Fans des sehenswerten Streifens Alita: Battle Angel erkennen schnell die ersten Parallelen zu Motorball, wo das Ziel ebenfalls darin besteht, auf Skates durch eine Arena zu düsen und den Spielball ähnlich wie beim Basketball in einem Korb zu versenken. Ganz so brutal wie im Film geht es bei Roller Champions zwar nicht zur Sache, dennoch wird hier ebenfalls ordentlich auf Tastendruck ausgeteilt, um Gegner zu blocken oder ihnen den Ball abzuluchsen. Es ist im Prinzip das zentrale taktische Mittel, das man dem angreifenden Team in der Verteidigung entgegensetzen kann.
Der Schlüssel für einen derart erfolgreichen Lauf liegt in einer Kombination aus Teamwork und Kontrolle. Innerhalb des Dreierteams können sich Mitstreiter z.B. darauf konzentrieren, dem Ballträger ein freies Rollfeld zu garantieren, indem gegnerische Spieler mit Schubsattacken aus dem Weg geräumt werden. Gleichzeitig kann auch der Ballträger versuchen, mit Sprüngen und Ausweichbewegungen einem Angriff zu entgehen. Um seine Laufgeschwindigkeit zu erhöhen, sollte man wie beim Skating in einer Halfpipe außerdem das Vert nutzen, um bei der Abfahrt mittels Pumpen der Schultertaste zusätzliches Tempo aufzubauen, um mögliche Verfolger abzuschütteln oder sich an die Fersen des Ballbesitzers zu heften. Darüber hinaus ist es möglich, die Kugel zu einem Teamkameraden zu passen, falls man in Bedrängnis gerät. Freie Mitspieler können einen solchen Pass sogar gezielt anfordern. Spätestens in Spielvariationen wie Hot Potato wird das Passspiel und schnelle Punkten sogar zur Pflicht, denn wird sich dort zu lange an der Kugel festgeklammert, geht sie irgendwann in einem Explosion hoch.
Bisher hinterlässt Roller Champions einen guten Eindruck: Die 3vs3-Partien bieten bereits eine ordentliche Spannung und Dynamik. Vor allem, weil jedes Team nach einem Ballverlust quasi wieder von vorne anfangen und vor dem nächsten Torversuch wieder eine komplette Runde absolvieren muss, kann es manchmal dauern, bis der erste Treffer fällt. Schön zudem, dass man für das Risiko belohnt werden kann, wenn man gleich mehrere Runden für den potenziellen „Super-Treffer“ kombiniert. Zwar kann man auch mit Bots spielen, doch erst mit anderen Spielern kommt erst richtig Freude auf – zumal man das Können der KI nicht einstellen darf. Praktisch: Vor jedem Matchmaking gibt es eine Prognose zur möglichen Wartezeit. Wer einfach nur ein paar Moves üben möchte, kann sich außerdem in einem Skatepark austoben, in dem auch die Einführung in die Spielmechaniken vorgenommen wird.
Verbesserungspotenzial sehe ich noch bei den Arenen: Grundsätzlich halten sich die Unterschiede in ähnlichen Grenzen wie bei Fußballstadien – hier wie dort ist das Layout des „Spielfelds“ genormt und lediglich das Drumherum fällt je nach Location etwas anders aus. Aber wo wir schon beim Vergleich zum Fußball sind, muss Roller Champions vor allem bei der Stimmung in den Stadien massiv zulegen. Zwar gibt es hier einen Kommentator, der sporadisch auf Ereignisse reagiert, aber das Mitfiebern und die Extase des Publikums kommt zum jetzigen Zeitpunkt irgendwie noch überhaupt nicht rüber, wenn man es z.B. mit einem FIFA 21 vergleicht. Selbst nach Treffern bleibt es bei einem belanglosen Grundrauschen und auch Bodychecks und Ballverluste erzeugen offenbar keine Reeaktionen im Publikum. Aber wer weiß: Vielleicht wirkt sich auch die Fanbase, die man im Laufe seiner Karriere immer weiter ausbauen kann, positiv auf die Stimmung in den Stadien aus – immerhin soll es in manchen Arenen Plätze für mehr als 100.000 Zuschauer geben.
Als alter Fan von Ballblazer bzw. Masterblazer (Amiga!) fände ich es außerdem eine tolle Idee, wenn sich das Tor nach jedem erfolgreichen Treffer oder jeder weiteren erfolgreich absolvierten Runde automatisch einen Tick verkleinern würde, um den Ziel-Anspruch beim Wurf zu erhöhen. Aktuell wirkt das Versenken der Kugel eher wie Formsache, sobald man sich in eine halbwegs komfortable Situation gebracht hat.
Da Roller Champions als Free-to-play veröffentlicht werden soll, wird die Monetarisierung hauptsächlich durch den Verkauf von kosmetischem Premium-Kram erfolgen, den man sich z.T. aber auch mit der Ingame-Währung „Wheels“ anschaffen darf. So kleidet man seinen Skater von Kopf bis zu den Rollschuhen ein oder entscheidet sich gleich für ein Komplett-Outfit. Natürlich darf auch die Einteilung der Items in Kategorien wie „gewöhnlich“, „legendär“ oder „episch“ nicht fehlen. Ich habe mittlerweile gelernt, diesen in meinen Augen bescheuerten Trend zu akzeptieren und zu ignorieren, sofern die Ausrüstung nur das Aussehen von Figuren, nicht aber die Spielerwerte verändert. Wer also Bock auf futuristischen Teamsport hat, kann sich auf den Beta-Start am 17. Februar und die finale Veröffentlichung freuen. Roller Champions hat durchaus das Zeug, mit seiner zugänglichen Steuerung und dem einfachen Spielprinzip in die Fußstapfen eines Rocket League zu treten. Auf jeden Fall ist es ein Hoffnungsschimmer für das Subgenre des Future Sports, aus dem u.a. Klassiker wie Speedball, das bereits genannte Ballblazer oder auch M.U.D.S. stammen.
Einschätzung: gut
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