von Marcel Kleffmann,

Cyberpunk 2077: Führungskräfte von CD Projekt übernehmen die Verantwortung für den Zustand des Spiels; Mitarbeiter sollen dennoch ihre vollen Bonuszahlungen erhalten

Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) von Bandai Namco Entertainment Europe
Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) von Bandai Namco Entertainment Europe - Bildquelle: Bandai Namco Entertainment Europe
Die Führungskräfte von CD Projekt haben die Verantwortung für den aktuellen, mitunter ziemlich fehlerhaften Zustand von Cyberpunk 2077 (ab 28,09€ bei kaufen) übernommen und in einer E-Mail an die Mitarbeiter des Unternehmens (die Bloomberg vorliegt) versprochen, dass sie ihre vollständigen Bonuszahlungen erhalten werden, egal wie das Spiel bewertet wird. Zuvor war es der Plan, dass die Entwickler je nach Ergebnis bei den Wertungen bzw. Reviews (z.B. bei Metacritic) eine zusätzliche Vergütung erhalten sollten. Ein Bonus war demnach ab einer durchschnittlichen Wertung von 90 Punkten oder mehr vorgesehen.

"Ursprünglich hatten wir ein Bonussystem, das sich auf die Bewertungen des Spiels und die Einhaltung des Veröffentlichungstermins konzentrierte, aber nach reiflicher Überlegung glauben wir, dass dieses Maß unter den gegebenen Umständen einfach nicht fair ist", schrieb Adam Badowski, Studioleiter von CD Projekt Red und Creative Director von Cyberpunk 2077, in besagter E-Mail an die Mitarbeiter. "Wir haben den Aufwand und die Komplexität der Umsetzung unterschätzt - und trotzdem habt ihr alles getan, was ihr konntet, um ein ambitioniertes, besonderes Spiel zu liefern".

Jason Schreier (von Bloomberg) hat bisher noch keine Rückmeldungen von CD Projekt erhalten, erläuterte aber das Bonussystem des Unternehmens näher. Jeden Monat verteilten die Teamleiter der Firma bestimmte "Token" (Marken bzw. Zeichen), die dem Logo des Studios nachempfunden sind, an Mitglieder ihres Teams, die ihrer Meinung nach eine Auszeichnung verdient hätten, dies beschrieben drei (aktuelle und ehemalige) Mitarbeiter. Diese "Token" werden dann in Boni umgewandelt, wenn das Spiel bestimmte Kriterien erfüllte, wie z.B. Kritikerlob oder eine rechtzeitige Veröffentlichung.

Nach der jüngsten Umstellung werden auch diese Bonus-Auszahlungen garantiert, wenn Cyberpunk 2077 sich verzögert hätte und die Kritiken gemischter ausgefallen wären. Dieser Leistungsbonus wird zusätzlich zu den regulären jährlichen Gewinnbeteiligungen ausgezahlt.




In dem Zusammenhang sprach Jason Schreier erneut die häufiger in der Kritik stehenden Arbeitsbedingungen an, da die Struktur des Bonussystems im Prinzip dazu führen würde, dass Mitarbeiter "härter und vor allem länger" arbeiten wollen. Schon im September wurde berichtet, dass die Entwickler seit 2018 immer wieder exzessive Überstunden (Crunch) gemacht hätten. Das Unternehmen soll alle Mitarbeiter aufgefordert haben, in den Monaten vor der Veröffentlichung sechs Tage pro Woche zu arbeiten (wir berichteten). Diejenigen, die dem Bonussystem kritisch gegenüberstehen würden, teilten mit, dass es die Mitarbeiter implizit dazu ermutigen würde, in den Nächten und an den Wochenenden zu arbeiten, um zu zeigen, dass sie am härtesten arbeiten und dadurch einen Bonus verdienen würden.

Quelle: Bloomberg

Kommentare

KillingArts schrieb am
Mordegar hat geschrieben: ?13.12.2020 04:35 Mir kamen bisher nur kleinere Quest- und Technische Bugs unter, die sich durch Neuladen beheben ließen.
Keine Abstürze oder Performanceinbrüche, außer ich lass Raytracing Ultra laufen.
Auf dem PC ist es durchaus spielbar und bisher empfand ich keinen Bug als wirklich Spielfluss zerstörend.
Das mag mit DLSS so sein. Aber ich habe immer noch die GTX 1080 (da die 3080 weiterhin komplett vergriffen ist). Ich kann noch nicht mal auf niedrigsten Details die 60fps erreichen bei 3440*1440. Das ärgert mich schon. So toll sieht es auf alle nämlich gar nicht aus. Das sollte schon drin sein. Bei allen anderen Spielen geht auf dieser Auflösung locker high, zur Not einiges auf medium. Also, auch auf dem PC besteht Optimierungsbedarf.
Kajetan schrieb am
dx1 hat geschrieben: ?13.12.2020 20:54 Ich verstehe einfach nicht, warum sich angestellte Spieleentwickler nicht national, in der jeweiligen Freihandelszone oder gar global gewerkschaftlich organisieren. Gut, für global ist es vielleicht noch ein paar Jahrzehnte zu früh, aber je mehr home office, desto weiter entfernt vom Firmensitz kann man arbeiten.
Das nimmt schon Fahrt auf, weil der Leidensdruck endlich hoch genug ist. "Game Workers Unite" ist z.B. explizit international aufgestellt und hat schon Chapters in über 20 Ländern.
Andere Zweige der Unterhaltungsindustrie sind daran auch nicht zugrunde gegangen. Siehe z.B. Schauspieler-, Autoren- und Regisseur-Gewerkschaften in den USA. (SAG-AFTRA, Writers Guild of America, Directors Guild of America)
Ebend. Aber wie immer, muss das Kind erst in den Brunnen fallen, bevor die Leute merken, dass eine wie auch immer geartete Arbeitnehmervertretung grundsätzlich eine gute Sache ist. Und dass man nicht darauf warten braucht, dass die etablierten, alten Gewerkschaften ihren fetten, bräsigen Arsch in Bewegung setzen, weil sie mittlerweile selbst Teil des Problems sind, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen muss.
dx1 schrieb am
Mitarbeiter in Wettbewerb zueinander setzen ist doch noch harmlos gegen Teams in Wettbewerb miteinander setzen.
Im ersten Fall ist es manchen wichtig. Die arbeiten dann mehr, als gut für sie ist. Oder sie schieben anderen Fehler unter, schleimen rum, intrigieren. Anderen dagegen ist es so egal, dass sie pünktlich am Platz sitzen und auch pünktlich wieder nach hause gehen.
"Besser" ist es, Gruppenergebnisse zu belohnen. Damit hat man alle Effekte aus dem Einzelwettbewerb und obendrauf noch Druck, denn einige Gruppenmitglieder auf die Kollegen der Fraktion "mir egal" ausüben. So werden die Faulenzer noch schneller ausgesiebt.
Ich verstehe einfach nicht, warum sich angestellte Spieleentwickler nicht national, in der jeweiligen Freihandelszone oder gar global gewerkschaftlich organisieren. Gut, für global ist es vielleicht noch ein paar Jahrzehnte zu früh, aber je mehr home office, desto weiter entfernt vom Firmensitz kann man arbeiten.
Andere Zweige der Unterhaltungsindustrie sind daran auch nicht zugrunde gegangen. Siehe z.B. Schauspieler-, Autoren- und Regisseur-Gewerkschaften in den USA. (SAG-AFTRA, Writers Guild of America, Directors Guild of America)
Hamurator schrieb am
Hängt halt von der Unternehmenskultur ab. Bonussysteme, die in Zwang ausarten, sind keine Bonussysteme mehr, egal wie sie sich nennen. Ich bin in der Haltung da rangegangen, dass sie ein Zuckerl sind und mehr nicht.
SethSteiner schrieb am
Hamurator hat geschrieben: ?13.12.2020 18:00 Das meine ich mit "Kopf freimachen". Man darf sich da keinen Druck machen. Man braucht nicht alle Haustiere im Spiel.
Davon abgesehen wird häufig in Teams gearbeitet und jeder Entwickler darin arbeitet an anderen Komponenten. Ein Vergleich ist da in der Regel schwierig.
Nur ist "Kopf freimachen" ja nicht das Ziel. Sobald du soetwas einführst, führt es zu Druck, das weiß man auch, genau dafür gibt es das ja. Dieser Druck wiederum kann natürlich dazu führen, dass jemand mehr arbeitet und äh "die Kohle aus dem Feuer holt", das aber eben auch zum Preis von Fehlern oder dem Burnout. Und Cyberpunk ist dann wohl ein Paradebeispiel dafür, wie dieses System eben nicht funktioniert, weil entscheidend eben nicht die (extreme) Leistung des einzelnen Mitarbeiters ist, sondern deren Koordination und Planung. Besonders ad absurdum geführt wird diese Gamification, wenn man externe Faktoren, außerhalb der Kontrolle der Mitarbeiter miteinbezieht. Da kann jemand soviel Kohle aus dem Feuer geholt haben, dass ihn Japaner schon mit Stäbchen in die Urne tragen wollen, wenn dieser externe Faktor "nö" sagt, gibt es auf ein Mal kein Geld.
Das Management sollte sich mal den Kopf freimachen. Weg mit Arbeitnehmer-Achievments und stattdessen lieber mehr in Planungssicherheit und eine gute Arbeitsatmosphäre investieren. Boni kann man immer noch verteilen aber eben für alle, gern mit Staffelung (wer eh schon mehr kriegt, kriegt weniger), so wie bei der Corona-Prämie im öffentlichen Dienst. Das ist Wertschätzung für alle, statt Ausnutzung potentieller Workaholics.
schrieb am
Cyberpunk 2077
ab 28,09€ bei