von Julian Dasgupta,

Ubisoft: Streitet mit THQ

Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft
Ubisoft (Unternehmen) von Ubisoft - Bildquelle: Ubisoft
Binnen weniger Jahre hat sich Montreal zu einem der Dreh- und Angelpunkte der Spielebranche entwickelt. Mit offensiven Bemühungen und großzügigen Förderungsangeboten  konnte der kanadische Bundesstaat Quebec zahlreiche Hersteller in die Stadt locken, in der Publisher wie Ubisoft, THQ, Electronic Arts, Eidos (jetzt Square Enix), Funcom und Warner Bros. mittlerweile große Studios aus dem Boden gestampft haben. 

Der Boom hat allerdings auch seine Nebenwirkungen: Der Wettbewerb um vor Ort ansässige Talente wird immer härter geführt.

Im vergangenen Juni hatte Patrice Désilets recht überraschend seinen Abgang von Ubisoft Montreal verkündet. Der Mann, der die Assassin's Creed-Reihe - Ubisofts bisher erfolgreichste Marke - miterschaffen und als Creative Director betreut hatte, wolle sich eine Kreativpause gönnen, hieß es da nur.

Dass Désilets seinen langjährigen Brötchengeber nicht ganz ohne neues Ziel verlassen hatte, dürfte kaum jemanden überraschen. Schon damals wurde in der Gerüchteküche spekuliert, der Designer habe längst mit THQ angebandelt. So war es dann auch in der Tat: Im Herbst gab THQ bekannt, dass man Désilets verpflichtet hat. Der Franko-Kanadier soll ab dem kommenden Sommer in Montreal ein neues Studio für den Hersteller aufbauen, welches im bereits vorhandenen Bürokomplex des Unternehmens angesiedelt sein wird. (Die einjährige 'Pause' ist das Resultat einer Wettbewerbsklausel in Désilets altem Arbeitsvertrag, Anm. d. Red.) Das Team werde sich um die Entwicklung neuer Marken kümmern, wurde noch angemerkt.

Neben der Aussicht, nach drei Assassin's Creed-Spielen etwas anderes produzieren zu können, dürfte THQ auch mit einem üppigen Gehalt geködert haben. Désilets hatte in den Jahren zuvor knapp 950.000 Euro bei Ubisoft verdient. Durch seine abrupte Kündigung verzichtete er zudem auf Boni in Höhe von fast 440.000 Euro, auf die er Anspruch gehabt hätte bei einem weiteren Verbleib im Unternehmen.

Fast zur gleichen Zeit wie Désilets kündigten seine vertrauten Kollegen Alex Drouin (Artistic Director), Mark Besner (Production Manager) und Jean-Francois Boivin. Dass der Abgang des Trios, welches sich mit Désilets eine Dauerkarte für eine Sportstätte in Montreal teilt, kein Zufall ist, dürfte Ubisoft schon damals vermutet haben.

Spätestens als THQs Danny Bilson im Herbst dann verlauten ließ, er habe drei Entwickler von Ubisoft Montreal auf expliziten Wunsch des Studiobosses in spe angeheuert, dürfte der Publisher dann die eigene Rechtabteilung bemüht haben. Der Grund: Laut einer weiteren Vertragsklausel ist es dem einstigen Angestellten ein Jahr lang untersagt, Mitarbeiter von Ubisoft abzuwerben.

Laut Game Informer konnte der Publisher Ende Januar schließlich eine einstweilige Verfügung gegen den Designer und seinen neuen Arbeitgeber erwirken, mit der das Wildern im alten Revier untersagt wird. Vor ein paar Tagen erließ der Richter noch eine weitere Verfügung gegen einen anderen ehemaligen Ubisoft-Mann, der trotz des früheren Gerichtsbeschlusses eine Angestellte Ubisofts mit der Aussicht auf eine Gehaltssteigerung von 60 Prozent zu THQ hatte locken wollen.


Kommentare

Game&Watch schrieb am
Wenn alle Leute weglaufen um wo anders unterzukommen, sollte sich der Boss dann nicht erstmal überlegen was gerade in seiner Firma schieflaufen könnte ?
Dr.Maier schrieb am
Allpb hat geschrieben:Ich persöhnlich denke das "Klausen" verboten werden sollten...
Abwerben von Mitarbeitern - Wenn das passiert sollte sich doch der Arbeitgeber fragen : Was mach ich falsch?!
Im fall von Ubisoft : Das X-te Assassins Creed
Naja im Sachen von Abwerben könnte es ja noch die klausel geben aber das man nach "rücktritt" 1 Jahr nirgends im eigenen Job bereich bei der konkurenz arbeiten darf ist doch scheisse?

Glaub mir, wenn du der boss dort bist und dir laufen die alle davon und du hast die klauseln, klagst du die alle. Dass die alle klauseln haben is auch klar, die entwickler sind ja verdammt wertvoll. Dass ist im vergleich das selbe, als würdest du dein ganzes erspartes aufs fensterbrett legen und dich darauf verlassen, dass eh keiner was nimmt, obwohl dir alle ratgeber sagen, dass das wahrscheinlich nicht die beste idee ist ;)
dcc schrieb am
Die sollen den Typen die Kohle wegnehmen. 950k Euro, auf 450k verzichtet...hallo?
Wenn man zu viel hat, verfällt man wieder dem Kindergarten. Darum sollte keiner so viel Kohle "verdienen", oder besser gesagt, den Arbeitern stehlen, die die eigentliche Arbeit gemacht haben
psyemi schrieb am
sind solche vertragsklauseln nicht verboten? wegen dem wettbewerb?
wohin sollen mitarbeiter denn wechseln ausser zu konkurrenz.
würden sich solche sperrverträge durchsetzen würde es bald für niemanden mehr ein hohes gehalt geben :D
unternehmen bezahlen nur dann freiwillig mehr wenn sie angst haben der schwer zu ersetzende mitarbeiter könnte woanders mehr verdienen.. :D
JEFFGORDON24H schrieb am
GameOC hat geschrieben:Mich kotzt es einfach an! Jeder klagt gegen jeden!
Kein Wunder das die Jungs zu THQ wechseln. Gibt mehr Kohle und dort muss man nicht schon wieder das X-te Assassins Creed entwickeln... darauf hätte ich auch keine Lust. Naja, soviel Kohle machen wie möglich, wa!
Falls man keine Lust mehr hat, wird man einfach verklagt mit der Hoffnung das man von der Bildfläche verschwindet und vielleicht auch der neue Arbeitgeber die Sache zu heiß wird... -> Entwickler arbeitslos -> Ubisoft freuts...
Du vergisst anscheinend (oder auch nicht) das es hier um Millionen von $ geht. Da würde ich denen auch nicht gerade helfen beim Abhauen.
schrieb am