von Benjamin Schmädig,

Angespielt: Alone

Alone (Adventure) von
Alone (Adventure) von - Bildquelle: Greenwood Games
Eigentlich wollte ich die erste Sichtung der Oculus-Rift-fähigen Spiele mit Super Mega Mega und Sonic Generations beenden. Doch dann stieß ich auf eine kurze Demo, die zeigt, warum das neue 3D-Gefühl so bedeutend für die Zukunft der Videospiele sein könnte: "Alone" tauft Greenwood Games das, woraus die beiden Gründer hoffentlich ein komplettes Spiel erschaffen werden.

Wer ein Oculus Rift besitzt, startet die Demo am besten selbst – sie dauert nur etwa zehn Minuten. Denn aufgrund ihrer Kürze ist es unvermeidlich, darüber zu sprechen ohne die wichtigsten Inhalte zu verraten. Wer sich so überraschen lassen will, wie es das Spiel vorsieht, sollte deshalb über die kommenden drei Abschnitte bis zum letzten Absatz springen.

Alone, übrigens nicht zu verwechseln mit "Alone in the Rift", trifft tatsächlich den Kern des Spiels. Denn man sitzt auf der Couch und spielt ein Videospiel. Nachts. Im großen Wohnzimmer eines Einfamilienhauses. Bei geöffneten Fenstern. Draußen weht der Wind durch die Bäume im Garten, das Holz knarzt leise. Ich schaue mich um: Hinter mir befindet sich ein Tresen, dahinter vermutlich eine Sitzecke. Da ich mich nur umsehen, aber nicht bewegen kann, bleiben manche Details in Winkeln und Ecken verborgen.

Die Figur des Videospiels auf dem großen Fernseher vor mir kann ich allerdings bewegen. Dieses Spiel im Spiel ist eine Art Resident Evil: Der Protagonist läuft durch ein altes Herrenhaus, die knappe Geschichte entschlüsselt er durch Notizzettel, die aus einem Tagebuch gerissen scheinen. "Diese alten Häuser machen seltsame Geräusche", steht da z.B. Habe ich gerade ein Geräusch in meinem eigenen Haus gehört?

Das ist der Clou: Was im Spiel passiert, scheint auch in dem Wohnzimmer zu geschehen. Ich lese einen Zettel, auf dem von Geräuschen auf dem Dachboden die Rede ist, als würde ein Körper über den Boden geschliffen werden. Kurz darauf höre ich über mir ein langes Knarren. Ich schaue hin - sehe aber nichts. Einen der stärksten Momente erlebe ich, nachdem ich eine Notiz gelesen habe. Von Stimmen im Kinderzimmer war da die Rede. Ich lege den Zettel beiseite, gehe weiter – und plötzlich flüstert mir eine Stimme von hinten ins Ohr. Blitzschnell drehe ich mich um und sehe: nichts. Noch nicht...

Kopfhörer sind natürlich unerlässlich. Doch wenn 3D-Brille und Klang so gut zusammenarbeiten wie hier, erzeugen sie ein eindringliches Erlebnis. Die große Stärke des Oculus Rift ist ganz allgemein das neue Raumgefühl, das Täuschen der Sinne, die sich tatsächlich in einer anderen Umgebung wähnen. Und es ist beeindruckend, wie Alone mit dieser neuen Wirklichkeit spielt. Das Ergebnis ist im besten Sinne erschreckend! Ähnlich wie es z.B. eXistenZ oder das spätere Inception auf der Leinwand taten, löst es die Grenze zwischen virtueller und realer Wirklichkeit so stark auf, dass eine spürbare Gefahr von der erlebten Wirklichkeit ausgeht – ein Erlebnis, das Filme und herkömmliche Spiele in dieser Form nicht bieten können.


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