von Marcel Kleffmann,

Analysten und ihre Trends für 2020: Switch Pro, Preise von PS5 und Xbox Series X, Cloud-Gaming-Einfluss & VR-Markt

Spielkultur (Sonstiges) von 4Players
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Zum Jahresbeginn sind mehrere Analysten und Marktforscher zu den Trends 2020 und ihren persönlichen Einschätzungen für das aktuelle Jahr von GamesIndustry.biz befragt worden. Die meisten Analysten schätzen, dass die Switch die meistverkaufte Konsole sein wird und sowohl PlayStation 5 als auch Xbox Series X für ca. 500 Euro erhältlich sein werden. Uneinig sind sich die befragten Personen, ob eine 4K-fähige Switch-Pro-Konsole zum Weihnachtsgeschäft erscheinen wird oder ob der VR-Markt dank Half-Life: Alyx den großen Durchbruch erleben wird. Cloud-Gaming sei für 2020 noch kein relevantes Thema.

Dr. Serkan Toto (Berater bei Kantan Games in Japan) ist felsenfest der Ansicht, dass in diesem Jahr eine leistungsstärkere Switch-Version (Switch Pro) erscheinen wird - wahrscheinlich für 399 Dollar. Die Switch Pro soll 4K unterstützen, größere Cartridges/Speicherkarten nutzen können und weitere verbesserte Systemkomponenten umfassen. Er geht davon aus, dass die Konsole zum Weihnachtsgeschäft 2020 zusammen mit einem "Systemseller" von Nintendo erscheinen wird, um Microsoft und Sony Konkurrenz zu machen.

PlayStation 5 und Xbox Series X sollen relativ ähnlich sein - in Bezug auf Hardware-Spezifikationen, Preisgestaltung und Features (im Vergleich zur aktuellen Generation). Jüngsten Gerüchten nach soll die RDNA-v2-Grafikeinheit der PlayStation 5 mit 36 Compute Units @ 2 GHz ungefähr 9,2 Teraflops theoretisch/rechnerisch leisten können (Speicher: GDDR6 @ 448 GByte/s). Bei der Xbox One X sollen 56 Compute Units @ 1,675 GHz für 12 Teraflops sorgen - gleiche RDNA-v2-Architektur (Speicher: GDDR6 @ 560 GByte/s). Beide Konsolen setzen auf eine Zen-2-CPU mit acht Kernen und 16 Threads (Quelle: Eurogamer, Golem). Die Vergleichbarkeit auf Teraflop-Basis mit den aktuellen Konsolen ist jedoch schwierig, da sich die RNDA-Architektur klar von der aktuellen GCN-Architektur unterscheidet.

Serkan Toto ist der Ansicht, dass Microsoft mit der Xbox Series X die Startprobleme wie bei der Xbox One auf jeden Fall vermeiden möchte - wie z.B. die ehemaligen Beschränkungen beim Verleihen von Spielen etc. PlayStation 5 und Xbox Series X sollen 499 Dollar kosten. Er erwartet, dass Microsoft und Sony in diesem Jahr nur eine Variante der jeweiligen Konsole rausbringen werden und andere (günstigere) Editionen später kommen sollen. Handheld-Versionen der Konsolen sind seiner Ansicht nach nicht geplant, ein Nachfolger von PlayStation VR (PSVR 2) hingegen schon.

Er ist außerdem der Ansicht, dass Microsoft weitere "größere Spiele" auf Switch veröffentlichen wird. Cloud-Gaming via Project xCloud auf Switch hält er (2020) für unwahrscheinlich. Cloud-Gaming soll 2020 seinen "ersten großen Moment" erleben und die Zukunftsfähigkeit in einem größeren Maße zeigen. Amazon und Netflix sollen ihre Cloud-Gaming-Pläne ebenfalls vorstellen. Sein Geld würde der Berater jedoch auf Project xCloud von Microsoft setzen, da das Streaming auf Smartphones via 5G direkt möglich sei.

Die Abo-Dienste sollen weiter ausgebaut werden. Toto schätzt, dass Sony sowohl PlayStation Now als auch PlayStation Plus in ein Paket überführen wird. Nintendo wird N64-Spiele in Nintendo Switch Online einbauen. Apple Arcade soll in diesem Jahr bereits "sein Feuer verlieren". Last but not least schätzt er, dass Nintendo ein großes Spiel auf den Mobile-Markt bringen wird, vielleicht The Legend of Zelda oder Super Smash Bros.

Mat Piscatella (NPD Group; US-Marktforschung) prognostiziert, dass der Hardware-Markt in diesem Jahr von Nintendo Switch dominiert wird, obgleich die Verkäufe der Nintendo-Konsole im Vergleich zu den vorherigen Jahren abnehmen werden. Die Verkaufszahlen von PS4 und Xbox One sollen weiter (stark) zurückgehen, schließlich erscheinen am Ende des Jahres die Next-Generation-Konsolen. Ein ähnlicher Abwärtstrend wird für die Software-Verkäufe erwartet. Piscatella schätzt, dass sich die Switch noch bis 2022 sehr gut verkaufen wird und bis dahin vor PS5 und Xbox Series X liegen wird.

Das Wachstum des Virtual-Reality-Marktes durch Oculus Quest aus dem Jahr 2019 soll 2020 durch Half-Life: Alyx weitergehen. Piscatella denkt, dass auch Sony in dem Marktumfeld mehr Geld für PSVR-Marketing ausgeben wird. Große Chancen für Cloud-Gaming sieht er 2020 nicht, da Infrastruktur (Breitbandausbau), Inhalte und Preismodell noch nicht bereit wären. Trotzdem geht er davon aus, dass Microsoft mit Project xCloud an den Start gehen wird und PlayStation Now von dem PS5-Start profitieren dürfte.

Piers Harding-Rolls (IHS Markit Technology) erwartet für 2020, dass die meistverkaufte Konsole Nintendo Switch sein wird, u.a. aufgrund des Verkaufsstarts von Switch Lite in China. Im Gegensatz zu Serkan Toto sieht er keine Chance für eine "Switch Pro". Er ist der Ansicht, dass sich die PlayStation 5 besser als die Xbox Series X verkaufen wird, da es weniger Plattform-Wechsler aufgrund der Abwärtskompatibilität und der Markentreue geben wird. Die Preise von PlayStation 5 und Xbox Series X sollen ähnlich hoch sein, aber höher als bei der PlayStation 4 (399 Dollar) ausfallen. Seinen Ausführungen nach wäre es besser, wenn Microsoft und Sony ihre "kleinen Versionen" der Next-Generation-Konsolen erst später auf den Markt bringen würden.

Er geht davon aus, dass die Auswirkungen von Cloud-Gaming-Diensten auf die bestehenden Konsolen-, PC- und Mobile-Märkte im Jahr 2020 nur minimal sein werden, aber allmählich ansteigen. Es soll erst eine deutliche Verzögerung zwischen den getätigten Investitionen der Unternehmen in das Cloud-Gaming und den tatsächlichen Auswirkungen auf den Markt geben. Ein deutlicheres Wachstum sei ab 2022 zu erwarten ist. Half-Life: Alyx wird den VR-Markt anschieben, aber die stärksten Effekte sollen Standalone- und Mobile-Headsets haben, solange Facebook sicherstellt, dass genug Oculus-Quest-Exemplare verfügbar sind - dann wird auch PlayStation VR von Oculus Quest geschlagen. PlayStation VR 2 erwartet Piers Harding-Rolls erst nach dem PS5-Release im Jahr 2021.

Die Zahl der Spiele-Abonnementdienste wird weiter zunehmen, aber die groß angelegte Verlagerung auf diese Form der Monetarisierung, wie im Video- und Musikbereich, ist laut dem Analysten von IHS Markit Technology nicht in Sicht. Gerade die Kombination mit anderen Formen der Monetarisierung, insbesondere Mikrotransaktionen, hält er für effektiv. Apple würde mit Arcade einen anderen Ansatz wählen und soll Ende 2020 ca. 12 Mio. Abonnenten haben. Außerdem ist er der Ansicht, dass zeitlich begrenzte Exklusivrechte und mehrstufige Vertriebsstrategien für Spielinhalte weiter zunehmen werden, was zu Verwirrung und Unzufriedenheit bei den Verbrauchern führen wird - dies wird, wie der Online-Video-Bereich, in den nächsten Jahren zu einem stärker fragmentierten und verwirrenden Marktplatz führen.

Die Glaskugel von Stephanie Llamas (Superdata XR) prognostiziert, dass mehr AAA-Titel für VR-Geräte erscheinen werden. Oculus Quest wird sich 1,8 Mio. Mal verkaufen (Ende 2019: 600.000). Im Wettbewerb gegen PSVR wird der Preis von Oculus Quest weiter sinken. 2020 sei trotzdem nicht das Jahr, in dem Virtual Reality der Massenmarkt-Durchbruch gelingen wird, aber mit Oculus Go, Oculus Quest und PSVR seien die ersten Schritte getan. "Location-based VR" sei ein wichtiger Faktor, damit die potenziellen Nutzer mit Virtual Reality in Kontakt kommen können. "Social XR" via Facebook soll die VR-Isolation beenden. AR-Headsets/Brillen seien 2020 noch in weiter Ferne.

Jesse Divnich (Interpret) kann nicht einschätzen, wohin der Virtual-Reality-Markt 2020 tendieren wird, aber er schätzt, dass die Beliebtheit von Fortnite weiter abnehmen wird. Das Spiel wird es schwer haben, den aktuellen Marktanteil zu halten, zumal die Nutzerbefragungen den Schluss zulassen würden, dass die Spieler die Fortnite-Updates nicht mehr so euphorisch erwarten würden. Dafür soll 2020 das Jahr von Apex Legends werden, schon mit Season 3 hatte Respawn Entertainment gezeigt, wie man "alte Spieler" zurückholt.

Letztes aktuelles Video: Special Fünf grosse Rollenspiele in 2020

Quelle: GamesIndustry, Eurogamer, Golem

Kommentare

yopparai schrieb am
Du ignorierst den wichtigsten Einwand: Die Tatsache, dass man den Entwicklern damit nur unnötige Knüppel zwischen die Beine wirft für ein Gadget, das kaum einer kauft. Frag mal Sega nach deren Erfahrungen mit Add-on-Hardware. Den Mist will keiner haben, außer ein paar Nerds, selbst wenn er spottbillig ist. Das war in den 90ern so und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das heute anders ist, *insbesondere* unter Berücksichtigung des hohen Anteils an Familien unter Nintendos Nutzerbasis.
Ein ?Beschleuniger-Dock? mag technisch machbar sein (vorausgesetzt, der USB-Port ist entsprechend ausgerüstet, was er - nochmal - im Falle der Switch sehr wahrscheinlich nicht ist), ist aber wirtschaftlich und strategisch völliger Unsinn für die Switch.
GrinderFX schrieb am
yopparai hat geschrieben: ?06.01.2020 18:17
Dennis4022 hat geschrieben: ?06.01.2020 17:36Ich bin da kein Profi, aber könnte man nicht im Dock einen Chip verbauen und die Switch so eben nur dort zur 4K-Konsole machen und mobil bleibt sie eher klassisch?
Das wird immer mal wieder vorgeschlagen, aber denk das Ganze mal durch: Vorausgesetzt, der verbaute USB-Controller ist dafür überhaupt schnell genug (und nebenbei bemerkt ist er das sehr wahrscheinlich nicht), hättest du das Bandbreitenproblem zum RAM immer noch. Das sitzt ja in der Konsole. Und 4K-Ausgabe verschärft es noch deutlich, denn du hast bei 4K 9 mal so viele Pixel zu füttern wie bei 720p, und das u.U. mehrfach pro Frame. Um das zu beheben könnte man auch RAM ins Dock stecken. Dann fehlt dir aber nur noch ne billige CPU und du hast quasi ne ganze Dock-Konsole gebaut, was schlicht zu teuer ist. So ein Dock würde schon allein an 300? kratzen.
Also wozu? Dann kannst du?s auch getrennt lassen. Vor allem, weil du so deinen Entwicklern noch mehr Aufwand abverlangst.
Es *gibt* ja tatsächlich externe GPU-Boxen für Laptops. Aber die sind nicht umsonst scheißteuer. Und wir reden bei Nintendos Kunden auch nicht von den gleichen, die sich Day One ne XBox Series X für hunderte Euros hinstellen, wir reden zum großen Teil von Familien, Gelegenheitszockern und Zweitgerätebesitzern. Ich glaube der Anteil der Nintendo-Kunden, der unbedingt 4K will, der ist nur in den Foren relativ hoch, aber nicht draußen an den Ladekassen.
Ryan2k6 hat geschrieben: ?06.01.2020 17:50 Sorry, aber ich hatte noch einen Gameboy, ja 5h Spielzeit finde ich nicht gerade viel, falls das überhaupt wirklich 5h sind, ich habe nur ne alte Switch und die schafft keine 5h (mehr). Wie viel hatte der (3)DS?
Ja es sind über 5 bei Zelda, sonst auch mal deutlich mehr. https://www.pcgameshardware.de/Nintendo ... t-1297079/
Und der 3DS hatte etwa 3-5, je nach Einstellungen und Spiel. https://www.nintendo.de/Hilfe/Nintendo- ... 42771.html
Google hilft.
Doch,...
yopparai schrieb am
Wenn du den Links folgst, dann siehst du, dass der ?großzügig geschätzte? Wert ein Test der PCGH ist. Der 3DS-Wert kommt von Nintendo und deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. 10h mit dem 3DS stimmt einfach nicht.
Und wenn du ernsthaft 90min Laufzeit hattest, dann hättest du das Ding vielleicht mal einschicken sollen.
DitDit schrieb am
yopparai hat geschrieben: ?06.01.2020 20:21 Normalerweise reagier ich auch nicht so. Aber wenn du mit jemandem argumentierst, dann ist es durchaus angebracht, sich zumindest die einfach ermittelbaren Fakten selbst zusammenzusuchen. Dann wär dir auch aufgefallen, dass die 5h durchaus im normalen Rahmen liegen und eher der Gameboy die Ausnahme war. Aber ja, tut mir Leid, den Ton hätte ich besser treffen können.
Mit DS und 3DS hatte ich locker das doppelte von 5 Stunden Laufzeit. Google liefert komische Werte.
Wenn man den 3D Effekt beim 3DS ausgemacht und nicht gerade die Grafikaufwändigsten neusten Titel gespielt hat, hat es sogar noch länger gehalten.
Meine erste Revision Switch hat bei Zelda BoTW und Mario Odyssey 90-120 Minuten gehalten danach musste aufgeladen werden. 5 Stunden sind zwar besser aber wahrscheinlich auch großzügig geschätzt.
yopparai schrieb am
Ryan2k6 hat geschrieben: ?06.01.2020 20:32 Dass eine Pro aber gleichzeitig auch einen Shrink bringen würde, ist wiederum Spekulation deinerseits.
Dem kann ich nicht widersprechen. Bei Nintendo weiß man das nie. Theoretisch könnten sie sogar die aktuelle Version per Softwareupdate zur ?Pro? machen, dann hättest du genau den beschriebenen Fall. Die nötigen Kühlung hat sie ja bereits.
schrieb am