberpunk 2077 bräuchte auf den aktuellen Konsolen etwas mehr Zeit zur finalen Optimierung. Diesen Zeitfaktor hätten sie unterschätzt. Auch Michal Nowakowski (Vice President of Business Development) spricht von notwendiger Optimierung, erwähnte auf Nachfrage aber noch weitere Bugs und Qualitätsprobleme, mit denen sie konfrontiert wären. Auch wenn drei Wochen nicht nach viel Zeit klingen würde, soll die zusätzliche Zeit auf jeden Fall helfen.
Außerdem wurde
erklärt, warum die Mitarbeiter in den Studios erst zeitgleich mit der Öffentlichkeit von der Verschiebung erfahren haben. Laut dem PR-Manager liegt das daran, dass das Unternehmen eine Aktiengesellschaft (mit öffentlich gehandelten Aktien) sei und solche wichtige Informationen nicht im Vorfeld an die Belegschaft weitergegeben werden dürfen.
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