von Jörg Luibl,

Sekiro: Shadows Die Twice - Erste Einschätzung

Sekiro: Shadows Die Twice (Action-Adventure) von Activision
Sekiro: Shadows Die Twice (Action-Adventure) von Activision - Bildquelle: Activision
Aktualisierung vom 21. März, 14 Uhr:

Am Freitag erscheint Sekiro: Shadows Die Twice (ab 42,29€ bei kaufen) für PC, PS4 und Xbox One. Wir können seit einigen Tagen auf der PlayStation 4 Pro spielen und versuchen euch so schnell wie möglich einen ausführlichen Test anzubieten; aktuell rechnen wir mit Montag.

Man kann neben den voreingestellten japanischen auch englische oder deutsche Texte sowie Sprachausgabe wählen, wobei die Lokalisierung gelungen ist; die Steuerung lässt sich frei belegen. Es gibt bekannter Weise keinerlei Online-Anbindung und keine Charakterauswahl oder Erschaffung, sondern man spielt in der vorgefertigten Rolle des Shinobi bzw. Ninja Sekiro, der jedoch viele Fähigkeiten entwickeln kann.

Mehr Souls-DNA als gedacht

Sekiro läuft weitgehend flüssig und zeigt sich technisch deutlich souveräner als frühere Titel von From Software. Vieles in der Spielwelt erinnert umgehend an Dark Souls 3, Bloodborne & Co - egal ob es um die visuelle Ästhetik, die stückweise Erkundung, Schätze in entlegenen Winkeln (da soll ich runterspringen? Ja!) , das Wiederholen von Kämpfen gegen auferstandene Feinde nach einer Rast, die Teleports zwischen freigeschalteten Arealen, die zu entdeckenden Händler, das Déjà-vu beim Entdecken einer Abkürzung in bekannte Gebiete, Heilmittel gegen diverse Schadenstypen wie Gift, Feuer etc. oder allgemeine Interaktionen geht.



Man hat ein sicheres Lager, wo man mit einer Ärztin, einem Bildhauer sowie einem untoten Samurai interagieren kann. Hier erhält man mitunter kleinere Aufgaben und sollte diese NSC auch mehrmals ansprechen, wenn man einen wichtigen Feind besiegt hat. Hier kann man z.B. mehr Heilflaschen bekommen, neue Prothesen anfertigen lassen und vor allem sollte man den Kampf mit dem Samurai üben. Und zwar üben, üben, üben.

Komplexes neues Kampfsystem

Denn bei allen Gemeinsamkeiten mit der Soulsreihe gibt es einen gewaltigen Unterschied: Man muss sich von der alten Taktik des Hit & Run weitgehend lösen, denn From Software inszeniert komplett dynamische Kämpfe, in denen kleine Nadelstiche samt Ausweichrolle nicht so wichtig sind wie der ständige Druck, also das erfolgreiche Kontern und Angreifen in einem cleveren Wechsel nahe am Gegner. Mit Bloodborne deutete man diesen Schritt hin zu einem offensiveren Stil an, der hier konsequent weiter verfolgt und auf eine neue Ebene geführt wird. All das beruht auf einer sehr innovativen Wechselwirkung von Lebenspunkten und Haltung, die man stückweise brechen kann.



Da man umdenken muss, wird man gerade gegen die mittleren Bosse zunächst viel Lehrgeld zahlen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Es gibt zwar keine Seelen. Aber man verliert die Hälfte seines Geldes sowie seiner Fähigkeitenpunkte, wenn man stirbt; außerdem sinkt die göttliche Gunst - also die Chance, vielleicht gar nichts von beidem zu verlieren, die zunächst bei 30% liegt. Außerdem darf man bekanntlich ein- bis zweimal direkt in einem Kampf wieder auferstehen, was wiederum ein Luxus ist, den die Soulsreihe nicht bot. Allerdings hat das bei zu häufigem Gebrauch bzw. Toden auch Folgen  und zwar für die Gesundheit aller NSC, die plötzlich zu husten anfangen. From Software gelingt jedoch eine faire Balance, denn man kann all den negativen Konsequenzen entgegen wirken.

Tenchu lässt grüßen

Diese universelle Auswirkungen erinnern ansatzweise an jene Welttendenz von Demon's Souls oder die Seuche aus Bloodborne. Trotzdem entsteht nicht nur im Kampf ein neues Spielgefühl, denn Hidetaka Miyazaki hat nicht ohne Grund den Klassiker Tenchu als Inspiration erwähnt. Einiges vom Geist der Reihe ist direkt spürbar: Gerade wenn man sich an eine Wand drückt, mit einem Keramiksplitter eine Wache anlockt und diese dann zu sich heran zieht und meuchelt, erinnert das fast eins zu eins an Rikimaru. Man kann sich auch unsichtbar machen, Feinden Asche ins Gesicht werfen, seine Geräuschdämpfung und Wahrnehmung verbessern etc.

Trotzdem ist Stealth hier eher ein cooler Zusatz, denn im Kern geht es nicht um die klassische Infiltration von Gebäuden und möglichst wenig Tote auf dem Weg zu einer Zielperson, sondern um freie Erkundung à la Souls, clevere Kills im Gelände (ohne Alarm auszulösen) und anspruchsvolle taktische Zweikämpfe, bevor einem die großen Bosse mit ihren mehreren Phasen das Bloodborne-Grinsen ins Gesicht zaubern. Aber Vorsicht: Auch sie wollen eure Haltung gezielt schwächen!



Action-Adventure oder Action-Rollenspiel?

Dabei sorgt auch der Greifhaken für eine temporeiche neue Dynamik. Man kann zwar nicht so frei wie in Bionic Commando schwingen, aber es entstehen unheimlich flüssige und schnelle Manöver inklusive kombinierter Angriffe bei der Landung oder Finisher von oben.  Was es wieder mit Tenchu und Souls verbindet ist das Trial & Error: Man wird sterben, sterben, sterben. Sekiro ist quasi From Softwares fieses Bootcamp für Soulsveteranen und ein gnadenloses Kampfabenteuer alter Hardcore-Schule.

Natürlich gibt es auch Kritikpunkte, viele Fragen sind noch offen, darunter Story, Schauplätze, Weltauswirkungen und Fähigkeitenbäume. Auch wenn Sekiro vielerorts im Gegensatz zur Soulsreihe als Action-Adventure und nicht als Action-Rollenspiel beschrieben wird, konnte sich From Software nicht wirklich davon lösen, dass man seinen Charakter entwickeln kann. Nicht nur über seine Prothese am linken Arm, sondern auch über komplett neue Kampfstile, Stärkungen passiver Fähigkeiten sowie körperlicher Merkamle wie Stärke und Vitalität.

Schwierigkeitsgrad: Unfair oder anspruchsvoll?

Da der Schwierigkeitsgrad (es gibt keine wählbaren Stufen) sehr hoch und die Spielwelt ähnlich komplex aufgebaut ist wie in der Soulsreihe, wissen wir noch nicht, ob wir den Test bis Freitag schaffen - das Embargo fiel heute um 14 Uhr.

Nochmal kurz zum Anspruch: Ja, der ist sehr hoch. Und aufgrund der vielfältigeren Angriffs- und Verteidigungsabläufe höher als in Bloodborne oder Dark Souls 3. Aber geht man da mit Respekt und Training ran, also setzt die Konter je nach Attacke und den eigenen Druck so ein, wie einem das von Beginn an erläutert und im Training mit Hanbei direkt gezeigt wird, wird man auch Erfolg haben.

"Game as a statement"

Man muss das auch mal philosophischer sehen, aus der Perspektive des Bushido und der Kampfkunst: Man spielt einen Shinobi, also einen Krieger, der den ganzen Tag nichts anderes macht als den Kampf zu üben. Nur mit Disziplin und Haltung kommt man weiter. Ich stecke noch mitten im Test, nicht weil Sekiro unfair ist (obwohl es da eine ver%$/$!"§$ Stelle gibt), sondern weil ich nicht gut genug bin.



Jeder kann selbst entscheiden, ob er sich dieser Herausforderung stellen will. Genau so wie jeder entscheiden muss, ob er einen Wälzer wie "Krieg und Frieden" lesen will - bricht man nach zehn Seiten ab, ist das vollkommen okay. Aber erst wenn man diesen Tolstoi gelesen hat, kann man an der qualitativen Debatte teilnehmen und diese Literatur im Vergleich zu anderer einschätzen. Überhaupt finde ich es klasse, dass sich From Software nicht weichspülen lässt. In den 80er Jahren waren diese Erfahrungen des Scheiterns in Kampf-Plattformern & Co auch normal. Das ist ein "Game as a statement", kein "Game as a service".

Gerade angesichts der hervorragenden Qualität der bisherigen Spiele muss sich Sekiro auf höchstem Niveau beweisen. Aktuell reicht es deshhalb nicht für einen Test, weshalb wir euch auf unbestimmt vertrösten müssen.

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

Letztes aktuelles Video: Spieluebersicht-Trailer



Kommentare

MannyCalavera schrieb am
Hat irgendjemand schon den "kopflosen" in der Höhle gelegt? Sehe da absolut kein Land
johndoe1966876 schrieb am
Für mich leider ein Fehlkauf.
Exploration wird mir nicht genug belohnt.
Wollte es eigentlich nicht kaufen, habe mich aber anstecken lassen.
Allen anderen weiterhin viel Spaß.
fanboyauf3uhr schrieb am
Stalkingwolf hat geschrieben: ?25.03.2019 07:00
Spiritflare82 hat geschrieben: ?25.03.2019 02:05 [ Üb doch am Schrein mit Hanbei, du wirst merken es ist echt fast wie ein Rhythmus Spiel wenn alles flutscht.
der Typ ist Wertlos, weil er nicht ansatzweise so dynamisch ist wie die Gegner in der Welt.
Jup, lieber an echten Gegnern trainieren, direkt an einem "Bonfire", so mach ich das.
fanboyauf3uhr schrieb am
Ich bin so geflashed von dem Game. Hammer. Weiß (noch) nicht ob es an Dark Souls oder Bloodborne ran kommt, aber auf jeden Fall ist das wieder ein richtiger FROM Hit allererster Güte. Finde es auch gut das sie was neues gemacht haben.
schrieb am
Sekiro: Shadows Die Twice
ab 42,29€ bei