Die E3 als führende Messe für Computer- und Videospiele hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung verloren. Manche Publisher wie Activision Blizzard, Sony oder Wargaming waren auf der Messe gar nicht mehr vertreten, während andere Hersteller wie Electronic Arts ihr "eigenes Ding" im Umfeld der Messe, aber ohne eigentliche Präsenz in den Messehallen, durchgezogen haben. Aber auch viele andere Unternehmen verlagern ihre Aktivitäten auf eigene Veranstaltungen oder Livestreams. Nintendo setzt z.B. seit mehreren Jahren auf eine Direct-Ausgabe anstelle einer Pressekonferenz.
Eurogamer berichtet auf Basis eines weiteren Medienberichts aus dem Umfeld des Veranstalters (ESA: Entertainment Software Association; Branchenverband), dass schon für das nächste Jahr eine weitreichende Umgestaltung der Veranstaltung vorgesehen sei. Laut Bericht soll die E3 2020 in ein "Fan-, Medien- und Influencerfestival" umgebaut werden. Bisher war die Messe vorwiegend für Fachbesucher und Medienvertreter gedacht - mit etwaigen Lockerungen in den vergangenen Jahren.
Der Bericht fußt auf einem Dokument mit Vorschlägen und Ideen für die Messe, das angeblich an die ESA-Mitglieder geschickt wurde (laut
GameDaily.biz). Das Kernelement des Dokuments ist die Idee, die branchenspezifische Veranstaltung in eine verbraucherfreundlichere Angelegenheit zu verwandeln. Die ESA-Mitglieder sollen bereits genehmigt haben, dass die Anzahl der Messe-Tickets für die Öffentlichkeit von 10.000 auf 25.000 angehoben wird. Auch die Gestaltung des Messegeländes könnte komplett verändert werden. Es sind acht bühnenartige "Experience Hubs" geplant, in denen die Besucher allerlei Influencer und Prominente beim Spielen von Videospielen beobachten können - z.B. könnten die Los Angeles Lakers ein Basketballspiel spielen. Ebenfalls erwähnt werden "Queuetainment" als Marketing-Möglichkeiten (während die Besucher auf die Demo warten) und eine App, mit der sich die Besucher für Demos anmelden können.
Da die ESA-Mitglieder jedoch Berichten zufolge die Pläne der ESA abgelehnt haben, die E3 zu einer reinen Verbraucherveranstaltung zu machen, gibt es Vorschläge, dass der erste Tag der Messe nur für Fachbesucher reserviert werden könnte - wie es seit Jahren auf der gamescom realisiert wird. Zugleich schlägt die Organisation auch "exklusive Terminvereinbarungen für ausgewählte Teilnehmer vor, die für Begeisterung und FOMO [Angst vor dem Verpassen] sorgen sollen". Außerdem wird vorgeschlagen, die "sozialen Möglichkeiten" der Branche zu nutzen, um Influencer und Prominente anzuziehen, die für "Bestätigung, Aufmerksamkeit und Begeisterung über die Medienkanäle außerhalb des Videospielraums hinweg" sorgen sollen. Solche positiven Narrative könnte man in Zukunft dazu nutzen, um "negative Videospielgeschichten" zu kontern, heißt es. Es werden auch "Paid Media Partnerships" (bezahlen Medienkooperationen) mit großen Medien wie CNBC vorgeschlagen, damit sowohl der mediale "Inhalt als auch die Botschaft kontrolliert" werden können.
Nichtsdestotrotz bleibt abzuwarten, welche Veränderungen an der E3 vorgenommen werden und welche Konzepte die Mitglieder der Entertainment Software Association akzeptieren und welche nicht. Allerdings bleibt festzuhalten, dass die ESA aktiv gegen den zunehmenden Bedeutungsverlust der Messe ankämpft. Die E3 2020 findet vom 09. bis zum 11. Juni 2020 in Los Angeles statt.