von Marcel Kleffmann,

Cyberpunk 2077: Todesdrohungen gegen Entwickler; Statement zu Überstunden und Crunch; Verschiebung aufgrund der aktuellen Konsolen

Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) von Bandai Namco Entertainment Europe
Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) von Bandai Namco Entertainment Europe - Bildquelle: Bandai Namco Entertainment Europe
Die erneute Verschiebung von Cyberpunk 2077 auf den 10. Dezember 2020 sorgte für vielfältige Reaktionen. Neben weiteren Berichten über Überstunden und die Arbeitsbedingungen bei CD Projekt Red von Jason Schreier, die auch ein bekannter deutscher Influencer aufgriff und bloß als "Rant" mit unzureichenden Informationen abtat (sein Tweet wurde mittlerweile gelöscht), erhielten die Entwickler des verschobenen Rollenspiels mehrere Todesdrohungen.

Andrzej Zawadzki (Senior Game Designer) machte seine Erfahrungen und die einiger Mitarbeiter öffentlich. Er veröffentlichte einige "harmlose" Varianten der Nachrichten, die sie erhalten hatten. So bekamen sie nicht nur direkte Todesdrohungen, auch ihre Angehörigen wurden gezielt bedroht. "Todesdrohungen an die Entwickler zu schicken, ist (…) absolut inakzeptabel und einfach falsch", schrieb er. Es sollen daher entsprechende Maßnahmen gegen die Autoren der Nachrichten eingeleitet werden, schrieb er weiter. In Zwischenzeit hätte er aber viele positive Nachrichten erhalten und bedankte sich für die freundliche Unterstützung.






Auch auf die Berichte über die Überstunden, die Crunch-Phase und die Arbeitsbedingungen reagierte die Führungsetage von CD Projekt Red. Als Reaktion auf die Meldungen von Jason Schreier und der beispielhaften Erwähnung von einem Mitarbeiter, der bis zu 100 Stunden in einer Woche an dem Projekt gearbeitet hätte, sagte Adam Kicinski (CEO), dass die Krise im Studio "nicht so schlimm" sei und "nie schlimm war". Laut PC Gamer sagte er: "Natürlich ist es eine Geschichte, die von den Medien aufgegriffen wurde und einige Leute haben heftig 'gecruncht', aber ein großer Teil des Teams 'cruncht' überhaupt nicht, seitdem sie ihre Arbeit beendet haben. Es geht hauptsächlich um die Qualitätssicherung, Ingenieure, Programmierer - aber es ist nicht so schlimm. Natürlich wird es etwas länger dauern, aber wir haben Rückmeldungen aus dem Team bekommen, dass sie sich über die zusätzlichen drei Wochen freuen, so dass wir keine drohende Gefahr für weiteren Crunch sehen."

Schon Ende September twitterte Studioleiter Adam Badowski, dass der notwendige Crunch bzw. die zusätzliche Arbeit an einem Tag des Wochenendes "eine der schwersten Entscheidungen" war, die er je treffen musste. Er fügte hinzu, dass die Mitarbeiter "für jede zusätzliche Stunde, die sie investieren, gut entschädigt" werden sollen, was in der Branche nicht immer der Fall sei. Die Mehrheit des Teams würde diese notwendigen Maßnahmen verstehen, auch wenn damit ursprüngliche Versprechen (diesmal kein Crunch) gebrochen wurden.

"Zuallererst möchte ich mich im Namen des gesamten Vorstandes dafür entschuldigen, dass ich unser Versprechen gebrochen und ihr Vertrauen missbraucht habe. Wir haben den Zeitaufwand für die allerletzten Prozesse unterschätzt", sagte Adam Kicinski (CEO) in einer Konferenz mit Investoren über die Verschiebung (Dokumentation). Er sagte weiter, dass das Spiel auf dem PC und den Next-Generation-Konsolen "großartig" laufen würde und es im Prinzip auf diesen Plattformen veröffentlicht werden könnte. Cyberpunk 2077 bräuchte auf den aktuellen Konsolen etwas mehr Zeit zur finalen Optimierung. Diesen Zeitfaktor hätten sie unterschätzt. Auch Michal Nowakowski (Vice President of Business Development) spricht von notwendiger Optimierung, erwähnte auf Nachfrage aber noch weitere Bugs und Qualitätsprobleme, mit denen sie konfrontiert wären. Auch wenn drei Wochen nicht nach viel Zeit klingen würde, soll die zusätzliche Zeit auf jeden Fall helfen.

Außerdem wurde erklärt, warum die Mitarbeiter in den Studios erst zeitgleich mit der Öffentlichkeit von der Verschiebung erfahren haben. Laut dem PR-Manager liegt das daran, dass das Unternehmen eine Aktiengesellschaft (mit öffentlich gehandelten Aktien) sei und solche wichtige Informationen nicht im Vorfeld an die Belegschaft weitergegeben werden dürfen.

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Quelle: CD Projekt Red, Twitter, PC Gamer

Kommentare

CritsJumper schrieb am
butcho_cb hat geschrieben: ?29.10.2020 12:58 Aber bei all den, ... die mittlerweile draußen rumlaufen sollte es mich eigentlich nicht mehr wundern. :roll:
Nein, nein diese Screenagers laufen eben zu wenig draußen rum und haben zu viel Zeit für soziale Medien. Daher ist diese Gruppe auch leicht reizbar und besonders anfällig für Fake News und exzessives Verhalten.
Mitunter finden sie es eben normal, es ist da oft nicht ernst gemeint, aber die tun alles um Aufmerksam zu erhalten und in diesen Smart(phone) Medien wird dieses Verhalten mit höherer Reichweite und Reaktionen belohnt.
Wenn so etwas passiert, einfach Logs, Screenshots und Beweise sammeln und Anzeige erstatten. Noch besser: gar nicht lesen. Ist wie Spam, das schlimmste was man tun kann ist darauf zu reagieren.
Aber wie schon von anderen Genannt: Ist ein gesellschaftliches Problem - aktuell hilft nur damit gelassen Umzugehen und Routinen dafür anzulegen.
NPS schrieb am
Gefreece hat geschrieben: ?30.10.2020 17:07
NPS hat geschrieben: ?30.10.2020 15:49 Ich finde die ganzen "Todesdrohungen" lächerlich und peinlich. Zugleich fühlen die Entwicklern ja auch bestätigt, dass die Kasse voll klingelt. Die Fans habe ich kein Verständnis die wiederum extra sogar Urlaub genommen haben.
Ich bedenke meistens nur im Spiel, ob es überhaupt "reibungslos" läuft mit ohne schwere Bugs oder Glitch die keine möchte. Bei Mafia Remake hatte man gesehen trotz mit einigen Bugs. :?
Deutsch, Mutterkuschler, sprichst du es?!
Google Translate macht's möglich.
johndoe711686 schrieb am
kagrra83 hat geschrieben: ?04.11.2020 13:39 Glaubst du aber wirklich, dass von solchen Kids wirklich ne Gefahr ausgeht.
Wer sagt denn, dass das alles Kids sind? Reicht ja wenn ein Spinner dabei ist der sich in seinen Mitpostern bestätigt sieht und dann wirklich mal loszieht.
Ich denke, die Gefahr von solchen Leuten in sozialen Medien sollte man nicht unterschätzen.
Jazzdude schrieb am
kagrra83 hat geschrieben: ?04.11.2020 13:39
Jazzdude hat geschrieben: ?29.10.2020 13:00 Widerliches Gesindel. Wenn soziale Inkompetenzen auf totale Isolation und Anonymität des Internets treffen, ergibt das eine giftige Mischung.
Tut mir leid für die ohnehin schon kriechenden Entwickler. Ich hoffe dass niemand ernsthafte psychische Probleme aufgrund solcher Versager entwickelt.
Glaubst du aber wirklich, dass von solchen Kids wirklich ne Gefahr ausgeht.
Indirekt durchaus.
Eine Todesdrohung zu erhalten, so abstrakt sie auch sein mag, ist eine immense psychische Belastung. Eine, mit der viele nicht klar kommen. Da muss gar niemand aktiv physischen Schaden anrichten, um ihn herbeizuführen.
Leider nehmen das einige, eben auch die Droher (die das sicherlich häufig auch aus dem Affekt schreiben), nicht ernst genug.
kagrra83 schrieb am
Jazzdude hat geschrieben: ?29.10.2020 13:00 Widerliches Gesindel. Wenn soziale Inkompetenzen auf totale Isolation und Anonymität des Internets treffen, ergibt das eine giftige Mischung.
Tut mir leid für die ohnehin schon kriechenden Entwickler. Ich hoffe dass niemand ernsthafte psychische Probleme aufgrund solcher Versager entwickelt.
Glaubst du aber wirklich, dass von solchen Kids wirklich ne Gefahr ausgeht.
schrieb am